12 - Tod Bei Vollmond
hatten, damit sie Bébháil nicht begegneten.
Die Witwe des Gerbers und Tómma hatten sich ein wenig linkisch erhoben, als Fidelma und Eadulf eingetreten waren. Fidelma bedeutete ihnen, sich wieder zu setzen.
»Ich habe nur wenig Zeit«, gab sie vor. »So sagt, was führt euch her? Ich nehme an, daß du mir etwas über Lesrens Tod mitzuteilen hast, Bébháil? Hast du Tómma inzwischen so weit, daß er dir erlaubt, mir die Wahrheit zu erzählen?«
Tómma sprang von seinem Stuhl auf.
»Woher wußtest du …«, fing er an.
Fidelma hieß ihn mit einer Handbewegung schweigen.
»Es ist nur eine Vermutung. Ich habe nämlich gesehen, daß Bébháil nach dem Begräbnis mit mir sprechen wollte, du sie aber davon abgehalten hast. Ich schätze, daß Bébháil mir jetzt die Wahrheit sagen will, was Lesrens Tod betrifft.«
Tómma sank wieder auf seinen Stuhl. Er ließ den Kopf hängen, als ergebe er sich ganz seinem Schicksal. Fidelma sah Bébháil mit erwartungsvoller Miene an. Deren Augen waren immer noch trocken, sie wirkte äußerst beherrscht.
»Was ich tat, war falsch«, begann Bébháil. Dann schwieg sie wieder. Fidelma wartete geduldig. »Ich habe dieses Leben nicht länger ertragen. Einst habe ich ihn geliebt. Doch diese Liebe schwand schon vor Beccnats Geburt.«
Fidelma betrachtete sie voller Mitgefühl.
»Und was hast du getan?« fragte sie ermutigend.
»Ich habe ihn umgebracht«, sagte Bébháil schlicht.
Eadulf atmete hörbar durch. Accobrán sah sie mit großen Augen an. Fidelma blickte erst zu Bébháil, dann schaute sie Tómma an.
»Es war nicht gerade klug, mich anzulügen.«
Hilflos zuckte der Gerbergehilfe mit den Schultern. »Ich hatte keine andere Wahl. Ich konnte dir doch nicht sagen, daß Lesren mir anvertraut hatte, Bébháil habe ihn erstochen.«
»Dann war sein letztes Wort also Bébháil und nicht Biobhal. Wie bist du nur auf Biobhal gekommen?«
»Es war das einzige, was mir einfiel. Als Lesren den Namen Bébháil vor sich hin murmelte, stand Creoda neben mir. Möglicherweise hatte er alles verstanden. Also erklärte ich ihm, ich hätte Biobhal gehört, nur für alle Fälle. Schließlich klang das ähnlich. Und er behauptete nichts Gegenteiliges.«
»Deine falsche Aussage hat mich ziemlich in die Irre geführt, Tómma«, sagte Fidelma ärgerlich. »Du hast da zufällig einen Namen ausgesucht, der von großer Tragweite hätte sein können.« Dann fuhr sie, an Bébháil gewandt, fort: »Was du mir gestanden hast, ist eine sehr ernste Sache, Bébháil. Das größte Verbrechen vor dem Gesetz besteht darin, einen anderen Menschen zu töten. Du hast einen Mord gestanden. Es wäre gut, wenn du mir alles von Anfang an erzähltest.«
Der Witwe blieb unverändert ruhig. »Das ist ganz einfach, Lady. Die Geschichte ist so alt wie die Beziehung zwischen Mann und Weib. Ich war jung und von ihm betört. Lesren war ein attraktiver Mann. Ein Handwerker. Ich wußte, daß er schon einmal verheiratet war, doch er hat mir immer nur Schlechtes über Fínmed erzählt. Dann habe ich ihn geheiratet.« Sie machte eine Pause und lächelte kurz. »Seine Worte entsprachen nicht der Wahrheit, wie ich bald herausfand. Ich habe kein glückliches Leben geführt.«
»Das Gesetz kann in so einer Situation für Abhilfe sorgen«, erklärte Fidelma. »Es zieht Trennung und Scheidung in Betracht.«
»Ich bin aus vielerlei Gründen bei Lesren geblieben. Vor allem wohl wegen meiner Tochter, doch vielleicht ist das nur eine Ausflucht. Ich hätte ihn verlassen sollen, als die arme Beccnat ermordet wurde. Gestern fing er wieder an, mich zu mißhandeln. Irgend etwas ist da mit mir passiert. Ich habe nach dem Küchenmesser gegriffen und …« Ihre Worte erstarben, sie weinte hilflos.
»Willst du etwa behaupten, daß es Notwehr war?« fragte Accobrán streng. Er wollte offenbar noch mehr sagen, vielleicht sein Verhalten Gabrán gegenüber entschuldigen, aber Tómma, der Bébháil schützend einen Arm um die Schulter gelegt hatte, fiel ihm ins Wort: »Siehst du denn nicht, wie schlimm diese Bestie sie behandelt hat? Wenn du Beweise willst, Lady«, fügte er, an Fidelma gewandt, hinzu, »so bitte sie, mit dir in einen Nebenraum zu gehen, damit sie dir zeigt, was Lesren ihr angetan hat.«
»Stimmt das, Bébháil?« fragte Fidelma freundlich.
Bébháil schaute nicht auf, nickte aber.
»Verwandtenmord ist ein schweres Verbrechen«, sagte Fidelma jetzt.
»Harte Strafen treffen denjenigen, der sich dieses Verbrechens schuldig
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