Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
einige von Beccs Kriegern mit gezückten Schwertern nervös vor einem Reiter. Der saß hoch zu Roß und hatte nichts Bedrohlicheres bei sich als ein rotes Seidenbanner, auf dem ein Wolf, ein altes Symbol seines Volkes, abgebildet war. Er trug langes Haar und einen buschigen blonden Bart. Seine eng stehenden, leuchtenden Augen betrachteten ungerührt den Fürsten und sein Gefolge.
    »Ich bin Becc, Stammesfürst der Cinél na Áeda«, verkündete Becc und baute sich vor dem Abgesandten auf.
    »Ich grüße dich, Becc. Ich bin hier als die Stimme von Conrí, dem König der Wölfe, dem Kriegsfürsten der Uí Fidgente.«
    »Ich grüße dich, Bote der Uí Fidgente«, erwiderte Becc daraufhin. »Was tust du so fern deiner Heimat?«
    »Mir wurde aufgetragen, folgendes zu sagen: Conrí hat dieses Land mit einer sluaghadh eher aus Kummer als in Zorn betreten. Er hat sein Lager an einem Ort aufgeschlagen, den ihr das Birkenmoor nennt. Dort erwartet er dich oder deine Abgesandten, um zu besprechen, unter welchen Bedingungen er das Gebiet der Cinél na Áeda ohne Blutvergießen wieder verlassen kann.«
    Becc senkte den Kopf. »Warum sollte dein Fürst in Betracht ziehen, hier Blut zu vergießen?«
    »Im Falle dieser Frage wurde mir aufgetragen zu antworten, daß sich unsere sluaghadh auf der Reise in das Land der Corco Loígde befindet, wo wir zu Wettkämpfen eingeladen sind.«
    Die meisten der größeren Fürstentümer veranstalteten jedes Jahr Wettspiele, um sich auf die drei großen Festivals in Tailltenn, Tlachtga und Uisneach vorzubereiten. Es wäre nicht ungewöhnlich, daß der Herrscher der Corco Loígde eine Gruppe von jungen Männern der Uí Fidgente einlud, um an den dortigen vorbereitenden Spielen teilzunehmen. Der Bote sprach weiter.
    »Als wir uns in der Nähe der Grenze zu eurem Land vorwärts bewegten, da sonderte sich eine kleine Vorhut ab, kehrte aber nicht zurück. Wir sandten Männer aus, sie zu suchen, doch sie stießen nur auf die Leichen unserer Leute – man hatte alle ermordet. Die tödlichen Pfeile trugen die Zeichen der Cinél na Áeda. Ein paar der Männer sind auch von Schwerthieben getötet worden. Viele hatten im Rücken Einstiche, die uns deutlich machten, auf welche Weise man sie hinmetzelte. Und so, Fürst der Cinél na Áeda, ist beschlossen worden, daß unsere sluaghadh die ursprüngliche Route zu den Corco Loígde ändert und dein Gebiet betritt, um eine Erklärung zu verlangen. Wir werden sehen, ob uns diese Erklärung gestattet, in Frieden weiterzuziehen, oder ob sie uns dazu zwingt, dígal zu verlangen – Blutrache.«
    Fidelma runzelte die Stirn. Sie versuchte, nicht zu zeigen, wie sehr sie die Tatsache empörte, daß Accobrán sich nicht die Mühe gemacht hatte, die Toten der Uí Fidgente zu begraben, sondern sie den Elementen und den Raubtieren überlassen hatte.
    »Racheakte lehnt der neue christliche Glaube ab«, wandte sie mit entschlossener Stimme ein.
    Der Abgesandte blickte sie an, als wolle er diese Ansicht strikt zurückweisen. »Alle Angehörigen des geistlichen Standes würden das natürlich behaupten. Doch in dem Crith Gablach steht geschrieben, daß die Blutrache rechtmäßig ist und eine Gruppe von Kriegern sie verüben darf auf dem Gebiet jener, die ihnen Schaden zugefügt haben.«
    Fidelma lächelte finster über diese Lektion in Sachen Recht.
    »Doch das Gesetz sagt auch, daß Blutrache erst einen Monat nach dem Scheitern von Verhandlungen über Entschädigungen geübt werden darf und wenn die Schuld erwiesen ist«, entgegnete sie schnell.
    Das Gesicht des Boten verzog sich höhnisch. Er wollte schon etwas einwenden, da sagte Becc aufgebracht: »Sei vorsichtig, techtaire . Du stehst einer dálaigh gegenüber.«
    Einen Augenblick lang zögerte der Bote, dann sagte er: »Ich bin nicht hergekommen, um die Rechtslage zu erörtern, sondern um euch die Absichten meines Herrn mitzuteilen. Er erwartet dich, Becc, oder deine Abgesandten im Birkenmoor. Sag mir, Fürst der Cinél na Áeda, wird er vergeblich warten?«
    »Du kannst deinem Kriegsfürsten ausrichten, daß es sich für mich als Stammesfürsten nicht geziemt, auf sein Verlangen hin zu erscheinen. Doch ich werde Abgesandte zu ihm schicken mit der Forderung, aus unserem Land ohne Blutvergießen abzuziehen.«
    »Mutige Worte. Meine Aufgabe ist damit erfüllt. Nun bist du dran.«
    Der Reiter wendete rasch sein Pferd und ritt durch die Festungstore davon.
    »Erlaube mir, ihn mit einem Pfeil im Rücken zu seinem Kriegsfürsten

Weitere Kostenlose Bücher