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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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darüber schreiben, wie ich von den Seinigen aufgenommen wurde.“
    Das wirkte. Er zeigte neben sich auf den kostbaren Smyrnateppich.
    „Setz dich!“
    Dann befahl er dem Negerknaben, welcher vor ihm kauerte, um seine Pfeife zu bedienen, Kaffee und mir eine Pfeife zu bringen.
    Auch meine Sandalen wurden geholt, die ich sofort wieder anlegen mußte. Dann saßen wir rauchend und trinkend beieinander, als ob wir ein paar alte Bekannte seien. Er schien immer mehr Freude an mir zu finden, und um mir dies durch die Tat zu beweisen, ließ er meine beiden arnautischen Aghas eintreten. Er machte ihnen ein Gesicht, welches ihnen nichts weniger als ein großes Glück verkündete, und sagte:
    „Ihr solltet diesen Bey zu mir holen?“
    „Du befahlst es, o Herr!“ antwortete der eine.
    „Ihr habt nicht gegrüßt! Ihr habt eure Schuhe anbehalten! Ihr habt ihn sogar einen Ungläubigen genannt!“
    „Wir taten es, weil du ihn selbst so nanntest.“
    „Schweig, du Hund, und sage, ob ich ihn wirklich so genannt habe!“
    „Herr, du hast – – –“
    „Schweig! Habe ich ihn einen Ungläubigen genannt?“
    „Nein, o Pascha.“
    „Und doch hast du es behauptet! Geht hinunter in den Hof! Es soll ein jeder von euch fünfzig Streiche auf die Fußsohlen erhalten. Meldet es draußen!“
    Das war wirklich ein allerliebster Freundschaftsbeweis gegen mich. Fünfzig Hiebe? Es war doch zu viel! Zehn oder fünfzehn hätte ich ihnen gegönnt. So aber mußte ich mich ihrer annehmen.
    „Du richtest gerecht, o Pascha“, meinte ich daher. „Deine Weisheit ist erhaben, aber deine Güte ist noch größer. Die Gnade ist das Recht aller Kaiser, aller Könige und Herrscher. Du bist der Fürst von Mossul, und du wirst deine Gnade leuchten lassen über diese beiden Männer!“
    „Über diese Halunken, die dich beleidigt haben? Ist dies nicht ebenso, als ob sie mich beleidigt hätten?“
    „Herr, du stehst so erhaben über ihnen wie der Stern über der Erde. Der Schakal heult die Sterne an, diese aber hören es nicht und leuchten fort. Man wird im Abendland deine Güte rühmen, wenn ich erzähle, daß du meine Bitte erfüllt hast.“
    „Diese Hunde sind es nicht wert, daß wir ihnen vergeben; aber damit du siehst, daß ich dich lieb habe, so mag ihnen die Strafe erlassen sein. Packt euch fort, und laßt euch heute nicht mehr vor unserm Angesicht sehen!“
    Als sie das Zimmer verlassen hatten, erkundigte er sich:
    „In welchem Land bist du bisher zuletzt gewesen?“
    „In Gipt. Und dann kam ich durch die Wüste herüber zu dir.“
    Ich sagte so, weil ich keine Lüge machen wollte und ihm doch auch nicht sagen konnte, daß ich bei den Haddedihn gewesen sei.
    „Durch die Wüste? Durch welche? Doch durch die Wüste des Sinai und von Syrien! Das ist ein böser Weg; aber danke Gott, daß du ihn eingeschlagen hast!“
    „Warum?“
    „Weil du sonst unter die Schammar-Araber geraten und von ihnen ermordet worden wärest.“
    Wenn er das gewußt hätte, was ich ihm verschwieg!
    „Sind diese Stämme so schlimm, Hoheit?“ fragte ich.
    „Es ist ein freches, räuberisches Gesindel, welches ich zu Paaren treiben werde. Sie zahlen weder Steuer noch Tribut, und daher habe ich bereits begonnen, sie zu vernichten.“
    „Du hast deine Truppen gegen sie gesandt?“
    „Nein. Die Arnauten sind zu besseren Dingen zu gebrauchen.“
    Diese ‚besseren Dinge‘ waren leicht zu erraten; Ausrauben der Untertanen, um den Pascha zu bereichern.
    „Ah, ich errate!“
    „Was errätst du?“
    „Ein kluger Herrscher schont die Seinen und schlägt die Feinde, indem er sie untereinander entzweit!“
    „Allah il Allah! Die Nemsi sind keine dummen Menschen. Ich habe es wirklich so gemacht.“
    „Ist es gelungen?“
    „Schlecht! Und weißt du, wer die Schuld daran trägt?“
    „Wer?“
    „Die Engländer und ein fremder Emir. Die Haddedihn sind die tapfersten unter den Schammar. Sie sollten aber vernichtet werden, ohne daß das Blut eines der Meinen floß, und so sandten wir drei andere Stämme gegen sie. Da kam dieser Engländer mit dem Emir und warb andere Stämme, welche den Haddedihn halfen. Meine Verbündeten wurden alle getötet oder gefangen genommen. Sie haben den größten Teil ihrer Herden verloren und müssen Tribut zahlen.“
    „Zu welchem Stamm gehörte dieser Emir?“
    „Niemand weiß es; aber man sagt, daß er kein Mensch sei. Er tötet des Nachts den Löwen allein; seine Kugel trifft viele Meilen weit, und seine Augen funkeln im Dunkeln wie das

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