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1205 - Wer die Totenruhe stört

1205 - Wer die Totenruhe stört

Titel: 1205 - Wer die Totenruhe stört Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekommen«, sagte mein Freund. »Aber wir müssen damit rechnen, dass sich seine Macht ausbreitet. Das heißt, sie ist schon dabei.«
    »Kommt sie auf das Dorf zu?«
    »Das müssen wir leider so sehen.«
    »Und wie sieht das aus?«
    Suko zuckte mit den Schultern. »Es werden die Straßen aufgerissen werden. Wir werden gefährliche Spalten sehen können. Manche so breit, dass sie Menschen verschlucken. Auch die Häuser werden nicht unbeschädigt bleiben, und dann wird er wohl erscheinen.«
    Die alte Frau hatte zugehört und die Hände dabei ineinander verschlungen. Sie schüttelte sich, als wollte sie das Gehörte abwehren. »Wenn ich über Ihre Worte nachdenke, dann habe ich den Eindruck, dass jemand vor mir sitzt, der von einer Apokalypse spricht.«
    Ich wiegte den Kopf. »Das sehe ich zwar nicht genau so. Aber es ist auch nicht weit davon entfernt. Zumindest eine lokale. Dabei fällt mir noch eine Frage ein.«
    »Bitte.«
    »Ist in den Überlieferungen beschrieben worden, wie Vurvolak aussieht?«
    »Nicht genau. Als düstere Gestalt hat man ihn erklärt. Es gibt auch Menschen, die davon überzeugt sind, dass er fliegen kann. Andere halten ihn für einen Gesandten der Hölle und des Teufels. Aber von einem Engel hat nur er gesprochen.«
    »Zudem einer mit zwei Gesichtern, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, wie ich mir das erklären soll. Das müssen Sie herausfinden.«
    »Eine Kreatur der Finsternis«, flüsterte mir Suko zu.
    »Das sehe ich auch so.«
    »Was sagten Sie?«
    »Schon gut, Mrs. Groof, wir…«
    Ja, und dann passierte es.
    Jeder von uns hörte das leise Klingeln oder Klappern. Aber niemand hatte sich bewegt oder irgendwo gegen gestoßen. Und doch war dieses Geräusch da.
    Zugleich schauten wir nach unten.
    Und zugleich sahen wir, was sich vor unseren Augen auf dem Tisch abspie lte.
    Ganz sanft schwangen die Tassen auf den Untertassen hin und her. Sie hoben ab, sie fielen wieder zurück, und genau dabei entstanden die klappernden Geräusch.
    Unsere Füße hielten Kontakt mit dem Boden. Ich konzentrie rte mich auf sie.
    Da merkte ich es auch.
    Ganz leicht vibrierte die Erde.
    Damit stand fest, dass der unselige Fluch des Vurvolak das kleine Dorf hier erreicht hatte…
    ***
    Keinem von uns fiel ein Kommentar ein. Wir konzentrierten uns auf den Vorgang, der nicht schlimm wirkte, in Anbetracht der Lage jedoch einen Schauer bei uns allen hinterließ.
    Suko bewegte seinen Kopf. Er nickte mir zu und erhob sich als Erster. Er ging einen Schritt nach rechts und geriet dabei in Craig Averells Nähe.
    Der Regisseur hielt ihn fest. »Wo wollen Sie hin?«
    »Nach draußen.«
    »Das ist zu gefährlich. Sie…«
    »Bitte, Mr. Averell. Die Zeit der Diskussionen ist vorbei. Wir müssen endlich handeln.«
    »Nein, Suko, nein. Nicht wir handeln, sondern die andere Seite. Wir können nichts tun. Es sei denn, es gelingt uns, die Bewohner zur Flucht zu überreden.«
    »Dafür wird es wohl zu spät sein«, erklärte Mrs. Groof, und ich gab ihr durch mein Nicken Recht.
    Die Antwort konnte Averell nicht gefallen. Er stand mit einer hastigen Bewegung auf. »Was wollen wir denn jetzt machen?«, fragte er laut. Die Panik in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Wir sitzen hier, und draußen…«
    Suko tippte ihn an. »Sie bleiben hier bei Mrs. Groof. Sie sind so etwas wie ein Beschützer. Wir schauen uns draußen um.«
    »Nein, ich bin kein Beschützer. Gegen das Grauen da draußen kommt doch niemand an.«
    »Bleiben Sie«, sagte ich. Ich hatte meinen Platz verlassen und ging auf die Tür zu. Hinter mir hörte ich Sukos Schritte. Bevor ich ins Freie trat, versuchte ich noch, einen Blick durch das kleine Fenster zu werfen.
    Es war so gut wie nichts zu sehen. Das lag daran, dass die Dunkelheit fast die Dämmerung abgelöst hatte und die einsame Welt hier im Hochtal mit dem Kleid der Finsternis überzogen hatte. Bewegungen auf dem Boden jedenfalls fielen mir nicht auf. Aber das hatte nichts zu sagen.
    Ich zog die Tür auf, duckte mich wieder und trat einen langen Schritt ins Freie.
    Die Häuser von Rootpark lagen hinter mir. Vor mir sah ich nur die leere Landschaft. Es war so still, dass ich sogar das leise Plätschern des Baches vernahm. Ansonsten hörte ich nichts. Kein Knirschen, kein Brechen, auch kein bekanntes Grollen, das dieses verdammte und auch unnatürliche Beben ankündigte.
    Suko hatte das Haus ebenfalls verlassen und blieb neben mir stehen. Er sah ebenso wenig wie ich, meinte aber mit leiser Stimme: »Wir haben uns

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