leise summte wie ein williger Informant. Mit dem Zeigefinger steuerte er zielstrebig über das Touchpad, während er sich methodisch im Windows Explorer durch den Verzeichnisbaum der Festplatte arbeitete.
Laurels Notebook verbarg mehrere Geheimnisse – einige harmlos, andere tödlich. Auf der Festplatte waren Dateien gespeichert, die Danny zwar nicht direkt verrieten, Warren aber zumindest misstrauisch machen würden. Außerdem gab es gespeicherte E-Mails, die Laurel große Probleme bereiten konnten – doch Warren würde sie wahrscheinlich nicht als bedeutsam erkennen, es sei denn, er glich alles, was er fand, mit einem Kalender ab.
Eine Sache jedoch durfte er auf gar keinen Fall entdecken. Es war das digitale Äquivalent einer Atombombe.
Laurel hatte ein heimliches E-Mail-Konto, von dem Warren nichts wusste. Nach außen hin benutzten beide AOL als Mailserver, und Laurels gesamte offizielle Korrespondenz wurde über diesen Server abgewickelt: Nachrichten an Freundinnen und Freunde, die Schule, die Eltern und dergleichen. Doch ihr Schriftverkehr mit Danny lief über ein passwortgeschütztes kostenloses Hotmail-Konto. Laurels Adresse lautete
[email protected]. Kitschig, ein digitales Alias von Jane Austen zu stehlen, doch was hätte sie sonst nehmen sollen? Agent 99? Hester Prynne? Das Mailprogramm war so eingestellt, dass es ihren Benutzernamen und das Passwort jedes Mal vergaß, wenn sie sich ausloggte, doch sie wusste, dass die Schlüssel zu ihrem heimlichen Leben irgendwo auf der Festplatte des Sony ruhten, genau wie ihre vergangenen E-Mail-Nachrichten. Ein forensischer Computer-Experte war ohne Zweifel imstande, diese Daten wiederherzustellen.
Die Frage war: Was konnte Warren ohne derartige Kenntnisse und Hilfsmittel bewerkstelligen?
Er kannte sich mit dem Betriebssystem aus und vermochte die meisten herkömmlichen Anwenderprogramme zu bedienen, doch er war kein Hacker. Allerdings war er geduldig, und wenn er willens war, das Notebook stundenlang zu bearbeiten – wer weiß, was er finden würde? Falls er über ihren Hotmail-Account stolperte und das Passwort erriet, was der Himmel verhindern mochte, bekam er ihr heimliches Leben wie auf einem Präsentierteller serviert – einem vergifteten Teller, der Warren umbringen würde, während er ihn verdaute.
Seine Augen funkelten vor Wut und Gier in seinem von Schlafmangel blassen Gesicht, während seine Finger über die Tastatur huschten. Warren wollte nur eines: die Identität des Mannes, mit dem Laurel ihn betrogen hatte.
Laurel fiel erst jetzt auf, wie ungesund er aussah. Warren war begeisterter und erfolgreicher Radrennfahrer, und dieses Hobby hatte ihm den Körper eines Leistungssportlers beschert, mit harten Muskeln und langen, schlanken Gliedmaßen, doch in den vergangenen paar Monaten war ihr aufgefallen, dass sein Gesicht, sein Hals, sogar sein Rumpf seltsam verschwollen aussahen. Er besaß immer noch gut definierte Beinmuskeln, doch sein ganzer Körper war weicher geworden, und insbesondere um die Hüften herum hatte er Fett angesetzt. Laurel hatte angenommen, dass es am Alter lag oder dass er unter Depressionen litt. Die Wahrheit lautete, sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um ihn danach zu fragen. Abgesehen davon war Warren stets empfindlich gewesen, was seinen Körper anging, und eine Frage wie diese hätte ihn möglicherweise verletzt. Jetzt, wo Laurel ihn eingehender musterte, bemerkte sie eine tiefe Müdigkeit in ihm, die unmöglich von einer einzigen schlaflosen Nacht herrühren konnte.
Es wird die Arbeit sein, dachte sie. Kyle Auster hat die Praxis offenbar in große Schwierigkeiten gebracht.
Nach Laurels Überzeugung war Auster zu allem fähig. Er hatte ihr gleich zu Anfang seiner Partnerschaft mit Warren zu verstehen gegeben, dass er sich liebend gerne mit ihren körperlichen Vorzügen beschäftigt hätte. Und Warren war so mit seinen Patienten beschäftigt, dass Auster ihn leicht hinters Licht führen konnte. Doch was genau hatte er getan? Warren würde sicherlich nicht wegen irgendwelcher Strafen und Steuerforderungen so außer Form geraten. Was war der nächste Schritt? Gefängnis? Das konnte nicht sein, völlig unmöglich. Man musste einen richtiggehenden Betrug verüben, um ins Gefängnis zu kommen, und Warren hätte niemals zugelassen, dass Auster so weit ging. Laurel fragte sich, ob der Seniorpartner ohne Warrens Wissen einenBetrug verübt haben könnte. Falls dem so war, ergab das manische Verhör