12 Stunden Angst
vom Computer aus der Steckdose und schüttest das Wasser über die Tasten.«
Beth öffnete schockiert den Mund. »Was?«
»Schütte das Wasser über die Tastatur, über die Buchstaben. Aber denk daran, dass du zuerst den Stecker herausziehst! Undfass den Computer hinterher nicht an. Das ist ganz, ganz wichtig, hörst du? Gieß das Wasser auf die Tasten, aber bleib vom Computer weg. Fass ihn nicht an.«
Beth blinzelte, während sie Laurels Worte zu verarbeiten versuchte. »Ja, gut. Aber wird Daddy dann nicht noch wütender?«
»Auf mich, nicht auf dich. Aber wir müssen das tun, damit das alles aufhört. Okay?«
Beth lächelte. »Okay.«
»Vergiss bloß nicht, vorher den Stecker rauszuziehen. Und fass den Computer nicht an.«
»Ich weiß, Mami. Strom, ja?«
Laurel lächelte; dann holte sie Beth’ Wasserglas vom Tisch vor der Bank. Sie wusste aus Erfahrung, dass es ein paar Sekunden dauerte, bis das Wasser durch die Tastatur des Notebooks gesickert war. Wenn das Gerät nicht an der Steckdose hing, sprang die Sicherung nicht heraus und warnte Warren. Die Gefahr eines tödlichen Stromschlags war so gut wie nicht vorhanden. Die Wahrscheinlichkeit hingegen, den Computer zu grillen – beziehungsweise seine Innereien –, war ziemlich hoch.
Als Warren in die Küche kam, erkundigte sich Laurel beiläufig: »Schon Glück gehabt mit dem Passwort-Programm?«
»Es geht voran«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Ein siebenstelliges Passwort aus Ziffern und Buchstaben hat siebenundachtzig Milliarden mögliche Kombinationen. Vielleicht noch mehr, je nachdem, wie viele Zeichen zur Auswahl stehen.«
»Interessant.«
Er blickte sie seltsam an. Bleib ruhig, sagte sie sich. Werde nicht übermütig. In spätestens zwei Minuten geht er an die Decke …
»Wohin willst du?«, fragte er Beth, die auf Warrens Seite des Zimmers umhergetanzt war wie eine Ballerina, jetzt aber damit aufgehört hatte und sich durch den Flur entfernte.
»Nirgendwohin«, rief Beth zurück. »Ich hab Langweile. Ich kann nicht immer nur rumsitzen.«
»Oh, wir müssen noch eine ganze Weile herumsitzen.«
Laurel sah, dass Beth das Wasserglas nicht in der Hand hielt, und es war auch sonst nirgendwo zu sehen. Sie hatte es irgendwo versteckt, wie eine richtige kleine Verschwörerin. Wahrscheinlich irgendwo auf dem Boden.
Laurel musste Warren auf ihre Seite des Zimmers locken, hinter die Insel. Sie drehte die Kochplatte hoch; dann drehte sie sich zum Spülbecken um und machte sich daran, die Schale zu waschen, die sie zum Auffangen der Eierschalen benutzt hatte.
»He«, sagte Warren nach ein paar Sekunden. »Du lässt die Eier anbrennen!«
»Was?«
»Die Eier! Sie brennen an!«
Sie fuhr herum und funkelte ihn an. »Und? Ist dein Hintern vielleicht am Stuhl festgenagelt?«
Er stand auf und kam um die Insel herum. Laurel wandte sich wieder dem Abwasch zu. Sie drehte gerade das Wasser ab, als aus dem Wohnzimmer ein lautes berstendes Geräusch ertönte, gefolgt von einem mechanischen Kreischen.
»Was zum Teufel …?«, fuhr Warren auf und blickte sich nervös um. »Elizabeth?«
Er schaute in jede Ecke der Küche, ehe er sich umdrehte und losrannte. Laurel sprang hinter der Insel hervor und folgte ihm. »Elizabeth!«, brüllte Warren. »Wo bist du? Was tust du?«
Laurel hörte einen Wutschrei, bevor sie selbst das Zimmer erreichte. Der ätzende Gestank von verschmortem Plastik stieg ihr in die Nase. Beth kauerte neben der Sofalehne, das leere Wasserglas noch in der Hand, die Blicke voller Angst auf ihren Vater gerichtet, der außer sich war vor Wut.
Warren stand vor dem rauchenden Notebook und starrte in stummer Verständnislosigkeit auf das Gerät. Als er den Kopf hob und Beth anschaute, sprang seine Tochter auf, warf das leere Glas beiseite, stürzte auf Laurel zu und sprang ihr in die Arme. Laurel wich langsam in Richtung Küche zurück.
»Elizabeth?«, brüllte Warren. »Hat deine Mutter dir gesagt, du sollst das tun?«
»Nein!«, kreischte Beth zu Laurels Verblüffung. »Ich hasse das Ding! Es macht dich ganz komisch, als wärst du nicht mein Dad!«
Warren funkelte seine Tochter an wie der Kapitän eines Segelschiffs, der einen rebellischen Matrosen mit Blicken zu bändigen versuchte.
»Natürlich habe ich es ihr gesagt«, erklärte Laurel mit einer Ruhe, die sie nicht empfand. »Es gab keine andere Möglichkeit. Ich bin sicher, du kannst einen Anwalt einschalten, um diese E-Mails von der Firma zu kriegen, aber das ist wahrscheinlich auch der
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