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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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richtige Weg, an die Sache heranzugehen. Doch dieser Alptraum hier muss enden – und er ist zu Ende. Ich spiele dieses Spiel nicht mehr mit.«
    Er öffnete den Mund, doch es kam kein Laut über seine Lippen. Er ballte die Fäuste und presste sie gegen die Schläfen. Laurel glaubte schon, sie hätte gewonnen, als Warren die Distanz zwischen ihnen mit vier raschen Schritten überwand und sie so heftig ohrfeigte, dass sie nach hinten stolperte.
    Beth schrie auf, als sie und ihre Mutter zu Boden fielen.

15
    D eputy Carl Sims bog vom Highway 24 ab und fuhr durch das schmiedeeiserne Tor nach Avalon hinein, einen Ortsteil, den er bisher immer nur durch die Scheiben seines Streifenwagens gesehen hatte. Sims war in Sandy Bottom aufgewachsen, einer rein schwarzen Wohngegend im flachen Schwemmland von Lusahatcha County, ein gutes Stück außerhalb der Stadtgrenzen. Die einzigen Weißen, die je nach Sandy Bottom kamen, waren die Ingenieure der Ölfirmen in Athens Point, die die Pumpen kontrollierten. Als Carl ein Junge war, hatte es Pumpen sogar in den Gärten der Leute gegeben, doch nur wenige Bewohner hattenje einen Dollar gesehen von dem Geld, das die Ölförderung einbrachte. Selbst wenn es ihnen gelang, genügend Geld zu sparen, um das Land zu kaufen, auf dem ihre Häuser standen, erhielten sie damit noch längst nicht die Schürfrechte. Nicht in Sandy Bottom.
    Carl passierte eine Reihe von 500-Quadratmeter-Villen tief unter den Bäumen, bevor er in den Lyonesse Drive einbog und vor einer improvisierten Straßensperre hielt. Deputy Willie Jones hatte seinen Streifenwagen quer gestellt, sodass er mehr als die Hälfte der Straßenbreite versperrte. Ein Sägebock mit orangefarbenem Absperrband blockierte den Rest.
    Willie Jones war sechsundzwanzig, vier Jahre älter als Carl, doch er behandelte Carl stets so, als wären sie gleichaltrig. Jetzt kam er zu Carls Jeep Cherokee und grinste breit.
    »Was gibt’s, Bruder? Hast du nicht frei?«
    »Hatte ich.«
    »Das ist vielleicht ein Mist, was?«, sagte Willie voller nervöser Aufregung. »Dr. Shields hat sich in seinem Haus verbarrikadiert. Ergibt überhaupt keinen Sinn, wenn du mich fragst.«
    Carl nickte ernst. Warren Shields war seit sechs Jahren der Hausarzt seiner Eltern, und sie lobten ihn jedes Mal in den höchsten Tönen. Oder hatten es jedenfalls getan, bis zu dem Tag, an dem Carls Mutter ihren Schlaganfall erlitten hatte. Was Carl zurück nach Athens Point geführt hatte anstatt nach Atlanta, wo seine Freundin lebte. Seither konnte nur noch Carls Vater Dr. Shields in verständlich artikulierten Worten preisen. Shields hatte im vergangenen Jahr mehrere Stunden mit Carl und seinem Vater gesprochen und ihnen Tipps gegeben, wie sie Eugenia Sims am besten versorgen konnten, und Carl hatte instinktiv Sympathie für den Arzt empfunden. Shields behandelte Carls Vater mit dem Respekt, der einem älteren Mann gebührte, und er behandelte Carl wie jeden anderen auch, nicht besser und nicht schlechter. Das gefiel Carl. Shields erinnerte ihn an die Ärzte, die er beim Militär gekannt hatte: vollkommen blind für die Hautfarbe und nur auf ihre Arbeit konzentriert.
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass sie uns befehlen, auf Dr. Shields zu schießen, oder?«, fragte Willie, dessen Lächeln plötzlich verflogen war. »Ohne vorher mit ihm zu reden, meine ich?«
    Carl zuckte die Schultern. »Wollen wir’s nicht hoffen.«
    Willie starrte ihn entgeistert an.
    »Ist der Sheriff hier?«, fragte Carl.
    Willie schüttelte den Kopf. »Er ist drüben in Louisiana zum Angeln. Sie haben Major Danny mit dem Helikopter losgeschickt, um ihn zu holen.«
    So ein Pech, dachte Carl. Laut fragte er: »Wer hat jetzt das Kommando?«
    Willie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Du weißt schon, wer. Sie haben die Tactical Response Unit alarmiert. Old Cowboy Ray höchstpersönlich. Er und sein kleiner Bruder sind oben und laden ihren ganzen Sondereinsatzkommando-Scheiß aus. Sieht aus wie das FBI in Waco.«
    Die TRU war das Athens-Point-Äquivalent eines SWAT-Teams. Fünfzehn Männer aus dem Sheriff’s Department und von der örtlichen Gemeindepolizei. Etwa die Hälfte verfügte über militärische Erfahrung, hauptsächlich bei der Nationalgarde. Carl war einer der wenigen, die im Irak gekämpft hatten. Er war der Scharfschütze des Teams.
    »He, Willie!«, kam es krächzend aus dem Funkgerät. »Schon eine Spur von Carl?«
    Willie verdrehte die Augen wegen des schweren Redneck-Akzents, der aus

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