1201 - Kosmisches Mosaik
Hause, Fremder! In diesem Flankenabschnitt gilt allein mein Wort. Sonst keines!"
„Laßt euch nicht verblenden, N'sal", rief der Rotäugige eindringlich. „Die so zu euch spricht, vergeht sich an der Bestimmung der Armada !Hört nicht auf sie!"
Fulk'nurum hatte das Gefühl, sie müßte mit der blanken Faust die Sichtscheibe des Monitors zertrümmern. Mit Schläue und Cleverneß hatte sie die Macht errungen - und plötzlich kam einer daher und versuchte, ihren Einfluß zu unterminieren. Sie zitterte am ganzen Leib.
„Wer bist du, daß du so zu reden wagst? Hat jemand das Schiff dieses Verräters in der Ortung? Verjagt ihn! Zeigt ihm, wozu echte Armadisten fähig sind!"
„Du weißt nicht, wer ich bin?" erklang die mächtige Stimme von neuem. „So höre, es ist Nachor von dem Loolandre, der zu dir spricht."
Nachor von dem Loolandre! Der Armadaprinz!
Für einen Moment packte Fulk'nurum die Unsicherheit. Viel hatte sie von diesem Mann gehört, wenn sie ihn auch noch nie gesehen hatte. Zweifellos nahm er nach der Neuorganisation der Armada einen gewichtigen Rang ein. Er, der sich anmaßte, Ordobans rechtmäßiger Erbe zu sein, besaß wahrscheinlich auch in den Reihen der N'sal eine erkleckliche Zahl von Sympathisanten. Der Armadaprinz war eine Figur, um die sich seit jeher Gerüchte und Legenden rankten; eine schillernde Gestalt, die unerwartet auftrat und ihren Ruf in die Waagschale warf. Für Fulk'nurum wurde es gefährlich.
Aber sie gab sich nicht geschlagen. So nicht!
„Denkt daran, Niederes und Hohes Volk, daß dieser Nachor immer gegen die gekämpft hat, die unsere Verbündeten wären. Es ist unsere Pflicht, das Werk der Armadaschmiede fortzuführen."
Sie war längst nicht mehr sicher, ob ihre Appelle noch Wirkung erzielten. Die Scharmützel in den Randbezirken hatten bereits aufgehört. Auf geheimnisvolle, unerklärliche Weise, schien die enorme Ausstrahlung dieses Mannes selbst über die Funkverbindung eine Wirkung zu entfalten, der man sich nicht entziehen konnte. Fulk'nurum spürte, wie sie ruhiger und gelassener wurde, und seltsamerweise vermochte sie sich aus eigener Kraft kaum dagegen zu wehren.
Auf dem Bild, das den Prinzen zeigte, tauchte im Hintergrund ein weiteres Wesen auf, ebenfalls humanoid, jedoch mit zwei Augen und deutlich ausgeprägten Gesichtszügen. Auch dieses Geschöpf verfügte über ein weitreichendes, überragendes Charisma. Nachor wich zur Seite, als es vor die Aufnahmeoptik trat. Fulk'nurum wollte schreien und ihrem Unmut Ausdruck verleihen - doch bevor sie auch nur ein Wort hervor brachte, schoß ihr der Gedanke durch den Sinn, was daran wohl falsch sein könnte, wenn erfahrene Leute wie diese die Geschicke der Armada lenkten.
„Wir alle müssen uns neu orientieren", sagte der Fremde mit den beiden grauen Augen ruhig. „Wir sind auf dem Weg zu neuen Zielen. Es gilt, diese gewaltige Wachflotte, die einst von Ordoban geschaffen wurde, ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Der Bestand der kosmischen Ordnung steht auf dem Spiel. Niemand, den dieses Universum am Leben erhält, darf sich der Aufgabe Widersetzen. Intelligenz und Tatkraft jedes einzelnen Individuums sind gefordert, um das Chaos zu verhindern und den Niedergang der Positiven Kräfte zu stoppen. Wir alle müssen vertrauensvoll zusammenarbeiten. Ich fordere euch dazu auf."
Nie zuvor hatte Fulk'nurum Worte von solcher Eindringlichkeit gehört. Sie schwieg betroffen. Der Fremde mußte zu denen gehören, die für die künftigen Geschicke des Heerwurms maßgebend Verantwortung trugen. Obwohl er, wie sie wußte, erst vor kurzem in Erscheinung getreten war und von außen in die Entwicklung eingegriffen hätte, verfügte er über das charakteristische Erkennungszeichen aller Armadisten: Über seinem Schädel strahlte ein faustgroßer Ball in violettem Licht.
Fulk'nurum blickte zu ihrer eigenen Armadaflamme hinauf. Eine seltsame Regung überschwemmte ihren Geist. Plötzlich begriff sie, daß Zerstörung und Chaos das Gegenteil dessen waren, wozu ihre Urahnen sich verpflichtet hatten. Wahrhaftig - die Endlose Armada diente dem .Frieden, der Ordnung. Nur diese Ziele rechtfertigen ihren Bestand. Mit Nachor von dem Loolandre und dem beeindruckenden Fremden hielten zwei Wesen die Zügel in den Händen, die mit Leib und Seele der großen Aufgabe verschrieben waren. Man konnte ihnen vertrauen.
Fulk'nurum verinnerlichte diese Einsichten und lehnte sich beruhigt zurück. Sie und alle anderen N'sal würden die neue
Weitere Kostenlose Bücher