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1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mitbekommen habe. Ich wollte, es wäre ein Traum.«
    »Es war keiner.«
    »Ja«, sagte er und deutete ein Nicken an.
    »Jemand hat auf einer Gitarre gespielt.«
    »Das war Pee.«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Und erkannt, Mr. Sinclair. Er kam durch den Gang und betrat das Zimmer. Er spielte. Ich kenne seinen Sound. Aber so irre gut wie heute hat er noch nie gespielt. Das war einfach nicht zu stoppen. Wie von einem anderen Stern, wenn Sie verstehen.«
    »Das denke ich schon. Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum das passiert ist?«
    »Nein, kann ich nicht. Ich habe das Gefühl, dass es keinen Grund dafür gibt.«
    »Da denke ich anders.«
    »Aber Pee ist ein Phänomen auf der Gitarre«, flüsterte er. »Er spielt auch in einer Band. Ich habe ihm immer gesagt, dass er sein Talent dort verschwendet. Aber er hat keine Lust zu einer Solo-Karriere. Wird sich wohl ändern.«
    »Sie wissen auch, dass Pee nicht allein war.«
    »Das habe ich gesehen. Aber ich will mich nicht mehr daran erinnern«, flüsterte er.
    »Das müssen Sie aber!«
    »Um ihn herum waren Gestalten. Sie gingen mit ihm.«
    »Gut. Haben Sie gesehen, welchen Weg sie genommen haben?«
    »Zur Tür. Er hat mir noch zugewinkt. Ich hatte das Gefühl, als würde er von den Geistern getragen. Er schien mir auch happy zu sein. Das war wie ein Abschied. Dann hielt er noch die Gitarre hoch, als wäre sie etwas unsagbar Kostbares. Was auch irgendwie stimmt, denn sie ist einfach super.«
    »Haben Sie mit ihm über die Gitarre gesprochen?« Ich stellte die Frage bewusst, weil ich das Gefühl nicht loswurde, dass sie etwas mit dem Erscheinen der geisterhaften Gestalten zu tun hatte.
    »Nicht vorhin, aber früher.« Er rieb wieder seine Hände. »Sie ist für ihn wie eine Braut. Er liebt sie. Sie war sein Ein und Alles. Wenn er sie spielte, lief er zu Hochform auf. Seine Soli waren berühmt. Die Fans lauschten andächtig, dann schrieen und tobten sie vor Begeisterung.«
    Das alles war für mich zwar interessant, aber wir waren noch nicht auf den Kern des Problems zu sprechen gekommen.
    »Diese Gitarre sah mir ziemlich altmodisch aus. Das war keine moderne E-Gitarre, sondern eine, wie man sie von früher her kennt.«
    »Stimmt.«
    »Hat er sie geerbt oder auf einem Flohmarkt erworben?«
    Jetzt legte Alex Steel den Kopf zurück und lachte. »Flohmarkt, um Himmels Willen. Sie ist auch kein Erbstück von einem verstorbenen Onkel oder einer Tante gewesen. Nein, nein, man hat sie ihm geschenkt. Das ist noch nicht lange her.«
    »Wie lange?«
    »Zwei Monate.«
    »Gut. Und wer hat sie ihm geschenkt?«
    Bisher hatte Alex immer gut geantwortet. Das war nun vorbei.
    Er senkte den Kopf und flüsterte: »Das ist die Frage, Mr. Sinclair. Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    Ich sah meine Felle wegschwimmen, wollte jedoch nicht so leicht aufgeben. »Bitte, Mr. Steel, haben Sie mit Pee nie darüber gesprochen?«
    »Das schon. Aber die Antworten waren immer recht ausweichend gewesen. So sprach er manchmal von einem geheimnisvollen alten Mann, der ihm das Instrument überlassen hatte. Ich kenne den Namen des Mannes nicht. Pee sprach davon, dass er zum fahrenden Volk gehört hat. Darunter kann man sich ja einiges vorstellen. Sinti, Roma, auch Mitglieder von einem Zirkus.«
    »Hatte er Kontakt mit den Leuten?«
    »Nicht dass ich wüsste. Bevor er in den Besitz seiner Gitarre kam, war das für ihn kein Thema. Finde ich schon etwas ungewöhnlich, aber was soll man machen? Jetzt ist er weg. Für mich war das ein Abschied von Pee, für ihn ist es bestimmt ein Neuanfang. Das Instrument ist einmalig. Eine Zauber-Gitarre. Ich habe die Geister gesehen. Ich konnte sie erkennen. Bleiche Gestalten, die durch die Luft huschten. Verzerrt, dick, auch dünn, mit Fratzen als Gesichter. Ich… ich… weiß nicht, woher sie gekommen sind. Sie denn, Mr. Sinclair?«
    »Nein, nicht genau. Da bin ich ehrlich.«
    »Sie haben keine Meinung?«
    »Doch. Allerdings ist sie sehr dünn. Ich müßte doch darüber nachdenken.«
    »Geister!«, stieß Alex flüsternd hervor. »Ja, ich weiß es. Das sind Geister gewesen. Er hat sie durch das Spiel seiner Gitarre gelockt. Das ist mehr als einmalig. Das ist sogar unwahrscheinlich. Das kann ich kaum fassen, obwohl ja alles irgendwie stimmt. Trotzdem ist es ein Wahnsinn, wenn ich darüber nachdenke.«
    »Sind Sie denn von diesen Gestalten angegriffen worden?«, hakte ich nach.
    »Nein, nein…« Er überlegte und schüttelte leicht den Kopf.
    »So kann man das nicht sehen.

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