1202 - So enden sie alle
ist keine Aufheiterung. Ich denke tatsächlich so. Die andere Seite ist noch nicht so weit. Elax hat sein Ziel nicht erreicht. Er muss noch nachkarten. Er ist unsicher. Und wenn er Carlotta hat, wird er seine Sicherheit auch noch nicht zurückerhalten. Er wird Zweifel haben und daran denken, dass Carlotta möglicherweise noch anderen Personen etwas von ihrem Schicksal erzählt hat. Das alles müssen wir bedenken.«
»Toll«, erwiderte Maxine und lächelte. »Mir scheint, als wolltest du mir Mut machen.«
»Möglich. Oder unter anderem. Aber das ist meine wahre Meinung.«
»Gut, Suko. Dann möchte ich dich noch fragen, was wir tun sollen, wenn plötzlich Babur erscheint.«
Suko dachte nicht lange über die Antwort nach. »Da muss uns dann etwas einfallen.«
»Ach!« Maxine zeigte sich erstaunt. »Und zuvor ist uns nichts eingefallen?«
»Doch!«
»Bitte!«, sagte sie, »wenn das wirklich so wäre, dann brauchten wir hier nicht zu sitzen. Dann hättest du längst etwas unternehmen müssen.«
»Es wäre möglich gewesen. Leider auch zu risikohaft. Ich ahnte, dass wir zunächst eingesperrt werden würden. Außerdem wird sich bestimmt eine günstigere Gelegenheit ergeben, um fliehen zu können. Davon bin ich überzeugt.«
»Soll ich dir glauben?«
»Du musst es nicht.«
Maxine lachte wieder und schüttelte den Kopf. »Irgendwie machst du mir Spaß. Trotz der beschissenen Lage, in der wir stecken. Ich habe wirklich Angst gehabt, aber jetzt ist sie zurückgedrängt worden.«
»Nimm es als Pluspunkt.«
»Danke, ich werde daran denken.« Maxine wollte gar nicht wissen, welche Pläne sich Suko zurechtgelegt hatte, aber irgendwie hatte sein Optimismus auch sie angesteckt, und sie sah der Zukunft nicht mehr so bang entgegen. Sie dachte wieder an Carlotta und fragte sich zum wiederholten Male, ob sie die einzige Person war, die eine derartige Veränderung zeigte. Das konnte sie sich kaum vorstellen. Carlotta hatte zwar von anderen Freunden gesprochen, doch sie wollte es erst glauben, wenn sie diese mit eigenen Augen gesehen hatte.
Verstecke gab es hier unten sicherlich genug. Der Bereich unter dem Haus war großzügig ausgebaut worden.
Beide hatten Zeit. Sie konnten nichts tun. Je mehr Zeit verstrich, umso nervöser wurde Maxine. Suko war es sicherlich auch, ihm sah sie es jedoch nicht an. Sie konnte nicht mehr in ihrer Haltung stehen bleiben. Desha lb ging sie immer wieder auf und ab. Von einer Wand zur anderen. Gedanklich sprach sie mit sich selbst und unterstrich den lautlosen Monolog auch mit bestimmten Gesten, während Suko die Ruhe selbst blieb.
»Stört es dich?«, fragte sie.
»Was?«
»Dass ich hier laufe?«
»Nein«, erwiderte er lächelnd. »Was sollte mich daran stören?«
Maxine verdrehte die Augen. »Also mich würde es nervös machen, wenn jemand so auf und ab geht.«
»Im Prinzip ist mir das egal, Max. Nur solltest du jetzt mal still sein, bitte.«
»Warum?«
»Weil ich etwas gehört habe. Draußen vor der Tür. Es kann sein, dass wir Besuch bekommen.«
»Babur?«, hauchte sie und blieb dann still.
Suko gab ihr keine Antwort. Er konzentrierte sich auf die Tür, und von dort war tatsächlich etwas zu vernehmen. Keine Schritte, dafür wurde die Tür in Höhe des Schlosses von der anderen Seite berührt. Sie vernahm auch das leise Kratzen, als der Schlüssel gedreht wurde. Suko bedeutete Maxine durch Gesten, sich in den toten Winkel der Tür zu stellen, was die Ärztin auch tat.
Sie wartete mit angehaltenem Atem. Sie und Suko sahen, wie die Tür aufgedrückt wurde, aber Maxine hatte mehr Blicke für ihren Begleiter, und so bekam sie mit, dass sich Suko sogar entspannte, als wäre keine Gefahr vorhanden.
»Carlotta«, flüsterte er.
Maxine hielt es an ihrem Platz nicht aus. Sie ging nach vorn, sie drehte sich und sah das Vogel-Mädchen, das sich über die Türschwelle schob.
»Du?«
Carlotta gab keine Antwort. Sie schaute sich um, drückte die Tür wieder zu, legte einen Finger auf die Lippen und wurde von der Ärztin umarmt.
Maxine konnte nicht anders. Sie musste ihre Erleichterung einfach so zeigen. Sie wollte spüren, ob es auch wirklich Carlotta war, und sie drückte sie an sich.
Beide genossen die Umarmung. Maxine merkte, dass Carlotta zitterte, und das bestimmt nicht grundlos. Sie musste einiges hinter sich haben.
»Wo kommst du her? Was ist passiert? Wieso hast du uns befreit? Woher wusstest du, wo wir waren?«
Die Fragen prasselten auf Carlotta nieder, die sich zurückhielt
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