12 Stunden Angst
besten Leute vor die Haustür und vor die Tür in der Garage. Wir gehen auf die gute alte Weise rein, sobald Ihre Leute in Position sind. Ich will diese Geiseln endlich da raushaben.«
Breen starrte den Sheriff an. In seinen Augen leuchtete Befriedigung. »Was ist mit Shields?«, fragte er.
»Wenn er eine Bedrohung für Ihre Leute oder seine Familie darstellt, schalten Sie ihn aus.«
»Haben Sie immer noch vor, den Chopper als Ablenkungsmanöver einzusetzen, Sir?«
»Mir fällt nichts Besseres ein«, sagte Ellis. »Und jetzt Bewegung, Ray.«
Breen ging nach draußen und hinterließ schmutzige Stiefelabdrücke.
»Ich will die Richtmikrofone im Helikopter hören, Trace«, sagte Ellis. »Und zwar laut und deutlich. Machen Sie sich an die Arbeit!«
»Verstanden, Sheriff.«
»Und richten Sie einen der Thermobildgeber auf die Küchenfenster.« Ellis ging zur Tür, ohne Danny anzusehen. »Gehen wir, Major. Ich will, dass der Chopper einsatzbereit ist und jederzeit abheben kann.«
Ellis verschwand durch die Tür nach draußen. Als Danny Anstalten machte, ihm zu folgen, grinste Trace ihn so heimtückisch an, dass Danny stockte. »Was gibt’s, Deputy?«, fragte er.
Trace’ Augen funkelten im Halbdunkel. »Dieses Arschloch ist so gut wie tot.«
»Dr. Shields?«
»Ja.«
»Und das freut Sie?«
»Verdammt richtig.«
»Warum?«
Trace nahm einen roten Coca-Cola-Pappbecher und spie einen Schwall braunen Tabaksaft hinein. »Es rächt sich nun mal alles im Leben.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Die gelbliche Haut über Trace’ Kinn spannte sich über dem Brocken Snuff in seiner Unterlippe. »Was kümmert es Sie, Major?«
»Weil es sich so anhört, als hätten Sie ein persönliches Problem mit Dr. Shields.«
»Und wenn es so wäre? Nach allem, was ich heute Abend gesehen habe, glaube ich nicht, dass ich der Einzige bin.«
Die Augen des Deputys blitzten vor Häme. Es hätte nicht viel gefehlt und Danny wäre auf ihn losgegangen; aber das hätte nur unangenehme Fragen nach sich gezogen, und er hätte lügen müssen, um sie zu beantworten. Stattdessen nahm er einen Poncho des Sheriff’s Department, schlang ihn sich um die Schultern und trat nach draußen in den Regen.
Carl Sims hatte so angestrengt auf den kleinen Schirm des Thermobildgebers gestarrt, dass seine Augen tränten. Es war die reinste Qual – selbst für einen Scharfschützen, der daran gewöhnt war, ein Gelände durch sein Zielfernrohr hindurch abzusuchen. Der winzige LCD-Schirm zeigte ein volles Spektrum von Farben – das Ergebnis der Messwerte, die seine superempfindlichen Sensoren lieferten. Die kühlsten Bereiche erschienen in Blau, wärmere Objekte in Grün, und die heißesten Bereiche erstreckten sich von Gelb über Orange bis hin zu Rot. Die Menschen hinter den Fenstern und Jalousien waren schwarze, amorphe Flecken von ständig wechselnder Farbe und Intensität – Amöben, die pulsierten, verschmolzen, sich trennten und dann ganz verschwanden, um an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen. Der Regen machte die Sache nicht besser (die Kamera war bereits zweimal ausgefallen; die Elektronik vertrug offensichtlich keine Feuchtigkeit), im Gegensatz zum klimatisierten Innern des Hauses, was für genügend Kontrast sorgte, um trotz der heruntergelassenen Jalousien jene Menschen zu zeigen, die sich durch die gekühlte Luft bewegten.
Carl war als Schütze noch nie in einer so schwierigen Situation gewesen. Er hatte geglaubt, im Irak alles erlebt und gesehen zu haben, doch er hatte sich geirrt. Er hatte Einsätze bei glühender Hitze absolviert, bei Sandstürmen und bei Regen; er hatte durch Autoscheiben geschossen, selbst durch das Wasser eines Swimmingpools, und er wusste genau, wie sich ein Projektil in jeder der gegebenen Situationen verhielt. Er hatte tagsüber geschossenund nachts. Er hatte im Liegen, im Sitzen, im Knien, im Stehen und aus sich bewegenden Fahrzeugen heraus gefeuert. Er hatte neun Menschen aus Entfernungen von mehr als tausend Metern getötet – doch er hatte noch nie nur einen Steinwurf weit von einem hell erleuchteten Haus entfernt gesessen, die Sicht vollkommen verdeckt durch Jalousien, und versucht, seine Zielperson mithilfe einer Infrarotkamera ausfindig zu machen, bevor er auch nur daran denken konnte, das Auge an das Zielfernrohr seines Gewehrs zu bringen. Wenn er im Irak Thermobilder benötigt hatte, hatte er einfach ein Infrarot-Zielgerät auf sein Gewehr montiert. Der Effekt war gewissermaßen ein Röntgenblick
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