12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem
Feuer der Hölle.“
„Kannst du seiner nicht habhaft werden?“
„Ich werde es versuchen, aber es ist sehr wenig Hoffnung dazu vorhanden. Die Abu Mohammed haben ihn bereits einmal gefangen genommen; er ist ihnen jedoch durch die Luft wieder davongeritten.“
Der gute Pascha schien ein wenig abergläubisch zu sein. Er hatte keine Ahnung davon, daß dieser Teufelskerl soeben mit ihm Kaffee trank.
„Von wem hast du dieses erfahren, Hoheit?“
„Von einem Obeïde, welcher mir als Bote gesandt wurde, als es bereits zu spät war. Die Haddedihn hatten die Herden bereits weggenommen.“
„Du wirst sie bestrafen?“
„Ja.“
„Sogleich?“
„Ich wollte, aber ich muß ihnen leider noch eine Frist gewähren, obgleich ich meine Truppen bereits vollständig zusammengezogen habe. Warst du schon in den Ruinen von Kufjundschik?“
„Nein.“
„Dort ist alles Militär versammelt, welches gegen die Schammar ziehen sollte; jetzt aber werde ich die Leute nach einem andern Ort schicken.“
„Darf ich fragen wohin?“
„Das ist mein Geheimnis, und niemand darf es erfahren. Du weißt wohl auch, daß diplomatische Heimlichkeiten sehr streng bewahrt werden müssen.“
Jetzt trat der Mann ein, den er vorhin mit dem Auftrag weggeschickt hatte, einen mit Zahnschmerzen Behafteten ausfindig zu machen. Ich suchte ihm das Ergebnis seiner Forschung am Gesicht abzulesen, denn es war mir keineswegs angenehm, mit dem alten Geisfuß oder mit dem Zangenungetüm in die Zahnpalisaden eines Arnauten Bresche reißen zu müssen – und zwar schmerzlos, wie es jedenfalls verlangt wurde.
„Nun?“ fragte der Gouverneur.
„Verzeih, o Pascha; ich habe keinen Menschen gefunden, welcher an Disch aghrisi leidet!“
„Auch du selbst leidest nicht daran?“
„Nein.“
Mir wurde das Herz leicht. Der liebenswürdige Pascha wandte sich bedauernd zu mir:
„Es ist schade! Ich wollte dir Gelegenheit geben, deine Kunst bewundern zu lassen! Aber vielleicht findet sich morgen oder übermorgen einer.“
„Morgen und übermorgen werde ich nicht mehr hier sein.“
„Nicht? Du mußt bleiben. Du sollst in meinem Palast wohnen und so bedient werden wie ich. – Geh!“
Dieses Wort galt dem Offizier, welcher sich wieder entfernte. Ich antwortete:
„Und doch muß ich für jetzt fort, werde aber wiederkommen.“
„Wohin willst du gehen?“
„Ich will hinauf in die kurdischen Gebirge.“
„Wie weit?“
„Das ist noch unbestimmt; vielleicht bis zum Tura Schina oder gar bis nach Dschulamerik.“
„Was willst du dort?“
„Ich will sehen, was es dort für Menschen gibt und welche Pflanzen und Kräuter in jenen Gegenden wachsen.“
„Und warum soll dies so bald geschehen, daß du nicht einige Tage bei mir bleiben kannst?“
„Weil die Pflanzen, welche ich suche, sonst verwelken.“
„Die Menschen dort oben brauchst du nicht kennenzulernen. Es sind kurdische Räuber und einige Dschesidi, welche Allah verdammen wolle! Aber die Kräuter? Wozu? Ah, du bist ein Hekim und brauchst Kräuter! Aber hast du nicht daran gedacht, daß die Kurden dich vielleicht töten werden?“
„Ich bin bei schlimmeren Menschen gewesen, als bei ihnen.“
„Ohne Begleitung? Ohne Arnauten oder Baschi-Bozuks?“
„Ja. Ich habe einen scharfen Dolch und eine gute Büchse, und – ich habe ja auch dich, o Pascha!“
„Mich?“
„Ja. Deine Macht reicht bis hinauf nach Amadijah?“
„Grad so weit. Amadijah ist die Grenzfestung meines Bezirks. Ich habe dort Kanonen und eine Besatzung von dreihundert Albanesen.“
„Amadijah muß eine sehr starke Festung sein!“
„Nicht stark, sondern völlig uneinnehmbar. Sie ist der Schlüssel gegen das Land der freien Kurden. Aber auch die unterworfenen Stämme sind widerspenstig und schlimm.“
„Du hast mein Bu-Djeruldu gesehen und wirst mir deinen Schutz gewähren. Das ist die Bitte, deretwegen ich zu dir kam.“
„Sie soll dir gewährt sein, doch unter einer Bedingung.“
„Welche?“
„Du kommst wieder zurück und wirst mein Gast.“
„Ich nehme diese Bedingung an.“
„Ich werde dir zwei Khawassen mit geben, welche dich bedienen und beschützen sollen. Weißt du auch, daß du durch das Land der Dschesidi kommst?“
„Ich weiß es.“
„Das ist ein böses, ungehorsames Volk, dem man die Zähne zeigen soll. Sie beten den Teufel an, löschen die Lichter aus und trinken Wein.“
„Ist letzteres gar so schlimm?“
Er sah mich von der Seite forschend an.
„Trinkst du Wein?“
„Sehr
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