1216 - Kreislauf des Bösen
zweiten?«
»Das weiß ich nicht.«
Wahr - unwahr? Es konnte der Wahrheit entsprechen. Suko wusste genug über Mallmann. Er war keiner, der seine Geheimnisse preisgab. Die wirklich wichtigen Dinge behielt er für sich. So würde er kaum einer Mitläuferin verraten, wie das Tor zu einer Welt geöffnet wurde und wo es sich befand, wenn ein anderes geschlossen wurde.
Suko löste den Druck der Waffe vom Hinterkopf der Untoten, ging einige Schritte und stand mit dem letzten plötzlich vor ihr.
Sie hatte es gemerkt und hob den Kopf an.
Es war noch hell genug, um ihr Gesicht zu erkennen. Selbstverständlich zeigte es einen menschlichen Ausdruck, aber zugleich sah es aus wie eine verzerrte Zeichnung, denn Lilian hatte ihren Mund so in die Breite gezogen, dass die Zähne gefletscht waren und ihr Gesicht einen wölfischen Ausdruck angenommen hatte. Auch die Augen hatten sich verändert. Aus ihnen war jegliches Leben entwichen. Sie sahen nicht tot aus, denn in ihnen las Suko das Lauern und zugleich die Gier nach seinem Blut, auf das Lilian so scharf war.
»Du wirst mir alles sagen, was du weißt!«, verlangte er mit harter Stimme. »Wenn ich merke, dass du mich reinlegen willst, bist du verloren. Denk immer daran, dass du auch in deiner jetzigen Existenz nicht unverwundbar und zu töten bist. Ich besitze die entsprechenden Waffen. Das weißt du, das hast du auch beim Tod deiner Schwester erleben können.«
Lilian gab zunächst keine Antwort. Bestimmt dachte sie über die Worte nach. Plötzlich aber begann sie zu sprechen. Suko brauchte ihr nicht erst die Waffenmündung gegen die Stirn zu drücken.
»Er ist der Fürst. Er hat mir versprochen, mich zu holen. Er wird sein Versprechen halten, und er wird alle Spuren tilgen, das schwöre ich dir.«
Suko hatte etwas Neues gehört und fragte: »Welche Spuren meinst du denn?«
»Die der Ankunft.«
Der Inspektor runzelte die Stirn. Noch wusste er nicht so recht, was gemeint war. Lilian aber legte den Kopf zurück und lachte. »Es wird so sein, es wird…«
Und dann griff sie zu!
Es war Sukos Fehler, sich zu sicher gefühlt zu haben. Er stand auch zu nahe vor ihr. So konnte sie blitzschnell nach seinen Knien schnappen und ihn umreißen.
Suko tanzte noch für einen Moment auf der Stelle. Durch heftige Ruderbewegungen der Arme versuchte er, das Gleichgewicht zu behalten, was ihm jedoch nicht mehr gelang.
Zusätzlich erlebte er noch den zweiten Ruck, der ihn tatsächlich umwarf.
Zu hart fiel Suko nicht. Die Zweige des Buschwerks bremsten einen Teil des Gewichts, aber Lilian hatte mit ihrer Aktion erreicht, was sie wollte.
Sie war frei, und sie war schnell.
Auch Suko wälzte sich herum, hatte aber noch mit seiner Umgebung zu kämpfen, sodass Lilian früher auf den Beinen war als er. Sie hielt nichts mehr. Die einzige Chance war ihre Flucht, und sie nahm sie wahr. Als Suko sich gedreht hatte, da war sie schon verschwunden. Nur einige wippende Zweige deuteten darauf hin, in welche Richtung die Wiedergängerin gerannt war.
Suko hatte keine Zeit zu fluchen. Er wollte sie zurückhaben, denn seiner Meinung nach wusste sie doch mehr. In dieser Umgebung mit den kopfhohen Büschen stand er zunächst auf verlorenem Posten. Er hörte auch keine Schritte, weil der Grasboden jedes Geräusch dämpfte.
Nur die Richtung stand fest. Sie war nicht dorthin gelaufen, wo ihr das Buschwerk eine weitere Deckung gab, etwas anderes war für sie wichtiger.
Ob sich Lilian etwas davon versprach, im Rest House den nötigen Schutz zu finden, konnte Suko nicht so recht nachvollziehen. Jedenfalls hatte sie sich den Bau als Ziel ausgesucht und hetzte mit langen Sätzen auf ihn zu.
Nach der Verwandlung war die Kraft des Blutsaugers in sie eingedrungen. Sie taumelte nicht, sie stolperte auch nicht, sondern stieß sich immer wieder hart ab und kam so mit langen Sprüngen ihrem Ziel näher. Suko wusste, dass sie es noch vor ihm erreichen würde. Er fand es nicht einmal als so schlecht, denn im Haus kannte er sich aus. Auch wenn sie in den Keller floh, er würde sie immer finden.
Plötzlich waren auch die beiden großen Fledermäuse wieder da. Sie flogen an zwei verschiedenen Seiten parallel zu der Flüchtigen, als wollten sie ihr Schutz geben.
Suko lief schneller. Er hatte den Gestrüppgürtel hinter sich.
Nur noch ein paar Ginsterbüsche versperrten ihm den Weg, ansonsten kam er schnell voran.
Die Fledermäuse drehten sich plötzlich herum. Suko rechnete damit, dass er angegriffen und von der
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