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1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist ganz leicht.«
    »Ganz leicht«, flüsterte Ruby nach, und es hörte sich an, als würde sie mit der Stimme einer Fremden sprechen. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Das kann ich nicht glauben, Pee.«
    »Es stimmt aber. Ich schwöre es.«
    »Und was ist in dieser Nacht genau passiert? Bist du einfach nur vor den Geistern abgehauen?«
    »Nein. Nicht nur.« Er senkte seine Stimme. »Es waren auch noch Menschen da, und ich weiß nicht, ob sie überlebt haben.«
    In den folgenden Minuten erzählte er das, was er erlebt hatte, wobei Ruby ihm schweigend zuhörte.
    Als er ihr schließlich alles berichtet hatte, war es eine Weile still zwischen ihnen. Sie saßen nur da und schauten sich an.
    Schließlich veränderte Ruby ihre Sitzhaltung, Sie fragte: »Was willst du jetzt tun? Was hast du vor? Hast du schon Pläne?«
    Pee überlegte. Er zuckte die Achseln. Er quälte sich und kam doch zu keinem Ergebnis, das beide weitergebracht hätte. »Ich kann keine Pläne fassen. Das geht nicht.«
    Beinahe hätte Ruby gelacht. So kannte sie ihren Freund nicht.
    Er war völlig anders geworden. Wo war sein Optimismus geblieben, seine Kraft, sein Lachen, das immer auf andere Menschen so ansteckend wirkte? Vorbei, nicht mehr zu sehen.
    Ruby spielte mit der Kette, die ihren Hals umhing. Auch ein von ihr selbst hergestellter Gegenstand. »Warum kannst du denn keine Pläne mehr machen?«
    »Das ist ganz einfach, Ruby. Um Pläne zu machen, braucht es einen freien Kopf. Den habe ich nicht. Bei mir herrscht das Chaos. Ich bin nicht mehr ich selbst, sondern zu einer anderen Person geworden.«
    »Ja, das scheint mir auch so.«
    Er zwinkerte mit den Augen. »Was soll ich tun?«
    »Gib die Gitarre ab!«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Er bewegte seinen Arm und legte eine Hand schützend gegen das Instrument.
    »Das ist unmöglich. Ich kann sie nicht abgeben. Sie ist ein Prunkstück. Sie ist…«
    »Lass mich doch ausreden«, sagte Ruby. »Ich meine nicht, dass du sie für immer abgeben sollst, ich dachte eher daran, dass ich mal versuche, auf ihr zu spielen.«
    Pee sagte nichts. Er war zwar nicht unbedingt geschockt, aber schon überrascht. Seine Freundin wusste, wie sehr er an dem Instrument hing.
    Es war sein Heiligtum. Sie abzugeben, bedeutete für ihn schon einen großen Schritt. Er war auch deshalb überrascht, weil Ruby das sonst nie verlangt hatte.
    »Bitte, Pee.«
    »Das kann ich nicht, Ruby. Ich kann sie dir nicht geben. Das ist unmöglich. Sie gehört mir, und sie muss auch in meinem Besitz bleiben.«
    Ruby verdrehte die Augen. »So habe ich das auch nicht gemeint. Ich möchte sie ja nicht für immer behalten. Sie soll schon dein Eigentum bleiben. Ich möchte nur darauf spielen. Ein paar Akkorde kann ich schlagen, das weißt du selbst. Vielleicht gelingt es mir ebenfalls, die Geister zu beschwören.«
    »Tu dir das nicht an.«
    Sie lächelte ihm offen ins Gesicht. »Bitte, Pee, ich habe keine Angst davor.«
    Pee blieb hart. »Es geht nicht darum, dass ich sie dir nicht geben will, Ruby, aber der alte Mann hat mir verboten, die Gitarre aus der Hand zu geben. Daran muss ich mich halten. Ich kenne den Grund nicht, aber es gibt ihn.«
    »Bitte, Pee, was kann denn schon passieren?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass der Alte es nicht wollte. Daran möchte ich mich schon halten.«
    Ruby betrachtete das Instrument. »Sie sieht harmlos aus. Wie eine völlig normale Gitarre. Ich weiß nicht…«
    »Das habe ich dir erzählt!«, flüsterte er ihr zu. »Du kannst es mir glauben. Es ist mir gelungen, durch das Spiel der Gitarre etwas Unheimliches zu beschwören.«
    »Geister - oder?«
    »Ja!«
    »Gibt es die denn?«
    »Verdammt, ich habe sie gesehen. Ich habe noch mehr entdeckt. Ich sah eine schreckliche Gestalt, die in grünliches Licht getaucht war. Einen zur Hälfte verwesten Toten. Das alles ist kein Spaß, Ruby. Die Gitarre ist verhext oder…«
    Da musste Ruby lachen. Durch ihr Lachen sorgte sie dafür, dass ihr Freund nichts mehr sagte. »Komm, so schlimm wird es nicht sein. Was immer du auch in diesem grünen Licht gesehen hast, ein Geist oder was Ähnliches war es sicherlich nicht.«
    »Irrtum, Ruby. Es war ein Geist.«
    »Halb verwest?«
    »So ähnlich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich denke, dass du da einiges durcheinander bringst. Wir können einen Versuch machen. Ich werde ein paar Akkorde spielen, dann sehen wir, was geschieht. Ob wirklich Geister erscheinen oder nicht. Sollte es passieren, lege ich das Ding sofort zur Seite.

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