1201 - Kosmisches Mosaik
sie die plärrende Stimme des Höchsten Volkes. „Es freut mich, dich auf meinem Schiff begrüßen zu dürfen."
Der Heuchler! Die höflichen Worte dienten allein dazu, sich über den Zweck ihres Besuchs endgültig klar zu werden.
„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite", säuselte Fulk'nurum zurück. „Ich habe ein wichtiges Problem mit dir zu besprechen, Höchstes Volk."
„So, hast du das? Warum benutzt du keine Hyperfunkverbindung? Du hättest dir den Weg sparen können."
„Zu unsicher. Es ist wichtig, daß der Inhalt des Gesprächs unter uns bleibt."
„Äh, ich verstehe!" Plötzlich verlor seine Stimme jede Freundlichkeit. Sie wurde lauernd. „Ich sage dir, was du wirklich hier suchst. Du willst mich austricksen!"
Fulk'nurum reagierte gefaßt. Sie hatte natürlich damit rechnen müssen, daß er sie sofort durchschaute.
„Und wenn es so wäre?"
„Dann brauchst du nur zu kommen!" keifte das Höchste Volk. „Du wirst erleben, was dir blüht."
„Beruhige dich", bluffte sie. „Es handelt sich wirklich um ein Gespräch."
„Wie auch immer. Ich erwarte dich."
Fulk'nurums Kopfblätter zitterten zufrieden. Sie trennte die Funkverbindung und begab sich zum Ausstieg.
In der Luftschleuse hatten sich unterdessen etliche N'sal eingefunden, die neugierig zischelnd das Boot umringten und gespannt waren, den Ankömmling zu sehen. Sie kletterte die schmale Rampe hinab und fuchtelte mit den Armen.
„Was gibt's hier zu gaffen?" schimpfte sie. „Verschwindet!"
Wie bei Mitgliedern des Niederen Volkes üblich, gehorchten sie ohne Widerspruch. Tatsächlich, dachte Fulk'nurum erhaben, schien sie über eine besondere Ausstrahlung zu verfügen, die auch denen, die sie nicht kannten, sofort klar machte, daß sie eine Stufe über ihnen stand.
Nur einer bemerkte davon augenscheinlich nichts. Während alle anderen eilig davonhuschten, lehnte dieser lässig am Rahmen des Schleusenschotts und rührte sich nicht vom Fleck. Nochmals fabrizierte sie wedelnde Gesten.
„Du bist schwerhörig, wie? Taub vielleicht? Verschwinde, habe ich gesagt!"
Doch der andere ließ sich nicht verscheuchen. Völlig unbeeindruckt verharrte er in seiner Haltung - und er wagte es sogar, sie seinerseits anzusprechen.
„In welchem Aufzug kommst du daher? Wozu brauchst du dieses Seil? Du wirkst lächerlich damit."
„Ich wüßte nicht, was es dich angeht."
Fulk'nurum wollte jedem Streit ausweichen. Nur deshalb zügelte sie ihr Temperament. Sie wollte an dem Großmaul vorbei durch die Schottöffnung treten, ohne es weiter zu beachten. Der Mann jedoch stellte sich ihr in den Weg.
„Ich könnte dich einsperren, für deine Frechheiten. Auf eine Frage erwarte ich eine vernünftige Antwort. Also...?"
„Das ist ja wohl die Höhe!" zürnte Fulk'nurum. „Wer bist du, daß du dir das Recht herausnimmst... Oh...!"
Sie verstummte abrupt. Plötzlich wurde ihr bewußt, daß es sich bei dem N'sal mit dem vorlauten Mundwerk eigentlich nur um den Kommandanten dieses Schiffes handeln konnte. Niemand anders hätte es gewagt, ihr in so überheblicher Weise zu begegnen. Sie schalt sich eine Närrin, daß sie nicht sofort auf den richtigen Gedanken gekommen war. Aber sie wollte sich auch nicht einschüchtern lassen.
„Nun gut", meinte sie - etwas kleinlauter als zuvor. „Ich habe meinen Spaß gehabt, und du ebenfalls.
Vergessen wir den Streit. Laß mich vorbei."
Der andere bewegte sich keinen Deut. Immerhin blieb er ruhig.
„Es interessiert mich, was du auf meinem Schiff zu treiben gedenkst. Ich warte immer noch aeine uf Antwort. Und glaube nicht, du hättest hier irgendwelche Rechte. Wenn es mir in den Kram paßt, stecke ich dich in den Maschinenraum zum Arbeiten. Du verstehst, was ich meine?"
Oh ja, sie verstand es nur zu gut. Damit, daß sie ihren eigenen Kommandantenplatz einem anderen anvertraute, hatte sie sich selbst der Würde des Hohen Volkes beraubt. An Bord dieses Schiffes zählte sie zunächst einmal gar nichts. Von wegen Ausstrahlung!
„Ich bin hier, um ein wichtiges Gespräch zu führen", erklärte sie folgsam. In ihr wühlte zwar der Zorn, doch sie wollte kein unnötiges Risiko eingehen. „Es betrifft die Interessen der gesamten Armadaeinheit."
Endlich gab der Mann den Weg frei.
„Warum sagst du das nicht gleich? Du hättest dir den ganzen Arger mit mir ersparen können."
„Ein Irrtum. Ich wußte nicht, daß du dem Hohen Volk angehörst. Schließlich kann ich nicht alle 18.000 Kommandanten kennen."
„Wohl wahr. Ich bin
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