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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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am Ohr wieder aufrichtete. Er lauschte ein paar Sekunden. »Dr. Auster ist im Moment sehr beschäftigt«, sagte er dann. »M-hm … ja, ich verstehe … Hören Sie, unsere Praxis wird zurzeit von der Finanzbehörde unter die Lupe genommen, und wir hatten einen stressigen Tag über unseren Büchern. Dr. Auster ist mit einem Taschenrechner tief in die Arbeit versunken, doch sobald er damit fertig ist, sage ich ihm, dass er Sie zurückrufen soll.«
    Laurel traute ihren Ohren nicht. In all der Zeit, seit sie mit Warren zusammen war, hatte sie ihn kaum jemals lügen hören. Und jetzt phantasierte er sich mit der mühelosen Leichtigkeit eines Kyle Auster die atemberaubendsten Geschichten zusammen. Während er weiter den Fragen des Deputys auswich, dachte Laurel darüber nach, was Ray Breen gesagt hatte. Grant hatte allem Anschein nach das Haus irgendwelcher Nachbarn erreicht, wahrscheinlich das der Elfmans. Er hatte sicherlich Angst, doch Bonnie Elfman würde sich gut um ihn kümmern.
    »Hören Sie, Ray«, sagte Warren in zunehmend gereiztem Tonfall. »Ich warte im Moment auf etwas sehr Wichtiges. Wir haben ein Computerprogramm laufen. Sobald die Ergebnisse vorliegen, kommen wir alle raus und reden den ganzen Abend mit Ihnen, wenn Sie wollen. Aber zuerst das Geschäft, Ray. Es ist wichtig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ja … natürlich. Okay. Sobald ich habe, was ich brauche, kommen wir alle raus … Ja, natürlich, auch Dr. Auster. Selbstverständlich … Ja, war nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    Warren legte auf, riss die Vorhänge vors Küchenfenster und drehte sich zu Laurel um. »Los, hol ein paar Laken aus dem Wäschezimmer, um Kyle zuzudecken. Ich bleibe bei Beth.«
    Laurel wollte widersprechen; dann aber fiel ihr ein, dass ihr geheimes Handy auf dem Regal im Wäschezimmer lag. Warren ließ sie alleine gehen, weil er wusste, dass sie Beth nicht mit ihm allein im Haus lassen würde. »Also schön«, sagte sie, und an Beth gewandt: »Ich bin gleich wieder zurück, Kleines.« Sie streichelte ihrer Tochter den Arm; dann ging sie in die Vorratskammer, die zum Wäschezimmer führte.
    »Die Tür zur Garage ist abgeschlossen«, rief Warren ihr nach – für den Fall, dass ihre mütterlichen Instinkte momentan aussetzten.
    Laurel griff nach oben und nahm ihr geheimes Handy vom Waschmittelregal. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie auf dem Display las: 3 NEUE NACHRICHTEN. Sie klappte das Gerät auf, während sie sich über den Korb mit frischer Wäsche beugte und so tat, als würde sie nach geeigneten Laken suchen. Die erste Nachricht lautete: ICH FAHRE NIRGENDWOHIN. ICH BLEIBE I D NÄHE F D FALL, DASS DU MICH BRAUCHST. ILD.
    Laurels Inneres wurde von so viel Hoffnung und Erleichterung überschwemmt, dass ihr für einen Moment schwindlig wurde. Die zweite Nachricht lautete: BEIDE WAGEN VOR DEM HAUS GESEHEN. WAS SOLL ICH TUN?
    »Was dauert das denn so lange?«, rief Warren aus der Küche.
    Laurel nahm zwei gefaltete Laken aus dem Korb, während sie die dritte Textnachricht las. Dort stand: GIB MIR BESCHEID, SOBALD DU DA RAUS BIST! ICH WERDE NOCH VERRÜCKT VOR SORGE!
    »Ich auch«, flüsterte sie, klappte das Handy zu und schob es in ihre Gesäßtasche. Sie brachte die Laken nach draußen in die Küche und legte sie auf die granitene Arbeitsfläche. »Was jetzt?«
    »Ich schaffe Austers Leiche weg«, sagte Warren leise. »Du kommst mit und hilfst mir.«
    »Ich werde Beth lieber doch das Benadryl geben«, murmelteLaurel. »Wenn wir Glück haben, erinnert sie sich später nicht mehr an das hier.«
    Warren blickte sie an, die Stirn gerunzelt, und nahm die Laken. »Ich brauche was zu essen. Wir alle.«
    »Ich mache uns ein Frühstück«, erbot sich Laurel.
    Er nickte.
    Sie schaute zu Beth auf der Küchenbank. »Möchtest du ein Ei mit Hut?«
    Beth setzte sich auf, als sie den Vorschlag ihrer Mutter hörte. »Und Maisgrütze und Kekse und Traubengelee!«
    »Ich sage euch, was wir machen!«, meldete Warren sich zu Wort. »Du nimmst die Laken und deckst Auster zu. Lass Beth bei mir. Ich schließe sämtliche Läden und fange mit der Zubereitung des Essens an.«
    Laurel zögerte, nickte dann aber. Sie nahm die Laken und entfernte sich nach draußen in den Flur, während ihr Dannys SMS-Nachrichten durch den Kopf gingen. Sie hatte vergessen nachzusehen, wann er sie abgeschickt hatte, doch er war ihrem Rat offensichtlich nicht gefolgt, die Stadt zu verlassen. Wegzulaufen war nicht sein Ding. Wo also steckte er jetzt? Er muss

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