12 - Tod Bei Vollmond
zurückzuschicken«, sagte Accobrán.
Fidelma drehte sich mit strafender Miene zu ihm.
»Wenn dir weniger am Morden gelegen hätte, Accobrán, so wäre es zu dieser Konfrontation nie gekommen«, wies sie ihn zurecht.
»Und Suanach wäre womöglich nicht mehr am Leben«, entgegnete ihr der Tanist.
Becc hob eine Hand, um den Streit zu beenden.
»Kümmern wir uns lieber um den Feind«, sagte er vorwurfsvoll. »Fidelma, dieser Conrí ist nur ein Kriegsfürst, und ich als Stammesfürst kann ihn nicht aufsuchen, nachdem er in unser Gebiet eingedrungen ist.«
»Dann sollte ich als Tanist zu ihm gehen!« fuhr Accobrán schnell dazwischen.
»Wenn du mit deiner jetzigen Einstellung dort auftauchst, ist weiteres Blutvergießen garantiert«, sagte Fidelma giftig. »Nein, ich werde mich als Mittlerin dorthin begeben.«
Becc schaute sie entsetzt an. »Du bist die Schwester des Königs. Wenn es für mich nicht angemessen ist, dort hinzugehen und mit einem Kriegsfürsten zu verhandeln, so ist es das für dich noch weniger …«
Fidelma fiel ihm ins Wort. »Ich bin als dálaigh hier. Vielleicht könnte sich meine Verwandtschaft zum König bei den Uí Fidgente als nützlich erweisen, denn sie wüßten so, daß sie es möglicherweise noch einmal mit dem Königreich Cashel zu tun bekämen. Die Erinnerung an ihre Niederlage bei Cnoc Áine könnte sie veranlassen, von weiteren überstürzten Aktionen Abstand zu nehmen.«
»Das ist ja, als würde man den Uí Fidgente eine Geisel auftischen«, wandte Accobrán gereizt ein.
»Immer noch besser, als ihnen ein Dutzend noch warmer Leichen zu präsentieren. Die Kriegerehre gebietet, die Gefallenen zu respektieren.«
Accobrán lief rot an. Becc hob die Hand, damit der Tanist schwieg.
»Ich glaube, du hast recht, Fidelma«, sagte er schließlich. »Aber allein kannst du nicht gehen.«
»Ich werde sie begleiten«, meldete sich Eadulf sofort.
»Ein Repräsentant der Cinél na Áeda sollte jedoch dabei sein«, verlangte Accobrán. »Wenn sie schon für uns spricht, woher wissen wir, was sie sagen wird?«
»Willst du damit ausdrücken, daß man mir nicht trauen kann?« fragte Fidelma ruhig, wenn auch in drohendem Ton.
Becc ging zu ihr und legte beruhigend seine Hand auf ihren Arm.
»Accobrán hat sich angewöhnt, seine Gedanken sehr impulsiv zu äußern. Das wollte er nicht sagen. Doch er hat schon recht. Mein Verwalter Adag soll dich und Bruder Eadulf begleiten. Dann werden alle Seiten zufrieden sein.«
Der Verwalter schien nicht gerade glücklich darüber, trotzdem sagte er: »Es ist der Wunsch meines Fürsten. Ich stehe zur Verfügung, Lady.«
»Wie werdet ihr vorgehen?« fragte Becc und schritt voraus in seine Halle. Die anderen folgten ihm. Ein Bursche wurde losgeschickt, die Pferde zu satteln.
»Wir müssen erst einmal herausfinden, was Conrí vorhat«, erklärte Fidelma. »Wir wissen, daß seine Vorhut zur Hütte von Menma und Suanach kam. Sie haben Suanach entführt und ihr Haus angezündet. Das kann man doch wohl kaum als das Vorgehen von Männern mit friedlichen Absichten bezeichnen, wie es uns der Bote hat weismachen wollen. Wir hingegen müssen bekennen, daß alle diese Krieger der Uí Fidgente umgebracht und nicht gefangengenommen wurden.«
Wütend sagte Accobrán: »Sie oder ich. Ich hatte keine Wahl.«
»Willst du behaupten, der Bote hat gelogen, als er sagte, daß einige seiner Leute hinterrücks ermordet wurden?«
»Ob von hinten oder von vorn, das ist doch gleichgültig. Ein Feind ist ein Feind, und wir taten recht daran, diese Brut zu töten.«
»Es könnte sein, daß du für dieses brutale Vorgehen eine Entschädigung zahlen mußt, Becc«, erklärte sie.
»Auf keinen Fall!« rief Accobrán voller Zorn.
»Fidelma«, erwiderte Becc, der dem Tanist bedeutete zu schweigen, »es ist legal, einen Dieb auf frischer Tat umzubringen, wenn er sich nicht ergeben will und mit Gewalt droht.«
»Das stimmt. Deshalb wird auch derjenige, der in Notwehr jemand anderen tötet, nicht vom Gesetz verfolgt. Jeder hat ein Recht, sich zu verteidigen. Die Schwierigkeit besteht nur darin, zu beweisen, daß jemand, der hinterrücks erstochen wurde, eine Bedrohung für das Leben des anderen darstellte, der ihn so grausam umbrachte.« Dabei sah sie kurz Accobrán an, dessen Blick sich verfinsterte.
»Ich glaube«, meinte Eadulf rasch, als er die Wut in den Augen des Tanist bemerkte, »daß wir die Schuldfrage so lange offenhalten sollten, bis wir wissen, was die Uí Fidgente
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