Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
undeutlich.
    »Wir haben soeben Lesren bestattet, der mit der Schwester meiner Frau verheiratet war.« Er hüstelte verlegen. »Lesren war Gerber, ein súdaire , ein Handwerker also. Seine Verdienste sind allen bekannt, die sich hier heute versammelt haben. Nun liegt er neben seiner Tochter Beccnat.« Wieder machte er eine Pause und zog die Luft hörbar durch die Nase ein. »Beccnat wurde umgebracht und er ebenso, und so sind die Tage der Totenklage, die laithi na canti , innerhalb von zwei Monaten erneut für uns Verwandte angebrochen. Wir müssen die Last des Kummers tragen.«
    Unvermittelt hielt er inne und blickte zu Bébháil hinüber, die mit trockenen Augen und versteinertem Gesicht dastand. Sie wurde von ihrer Schwester auf der einen und von Tómma auf der anderen Seite gestützt. Schnell fuhr er fort, als hätte er sich entschlossen, die unangenehme Aufgabe rasch zu Ende zu bringen.
    »Ich kann nicht viel sagen. Ich kann nicht so tun, als hätte ich Lesren besonders gemocht oder als sei er in meinem Haus besonders willkommen gewesen. Doch ich habe ihn geduldet um meiner Schwägerin willen. Er war kein guter Vater, er war kein guter Ehemann. Aber nur die sind wirklich gut, die ganz ohne Fehl sind. Ich will ihn nicht loben, das wäre unaufrichtig, falsch und vorgetäuscht. Ich möchte nur Folgendes sagen – er war der Mann der Schwester meiner Frau, und es bekümmert mich, daß sie nun Witwe ist.«
    Eadulf studierte überrascht die Gesichter der Umstehenden, hatte er sich doch eine Reaktion auf diese merkwürdige Ansprache erhofft. Scheinbar hatte niemand etwas gegen die Worte des Redners einzuwenden. Und was noch auffälliger war, Bébháil stand die ganze Zeit über mit starrem Gesicht da. Bestürzt wurde Eadulf klar, daß wohl nur wenige in dieser Gemeinschaft Lesren wirklich gemocht hatten. Er fragte sich, wie viele ein Mordmotiv gehabt hatten. Lesren hatte sich nicht nur Goll und Gabrán zum Feind gemacht. Eadulf ging die Frage durch den Kopf, ob Fidelma Gabrán deshalb in Schutz nahm.
    Die Leute begannen auseinanderzugehen. Accobrán kam mit höchst zufriedenem Lächeln auf Eadulf und Fidelma zu.
    »Hast du schon das Neueste gehört, Lady?« fragte er, ein wenig selbstgefällig lächelnd. »Daß ich Gabrán gefaßt habe?«
    Fidelma erwiderte sein Lächeln nicht.
    »Ich möchte ihn sofort sprechen«, sagte sie. »Auch wenn er so dumm war auszureißen, ich glaube dennoch nicht, daß er Lesren ermordet hat.«
    Accobrán klappte der Unterkiefer herunter.
    »Wie bitte …?« Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Nun, ich glaube, er hat Lesren ermordet – und auch Beccnat.«
    »Obwohl du derjenige warst, der den Beweis für seine Unschuld erbracht hat«, betonte Eadulf.
    Accobrán errötete. »Vielleicht hat er mich hinters Licht geführt. Vielleicht war er in jener Vollmondnacht gar nicht im Kloster Molaga.«
    »Ich habe mich mit Bruder Túan aus Molaga unterhalten«, unterbrach ihn Fidelma. »Du hattest schon recht. In jener Vollmondnacht befand er sich wirklich dort.«
    »Nun, zumindest hat er durch sein Ausreißen zugegeben, daß er Lesrens auf dem Gewissen hat«, sagte der Tanist jetzt mürrisch.
    »Damit hat er nur gezeigt, wie sehr er sich davor fürchtet, beschuldigt zu werden«, erklärte ihm Fidelma. Sie drehte sich um und ging zu Bébháil, die bei ihrer Schwester und Tómma stand.
    Tómma begrüßte sie mit einem bitteren Lächeln. »Der Tanist hat uns mitgeteilt, daß man Gabrán gefaßt und wegen des Mordes an Lesren eingesperrt hat.«
    Ehe Fidelma antwortete, studierte sie Bébháils düstere Miene.
    »Er wurde gefaßt, weil er weggerannt ist. Wäre er wirklich der Mörder, so wäre es töricht, fortzulaufen und alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Hier ist schon genug unschuldiges Blut geflossen. Möge nicht das Leben eines weiteren Unschuldigen zerstört werden.«
    Tómma sah nervös zu Bébháil hinüber. »Aber der Tanist hat gesagt …«
    »Ich werde mit Gabrán reden. Ich hoffe, daß der Unschuldige freikommt und der Schuldige entlarvt wird.«
    Sie kehrte zu Eadulf zurück. Sie sah noch, wie Bébháil ihr folgen wollte, von Tómma aber zurückgehalten wurde.
    Accobrán begleitete Fidelma und Eadulf zur Festung. Die beiden begaben sich auf der Stelle zu Gabrán. Das Angebot des Tanist, bei der Befragung des jungen Mannes anwesend zu sein, lehnte Fidelma ab.
    Der Holzfäller erhob sich, als sie die dunkle Zelle betraten. Er hatte einen Hieb quer über ein Auge erhalten, und eine Wange

Weitere Kostenlose Bücher