12 Stunden Angst
waren Dinge gespeichert, die sie und Danny vernichten konnten. »Ich … Ich muss mich übergeben …«, stöhnte sie und rannte zum Elternschlafzimmer.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte Warren, sprang auf und setzte ihr nach.
Laurel rannte bis zur Toilette, in der Hoffnung, dass Warren im Schlafzimmer warten würde, doch das tat er nicht. Er stand über ihr, als sie auf die Knie sank, den Kopf über derToilettenschüssel. Jetzt blieb ihr keine andere Wahl mehr. Sie schob sich den Finger in den Hals und erbrach laut würgend die Reste ihres Frühstücks.
Warren zuckte mit keiner Wimper. In seinem Beruf hatte er Dinge gesehen, die Erbrochenes wie ein Picknick erscheinen ließen. Laurel überkam die Angst, er könne die flache Auswölbung des zweiten Handys in ihrer Gesäßtasche bemerken, doch unvermittelt verließ er die Kabine. Sie hörte, wie er im Medizinschrank auf seiner Seite des marmorgefliesten Badezimmers wühlte.
Konnte sie riskieren, Danny jetzt eine SMS zu schicken? »Ist das Imigran hier?«, fragte sie keuchend. »Hast du es?«
»Ja. Komm her und leg dich aufs Bett, ich gebe dir die Spritze. Und bleib von den Badezimmerfenstern weg. Ich habe Bonnie Elfman gesehen. Die alte Fregatte schnüffelt schon den ganzen Morgen draußen herum.«
Laurels Kehle schnürte sich vor Angst zusammen. Sie betete, dass die e.p.t. -Schachtel noch in der Hecke unter dem Badezimmerfenster lag.
Plötzlich stand Warren wieder hinter ihr. »Los, mach schon!«, sagte er zornig. »Du bist doch fertig, oder?«
»Mir ist immer noch schlecht …«
»Je schneller du das Imigran bekommst, desto besser.«
Unmittelbar über der Tasche, in der Laurels geheimes Handy steckte, griff er in ihren Hosenbund. Sie schrie auf und versuchte das Handy zu schützen, als er ihr die Hose herunterriss und ihr eine Nadel in die Hüfte stieß. Eine Sekunde später zog er sie wieder heraus.
»Au, verdammt!«, rief sie protestierend. »Was ist denn los mit dir?«
»Mit mir? Ich bin kalt und berechnend, beinahe steril .« Er schlug mit der flachen Hand auf die Stelle, an der er die Spritze gesetzt hatte, wie Krankenschwestern es manchmal tun, um Patienten vom Schmerz der Injektion abzulenken – allerdings bevor sie die Spritze setzen. Außerdem war Warrens Schlag fest genug, um einen roten Abdruck zu hinterlassen. »Sag mir, wer diesenDreck geschrieben hat! Sag mir, wer außer mir deinen Hintern gesehen hat!«
»Niemand! Wie oft soll ich es denn noch sagen!«
»Wann hast du das letzte Mal mit ihm gevögelt?«
Laurel wollte sich erheben, doch Warren packte sie im Nacken und drückte sie brutal nach unten. In zwölf Jahren Ehe hatte er sie niemals so angefasst. Eine neuerliche Woge der Angst drehte Laurel den Magen um. »Warren … das tut weh. Bitte, hör auf …«
»Es tut weh? Ich soll aufhören? Ich höre auf, wenn ich es will.«
»Warren, bitte … Ich habe dich nicht betrogen, das würde ich dir niemals antun …«
»Du verlogene Nutte!«
Verzweifelt wand Laurel sich aus seinem Griff und rannte aus dem Bad ins Schlafzimmer. Der Versuch, aus dem Haus zu flüchten, war sinnlos, solange sie Warren nicht vorher ermüdet hatte. Sie schlug die Tagesdecke auf dem Bett zur Seite, schlüpfte darunter und zog sie sich bis unter den Hals.
Warren kam ins Zimmer. »Steh auf«, sagte er vom Fußende des Bettes. »Ich will mir dein Notebook anschauen.«
»Dann geh es holen. Ich bleibe hier liegen, bis die Aura abgeklungen ist.«
»Wenn ich dich hier liegen lasse, kletterst du aus dem Fenster.«
Verdammt richtig. »Zehn Minuten, Warren. Bitte. Dann tue ich alles, was du willst.« Sie schloss die Augen. »Du kannst dich zu mir legen, wenn du möchtest.«
»Ich will aber nicht«, sagte er und knipste das Licht aus. »Übrigens, die Fenster sind abgeschlossen. Alle.«
Laurel drehte sich unter der Decke um und zog vorsichtig ihr geheimes Handy aus der Gesäßtasche. In einer einzigen fließenden Bewegung klappte sie es auf und schob es in die Vordertasche. Warren, der an der Kommode lehnte, war nur noch eine schwarze Silhouette in der Dunkelheit.
»Als ich diesen Brief gelesen habe«, sagte er mit rauer Stimme, »war es so, als hätte jemand mir einen Dolch ins Herz gestochen.«
Laurel bewegte den Daumen über das Tastenfeld des Handys. Eine SMS einzutippen war kinderleicht, doch blind die richtige Tastenfolge zu treffen, um das Handy in den Textmodus zu schalten, war eine echte Herausforderung. Wieder drehte sie den Kopf, schaute zu
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