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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ihn zu seinem Sessel.
    Graham lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht an seinen Sohn, als der ihn so drehte, dass er sich nur noch in den Sessel sinken zu lassen brauchte. Sein Kopf war gesenkt, als wäre er ihm zu schwer, und die Brille war ihm zur Nasenspitze hinuntergerutscht. »Mir ist ein bisschen komisch, mein Junge«, murmelte er. »Vielleicht mach ich am besten ein kleines Nickerchen.«
    »Du hast dir zu viel zugemutet«, sagte Frank. »Ich darf dich in Zukunft nicht mehr allein lassen.«
    »Ich bin kein kleines Kind.«
    »Aber du machst Dummheiten, wenn ich nicht auf dich aufpasse. Du bist stur wie ein alter Bock.«
    Graham lächelte bei dem Vergleich, und Frank reichte ihm die Fernbedienung für den Fernsehapparat. »Kann ich mich darauf verlassen, dass du mal fünf Minuten keine Dummheiten machst?«, fragte er seinen Vater liebevoll. »Ich möchte nur hören, was die hier wollen.« Er wies mit einer Kopfbewegung zum Wohnzimmerfenster.
    Als sein Vater wieder vor dem Bildschirm saß, machte Frank sich auf die Suche nach River und der Rothaarigen. Sie standen bei den zerschlissenen Liegestühlen im verwilderten Garten hinter den Häusern, ins Gespräch vertieft, wie es schien. Als Frank sich näherte, schwiegen sie.
    River stellte seine Begleiterin als Freundin seiner Schwester vor. Sie heiße Deborah St. James, sagte er. Sie und ihr Mann seien aus London herübergekommen, um seiner Schwester zu helfen. »Er hat beruflich ständig mit solchen Geschichten zu tun«, erläuterte River.
    Franks Hauptsorge galt seinem Vater. Er durfte ihn nicht zu lange allein lassen, sonst passierte womöglich wieder irgendetwas. Er fragte mit aller Höflichkeit, die er aufbieten konnte: »Und wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Sie antworteten gemeinsam. Ihr Besuch hatte, wie sich herausstellte, mit einem Ring aus der Kriegszeit zu tun. Er war gekennzeichnet durch eine deutsche Inschrift, Jahreszahlen und eine ungewöhnliche Verzierung, die aus einem Totenkopf mit gekreuzten Knochen bestand.
    »Haben Sie so etwas in Ihrer Sammlung?« River schien begierig.
    Frank warf ihm einen neugierigen Blick zu, dann sah er die Frau an. Ihr ernstes Gesicht sagte ihm, wie wichtig seine Auskunft den beiden war. Er dachte über diese Tatsache nach und überlegte sämtliche möglichen Konsequenzen jeder möglichen Antwort, bevor er endlich sagte: »Ich glaube nicht, dass mir so ein Stück schon mal untergekommen ist.«
    Woraufhin River meinte: »Aber sicher können Sie nicht sein?« Als Frank das nicht bestätigte, wies er auf die beiden anderen Häuser bei der Mühle und fügte hinzu: »Sie haben doch massenhaft Zeug da drinnen. Ich erinnere mich, dass Sie sagten, es sei noch gar nicht alles katalogisiert. Daran haben Sie doch gearbeitet, stimmt's? Sie und Guy wollten die Sachen ausstellen, aber Sie brauchten erst noch genaue Verzeichnisse darüber, was Sie haben und wo es liegt und wo es im Museum hin sollte, richtig?«
    »Ja, das ist richtig, daran haben wir gearbeitet.«
    »Und der Junge hat auch mitgeholfen. Paul Fielder. Guy hat ihn hin und wieder mitgebracht.«
    »Ebenso einmal seinen Sohn. Und auch den jungen Abbott«, sagte Frank. »Aber was hat das -«
    River wandte sich der Rothaarigen zu. »Siehst du? Es gibt auch noch andere Möglichkeiten! Paul. Adrian. Der kleine Abbott. Die Bullen wollen unbedingt glauben, dass jeder Weg zu China führt, aber so ist es nicht, verdammt noch mal, und hier haben wir den Beweis.«
    Die Frau sagte beschwichtigend: »Nicht unbedingt. Nur wenn...« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht und richtete ihre folgenden Bemerkungen an Frank. »Kann es sein, dass Sie einen Ring wie den von uns beschriebenen katalogisiert und nur vergessen haben? Kann es sein, dass jemand anders ihn eingetragen hat? Oder dass Sie einen hatten und das vergessen haben?«
    Frank räumte ein, dass so etwas möglich sei, aber er legte Zweifel in seinen Ton, weil er wusste, dass jetzt wahrscheinlich eine Bitte kommen würde, die er nicht erfüllen wollte. Sie brachte sie dennoch prompt vor. Ob sie sich einmal unter seinen Objekten umsehen dürften? Oh, ihr sei klar, dass sie unmöglich alles würden durchschauen können, aber es könnte ja sein, dass sie Glück hätten...
    »Dann schauen wir uns wenigstens zuerst die Kataloge an«, meinte Frank. »Wenn ein Ring da war und uns in die Finger gekommen ist, hat einer von uns ihn eingetragen.«
    Er führte sie über denselben Weg wie zuvor seinen Vater und holte das erste Heft heraus. Bis

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