Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
waren sicher, als er sich dem Ausgang des alten Waggons näherte. Er zog die Schiebetür ein Stück weiter auf, um einen besseren Blick zu haben.
    Garky lag auf dem Boden. Er war gestürzt und dabei auf den Rücken gefallen. Seine Gestalt malte sich im Gras ab, dessen Spitzen vom Nachtwind bewegt wurden. Er bewegte sich nicht.
    Auch ohne einen endgültigen Beweis zu haben, glaubte Pee, dass der Mann, der ihn hatte umbringen wollen, selbst tot war.
    Pee sprang nach draußen. Er beugte sich über die Gestalt. Bei Tageslicht hätte er sie besser sehen können, das stand fest. So musste er schon sehr genau hinschauen, um erkennen zu können, was mit Garky geschehen war.
    Er lebte nicht mehr, das war klar. Seine Haut hatte sich verändert. Sie war dunkel geworden. So dunkelgrau wie die ihn umgebende Nacht. Da hatte die magische Pest zugeschlagen, und als Pee die Haut im Gesicht anfasste, da drückte er gegen eine weich gewordene Masse, die zudem den ekligen Geruch absonderte, der nach altem verwesenden Fleisch stank. Das machte Pee nichts aus. Er hatte sich daran gewöhnen können.
    Ein anderes Problem beschäftigte ihn stärker. Er musste sich entscheiden, was mit Garky passieren sollte.
    Sicherheitshalber vergewisserte er sich, ob der Mann auch tatsächlich tot war.
    Ja, er war es.
    Pee fand, dass der Waggon ein gutes Versteck war. Bis man ihn fand, war er sicherlich schon verwest. Das fahrende Volk interessierte sich nicht für die Wagen.
    Pee stellte seine Gitarre ab und hievte den Toten in die Höhe.
    Er hatte noch nie in seinem Leben eine Leiche weggeschleppt.
    Seltsamerweise machte ihm das nichts aus. Zu sehr hatte er sich bereits an sein neues Dasein gewöhnt.
    Im Waggon legte er den Toten unter eine Decke, damit er nicht sofort entdeckt werden konnte. Er selbst wollte sich für den Rest der Nacht ein anderes Versteck suchen und in aller Ruhe über sich und ebenfalls über seinen Weg in die Zukunft nachdenken. Die Voraussetzungen waren nicht schlecht für ihn. Auf die nächsten Tage konnte er gespannt sein.
    Wichtig war die Gitarre. Er nahm sie und schlug auf den Saiten einen leisen Akkord. Er lauschte den Klängen nach.
    Seine Augen strahlten dabei. Dann drückte er die Gitarre gegen die Lippen und küsste sie mit einer wahren Inbrunst und Dankbarkeit…
    ***
    Keine Pest und keine Ansteckung! Bill und ich hatten Glück gehabt.
    Die Spezialisten hatten uns noch in der Nacht untersucht und festgestellt, dass uns kein Pestvirus erwischt hatte.
    Für Alex Steel galt das Gleiche. Er hatte mit uns in der Quarantäne-Station gesessen und das Ergebnis der Untersuchung abgewartet. Die Angst war ihm dabei anzusehen gewesen. Das von der Natur gegebene Lächeln, das eigentlich immer in seinem Gesicht stand und ihn sympathisch aussehen ließ, war zerbrochen. Immer wieder war er mit seinen Händen durch das dichte dunkelblonde Haar gefahren, war nervös auf und ab gegangen und war schließlich wahnsinnig erleichtert gewesen, als die gute Nachricht gekommen war.
    Er hatte uns umarmt, und auch wir waren froh gewesen.
    Das würde auch Sheila Conolly sein, Bills Frau. Sie rief mein Freund zuerst an, als wir die Station verließen und das Kopfschütteln der Ärzte erlebten.
    Während Bill Sheila beruhigte, sprach ich mit einem der Experten.
    Wir standen neben einem Medikamentenschrank, der wie ein Tresor aussah, und der Arzt konnte nur den Kopf schütteln.
    »Es ist mir ein Rätsel«, sagte er, »es ist mir wirklich ein Rätsel. Symptome einer Pest, dieser Geißel der Menschheit. Und trotzdem hat es Sie nicht erwischt. Warum nicht? Was ist da geschehen? Ich kann wirklich nur Sie fragen.«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Und die Frau haben wir leider nicht retten können. Sie ist daran gestorben. Wir werden sie verbrennen müssen, nachdem wir sie noch untersucht haben. Wir gehen noch immer davon aus, dass es ein uns unbekannter Erreger ist. Nur darf ich Sie bitten, Mr. Sinclair, kein Wort davon an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Sollte da etwas durchdringen, wäre dies fatal. Sie wissen selbst, wie sensibilisiert die Bevölkerung ist.«
    »Keine Sorge, Doktor, von uns erfährt niemand etwas. Ich verspreche Ihnen, dass wir versuchen werden, den Pestherd auszuräuchern. Gehen Sie einfach davon aus, dass wir es nicht mit einer normalen Pest zu tun haben. Diese Seuche hat andere Ursachen.«
    »Es hörte sich an, als wüßten Sie mehr.«
    »Ich weiß nichts, ich ahne etwas. Die Gründe haben mit der Normalität nichts zu tun,

Weitere Kostenlose Bücher