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1203 - Der Zeitgänger

Titel: 1203 - Der Zeitgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gewesen? Gab es im Hintergrund eine mächtige Persönlichkeit, die irgendwie mit dem Zweiling verbunden war?
    Er horchte in die Unendlichkeit hinaus, bekam jedoch keine schlüssige Antwort. Nur einmal glaubte er, so etwas wie ES zu hören - allerdings aus sehr großer Entfernung, so als ob sich dieses geheimnisvolle Wesen zurückgezogen hätte und nicht in das Geschehen eingreifen wollte, wenngleich es die Entwicklung aufmerksam verfolgte.
    Aber vielleicht hatte er sich auch getäuscht.
    Ich sollte eine Pause einlegen, sagte er sich. Meine Nerven spielen mir einen Streich. Ich muß ausruhen.
    Der Zweiling läuft mir nicht weg.
    Er koppelte sich an eine stetig verlaufende Spur, die über eine große Strecke parallel zu der des Raumlings verlief, versank in einen Zustand der Trance und entspannte sich, um neue Energien zu schöpfen.
     
    5.
     
    Nisel bebte vor Erregung.
    Selbst in seinen kühnsten Träumen hatte er sich nicht vorgestellt, daß er sich so weit vorwagen würde. In dieser äußersten Grenzzone verwischten sich viele Zeitspuren, sie zerfaserten und verloren sich im Nichts.
    Die größte Überraschung aber bot die Spur Rhodans.
    Sie bog ab und führte in die Vergangenheit zurück.
    Ratlos verharrte Nisel.
    Sollte er der Spur weiterhin folgen? Mußte er nicht zumindest vorher ergründen, weshalb die Spur in die Vergangenheit entfloh? Hatte der Zweiling sich auf ein gewagtes Zeitexperiment eingelassen? Er mußte doch wissen, wie groß die Gefahr war, daß er ein Paradoxon auslöste.
    Seltsame, haarfeine Spuren führten an die Rhodans heran, berührten sie, als ob sie ihn wie in einem Spinnennetz einweben wollten - und brachen dann plötzlich ab, als habe eine übergeordnete Macht sie mit einem Messer abgeschnitten. Daneben war eine andere Zeitspur, die Nisel sich nicht erklären konnte. Sie setzte sich aus vielen Einzelspuren zusammen und hatte etwas Bedrohliches an sich.
    Begriffe wie gut und böse gab es nicht für den Zeitgänger. Deshalb engagierte er sich auch nicht, wenn er irgendeine Szene auf einem Planeten oder in einem Raumschiff beobachtete. Er hatte keine Möglichkeit, die Entwicklung zu beeinflussen und für den einen oder den anderen Partei zu ergreifen. Deshalb hatte selbst das grausigste Verbrechen für ihn nur Unterhaltungswert.
    Jetzt aber sah er eine Zeitspur, der etwas Ominöses anhaftete.
    Gleichzeitig zog ihn diese Spur in seinen Bann. Sie barg einen unwiderstehlichen Reiz in sich und forderte ihn geradezu heraus. Er wollte zumindest wissen, zu wem sie gehörte, da sie doch die Spur des Zweilings berührte und sich dann wieder von ihr entfernte.
    Nisel verzögerte, um sich zu dem Zeitpunkt einzuschalten, der kurz vor der Trennung lag, denn er war identisch mit dem Beginn der Kurve, die die Zeitspur in die Vergangenheit führte. Also mußte an dieser Stelle etwas Entscheidendes geschehen sein.
    Die Bilder huschten vorbei, wurden langsamer, gewannen Schärfe, und dann sah er Rhodan in einem kleinen Raum. Ihm gegenüber stand das Wesen, das die bedrohlich wirkende Spur hinterlassen hatte.
    Es war klein und schmächtig und hatte einen kalkweißen Teint, als ob es sich nie dem Licht der Sonne ausgesetzt hätte. Die Beine waren kurz wie die der Neutraner, die Arme dagegen so lang, daß die Hände den Boden berührten. Der Kopf war flach, haarlos und erinnerte an einen Mauerstein mit gerundeten Kanten. Er saß auf zwei knorpeligen Hälsen. Das Geschöpf hatte zwei Münder, von denen der eine der Nahrungsaufnahme diente, während der andere zum Atmungssystem gehörte. In den rötlichen, rings um den Kopf verteilten Flecken vermutete der Zeitgänger die Wahrnehmungsorgane.
    Der Zweiling war in einer Energieblase gefangen, die gerade so hoch war, daß er darin stehen konnte. Sie schwebte einige Meter über dem Boden einer Maschinenhalle.
    Nisel vernahm das mentale Gelächter des bleichen Wesens, das sich Kazzenkatt, der Träumer, nannte.
    Über eine Brücke kam ein Roboter heran und schob einen Raumanzug zu dem gefangenen Rhodan in die Energieblase.
    „Anziehen", befahl er.
    Als Rhodan den Anzug angelegt hatte, trat eine andere Gestalt auf die Brücke hinaus und warf ihm ein paar höhnische Worte zu. Sie hatte eine violette, zerknitterte Haut und einen Schädel, der eher zu einem Toten paßte, denn zu einem lebenden Wesen.
    Plötzlich schnellten sich achtbeinige Tiere an dem Zweiling empor, die bis dahin auf dem Boden der Blase gekauert hatten. Sie waren klein, hatten eine Schuppenhaut und

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