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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verbergen werde, haben wir beinahe ebenso weit. Du hast also eine volle Woche Zeit, über dein Schreiben nachzudenken, denn erst von Sanah aus werde ich den Boten abgehen lassen.“
    „Ich werde den Brief schreiben.“
    „Und du versprichst mir, keinen Fluchtversuch zu unternehmen?“
    „Das kann ich dir nicht versprechen.“
    Er sah mir einige Zeit lang ernst in das Gesicht.
    „Allah akbar, Gott ist groß, und ich habe es nicht geglaubt, daß unter den Christen auch ehrliche Leute sind. Also du willst mir entfliehen?“
    „Ich werde jede Gelegenheit dazu benutzen.“
    „So werden wir auch nicht fechten; du könntest mich erschlagen und in das Wasser springen, um dich durch Schwimmen zu retten. Kannst du schwimmen?“
    „Ja.“
    „Bedenke, daß hier im Wasser viele Fische sind, die dich fressen würden!“
    „Ich weiß es.“
    „Ich werde dich streng bewachen lassen. Der Mann hier neben mir wird stets an deiner Seite sein. Du hast ihn beleidigt; er wird dich nicht aus den Augen lassen, bis du entweder frei oder gestorben bist.“
    „Was wird in diesen beiden Fällen mit meinem Diener werden?“
    „Ihm wird nichts geschehen. Zwar hat er eine große Sünde begangen, da er der Diener eines Ungläubigen ist; aber er ist weder ein Türke noch ein Giaur, er wird seine Freiheit mit dir oder nach deinem Tod erhalten. Jetzt kannst du auf dem Deck bleiben; sobald es dir dein Wächter aber gebietet, gehst du hinab, wo du in deine Kammer eingeschlossen wirst.“
    Er wandte sich hierauf von mir ab, und ich war also entlassen.
    Ich schritt zunächst nach dem Vorderdeck und ging dann längs des Regelings spazieren; als ich ermüdet war, legte ich mich auf eine Decke nieder. Stets blieb der Araber in meiner Nähe, so daß er sich immer in einer Entfernung von fünf bis sechs Schritten von mir befand.
    Das war ebenso überflüssig wie für mich unangenehm. Kein Mensch weiter schien sich um mich zu bekümmern, kein Mensch sprach ein Wort zu mir. Man reichte mir schweigend mein Wasser, mein Kuskussu und einige Datteln. Sobald ein Fahrzeug uns ansegelte, mußte ich hinunter in meine Kammer, an deren Tür sich mein Wächter so lange postierte, bis ich wieder oben erscheinen durfte, und am Abend wurde die Tür verriegelt und mit allerlei Gerümpel verbarrikadiert.

SECHSTES KAPITEL
    Wieder frei
    Unter diesen Umständen vergingen drei Tage. Ich empfand mehr Sorge um den kranken Halef als um mich selbst; alle meine Bemühungen, zu ihm zu kommen, wären vergeblich gewesen. Natürlich befand er sich ebenso unter Deck wie ich selbst, und jeder Versuch, hinter dem Rücken meines Wächters dem braven Diener ein Zeichen zu geben, hätte uns beiden nur schaden müssen.
    Wir waren ungefähr, da wir eine sehr schnelle und glückliche Fahrt gemacht hatten, in der Gegend zwischen Dschebel Eyub und Dschebel Kelaya angekommen, von wo an die Küste bis Dschidda immer niedriger und flacher wird. Es war zur Zeit der Dämmerung. Im Norden stand, eine Seltenheit, ein kleines, schleierartiges Wölkchen am Himmel, welches Abu-Seïf sehr besorgt betrachtete. Die Nacht brach herein, und ich mußte unter Deck gehen. Da war es jetzt schwüler noch als gewöhnlich, und diese Schwüle steigerte sich von Viertelstunde zu Viertelstunde. Ich war um Mitternacht noch nicht eingeschlafen. Da hörte ich von fern her ein dumpfes Brausen, Donnern und Rollen, welches mit Sturmeseile näher kam und unser Schiff erfaßte. Ich fühlte, daß es mit dem Vorderteil tief in die Fluten tauchte, sich aber wieder erhob und dann mit verdoppelter Geschwindigkeit dahinschoß. Es ächzte und stöhnte in allen Fugen. Die Mastenfüße krachten in ihrer Verkeilung, und auf dem Deck rannte die Bemannung unter ängstlichem Rufen, Jammern und Beten hin und her.
    Dazwischen hinein tönten die lauten, besonnenen Kommandorufe des Führers. Es war auch notwendig, daß dieser seine Kaltblütigkeit nicht aufgab. Nach meiner ungefähren Berechnung nahten wir uns der Höhe von Rabbegh, welches von den Arabern Rabr genannt wird, und von da an südwärts gibt es eine Unzahl von Klippen und Korallenbänken, welche der Schiffahrt selbst bei Tage sehr gefährlich sind. Dort liegt auch die Insel Ghauat, und zwischen ihr und Ras Hatiba ragen zwei Korallenklippen empor, zwischen denen die Durchfahrt bei Sonnenlicht und ruhigem Wetter mit den größten Gefahren verbunden ist, und deshalb bereiten sich die Schiffer, ehe sie dieser Stelle nahen, immer durch Gebet vor. Der Ort wird Om-el-Hablein

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