1207 - Ich komme aus der Hölle
werden uns um den Background der Toten kümmern.«
»Wollt ihr auch die Uni-Spur aufnehmen?«
»Kann ich mir vorstellen.«
Tanner zuckte mit den Schultern.
»Nun ja, dann können wir uns viel Glück wünschen.« Er blickte auf die Tote im offenen Sarg. »Ich möchte nicht, dass es noch weitere Leichen gibt.«
»Das können wir leider nicht ausschließen«, sagte Suko dann leise…
***
Es duftete nach frischen Croissants, nach Kaffee, Zigarettenrauch und gebratenem Speck. Die sieben Tische in dem kleinen Frühstücks-Café waren allesamt belegt, denn es war eben chic, außer Haus sein Frühstück einzunehmen und dabei mit anderen Leuten zu quatschen oder einen Blick in die Zeitung zu werfen.
Der Laden lief gut. Im Studentenviertel hatte er eröffnet, und viele junge Leute nahmen die Gelegenheit wahr, sich hier zu treffen. Außerdem hielten sich auch die Preise in Grenzen, und auch Kate ROSS saß fast jeden Morgen im Café und genoss das Frühstück.
Zudem musste sie nicht weit gehen, um ihr Ziel zu erreichen, denn sie lebte nur zwei Etagen höher im gleichen Haus. Wie so oft bestellte sie sich ein Croissant, dazu Butter und Konfitüre.
Zwei Tassen Kaffee gönnte sie sich auch, und danach erst konnte der Tag für sie richtig beginnen.
Sie war 25 und hätte eigentlich an diesem Morgen in die Uni gehen müssen. Sie studierte Kunstgeschichte und Germanistik, aber sie hatte einfach keinen Bock.
Das konnte durchaus am Wetter liegen, denn der Frühling zeigte sich von seiner besten Seite.
Sonne über London. Das schon am Morgen. Temperaturen, wie man sie sich nur wünschen konnte und die man auch ausnutzen sollte, denn zum Nachmittag hin sollte es wieder eintrüben und später dann den üblichen Regen geben.
Der zweite Stuhl am Tisch war noch frei. Er sollte es auch so lange bleiben, bis Angie da Lorca kam, mit der sich Kate ROSS verabredet hatte.
Angie war eine Freundin aus Kindertagen. Sie studierte nicht, sondern arbeitete als Krankenschwester. An diesem Tag hatte sie frei, und der sollte für beide mit dem Frühstück beginnen.
So toll als Kumpel Angie auch war, eines bekam sie nie gebacken. Sie konnte einfach nicht pünktlich sein. Angie verspätete sich immer. Mal um fünf, dann wieder um zehn Minuten, aber es hatte auch Termine gegeben, zu denen sie mit einer halben Stunde Verspätung gekommen war. An diesem Morgen war sie nur acht Minuten über die Zeit. Und wenn sie kam, war sie automatisch der Mittelpunkt. Da konnte ein Raum noch so voll sein, Angie hatte jedes Mal ihren Auftritt. Das lag nicht nur daran, dass sie ziemlich gut gebaut war - rund und gesund, wie sie immer sagte -, nein, bei ihr spielte auch die Hektik eine Rolle. Sie konnte eigentlich nie ruhig sein. Die Arme und auch der gesamte Körper befanden sich in ständiger Bewegung, sodass sie nicht nur mit dem Mund redete. Und sie wirkte permanent gehetzt. Auch an diesem Morgen war es nicht anders.
»Grüß dich, Kate.« Ihre Stimme klang abgehetzt. Rasch drückte sie der Freundin zwei Küsse auf die Wangen und ließ sich auf den braunen Holzstuhl fallen, der auch in einem Café in Wien hätte stehen können.
»Was ist dir denn jetzt dazwischen gekommen?«
Angie winkte ab. »Kaum was. Ich habe nur noch für meinen Kater das Fressen hingestellt.«
»Ah ja.«
»Glaubst du mir nicht?«
»Doch, doch.«
Angie schaute auf Kates Teller. »He, das sieht gut aus. Werde ich auch nehmen.«
»Reicht dir das?«
»Hör auf, falls du auf meine Figur anspielst. Ich habe mir vorgenommen, eine Diät durchzuziehen.«
»Super. Die wievielte ist das?«
Angie verzog das Gesicht. »Du bist manchmal widerlich.«
Kate Ross lachte und streichelte Angies Arm. »Nimm es nicht so tragisch«, sagte sie. »Bei manchen Menschen liegt das an den Genen.«
»Nicht bei mir. Das ist mein Appetit.« Angie da Lorca bestellte sich das Frühstück, nahm allerdings zwei Hörnchen.
Sie war ein Pfundstyp. Ihr Gesicht hatte einen ovalen Schnitt.
Es war nicht zu rund, und in ihm fielen zumeist die sehr lebhaften dunklen Augen mit der gleichen Farbe wie das Haar auf. Über dem runden Kinn zeichnete sich ein kleiner, herzförmig geschnittener Mund ab, der eigentlich nie ruhig stand.
Die wesentlich ruhigere Kate ROSS fragte sich manchmal, ob ihre Freundin auch bei den Patienten so viel redete.
Angie vertilgte das erste Hörnchen, ohne zu reden. Erst dann stellte sie eine Frage: »Wie sieht denn dein Tag heute aus? Oder was hast du dir vorgestellt?«
»Am Nachmittag soll
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