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1216 - Kreislauf des Bösen

1216 - Kreislauf des Bösen

Titel: 1216 - Kreislauf des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jedem Menschen lauert schon der Tod, Abbé. Das ist natürlich und…«
    »Nur ist er bei mir sehr nahe.«
    Godwin wusste auch nicht, was er darauf noch antworten sollte, aber er blieb beim Thema. »Was ist mit dem Würfel? Er ist doch unser Orakel. Was hat er für eine Auskunft gegeben?«
    »Nichts, Godwin.«
    »Was bedeutet das?«
    »Er hat nichts gesagt, gar nichts. Der Würfel hat geschwiegen. Ich habe es versucht. Ich war fest davon überzeugt, durch ihn mehr über van Akkeren und dessen Pläne herauszufinden, aber das ist mir leider nicht gelungen. So Leid es mir tut.«
    Der jüngere Templer schüttelte den Kopf. »Das ist mir unbegreiflich«, flüsterte er, »du hast dich doch sonst auf ihn verlassen können.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen, Godwin. Dass es jetzt nicht mehr der Fall ist, beweist mir, wie weit die Gefahr sich uns bereits genähert hat. Sie ist da, aber sie ist nicht sichtbar.«
    De Salier räusperte sich »Hast du denn keinen Anhaltspunkt dafür gefunden?«
    »Nein. Um es locker zu sagen, im Moment herrscht absolute Funkstille.«
    Godwin senkte den Kopf und schaute gegen den Tisch. Er saß noch ruhig auf seinem Stuhl, ohne die innere Erregtheit völlig verbergen zu können, denn er hatte die Hände zu Fäusten geballt und merkte den Druck der Fingernägel fast schmerzlich. So hatte er den Abbé noch nie erlebt. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es der gleiche Mensch war wie noch vor einer Woche. Er schien innerlich völlig zerfallen zu sein, mutlos, ohne den Drang nach vorn und war auch in sich zusammengesunken, um äußerlich bekannt zu geben, wie er sich innerlich fühlte.
    »Darf ich den Würfel haben?«
    »Ja, gern.«
    Er hatte seinen Platz an der anderen Seite des Tisches gefunden. Der Abbé musste den Arm ausstrecken, um ihn zu erreichen. Er legte die Hand auf die Oberfläche und zog den Würfel zu sich heran. Dann schob er ihn Godwin entgegen.
    »Nimm ihn und behalte ihn. Er wird sowieso bald dir gehören, weil ich dich zu meinem Nachfolger erkoren habe.«
    »Bitte, Abbé, rede nicht so!«
    »Warum nicht, Godwin? Es entspricht der Wahrheit. Du musst endlich begreifen, dass meine Zeit vorbei ist. Darüber brauchen wir auch nicht zu diskutieren.«
    De Salier presste die Lippen zusammen. Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Es war alles verdammt schlimm und so anders geworden. Er fühlte sich umzingelt und war nicht in der Lage, aus dieser Umzingelung freizukommen.
    Wie es der Abbé getan hat, so handelte er auch. Der Würfel blieb auf der Platte des schlichten Holztisches stehen, und Godwin legte beide Hände gegen zwei Seiten. Er hielt ihn fest, ohne einen starken Druck abzugeben. Er wollte einfach nur den Kontakt mit dem Würfel halten und seine Kräfte wecken.
    Von oben her schaute er hinein. Der geheimnisvolle Gegenstand war mit einer violetten Farbe gefüllt, die allerdings einen leichten Stich ins Rötliche bekommen hatte. Es war nicht möglich, bis zum Grund zu schauen, denn dort verschwamm alles, aber der Abbé war immer in der Lage gewesen, die Kräfte des Würfels zu locken, die normalerweise im Verborgenen lagen.
    Man musste Geduld aufbringen, was einem Mann wie de Salier schon schwer fiel. Er wartete darauf, dass die von ihm ausgehende Kraft auch in den Würfel eindrang und sich dort mit der traf, die darin ihre Heimat gefunden hatte.
    Der junge Templer fiel nicht in Trance, er gab sich aber voll und ganz der Konzentration hin, denn nichts anderes zählte für ihn. Wenn der Würfel Bilder und Botschaften transportierte, erschienen zuerst die hellen Schlieren. Sie waren der Anfang und das Zeichen, dass der Würfel allmählich aktiviert wurde.
    Nicht an diesem Abend. Nicht in diesem Zimmer. Irgendwo musste eine Sperre aufgebaut worden sein, die so stark war, dass sie keine Verbindung mehr zuließ.
    De Salier schüttelte den Kopf. Er ärgerte sich über seine Schwäche. Auf der Stirn schimmerten bereits Schweißperlen, und er holte scharf Luft.
    Es kam keine Botschaft durch. De Salier kannte den Grund, ohne Beweise zu haben. Er wusste, dass Vincent van Akkeren mit seiner Kraft in die Sphäre des Würfels eingedrungen war und ihn neutralisiert hatte.
    Der junge Templer merkte, wie ihn der Abbé von der Seite her beobachtete. Er sah auch den traurigen Ausdruck in den Augen des alten Mannes, lehnte sich zurück und ließ den Würfel los.
    Beide Männer schwiegen, bis der Abbé leise fragte: »Habe ich zuviel gesagt?«
    »Nein, das hast du nicht.«
    »Man hat ihm die

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