1216 - Kreislauf des Bösen
mein Gesicht schauen wollte und spielte zudem mit ihrer Zunge, die mal aus dem Mund drang, dann wieder darin verschwand und sich innen drehte, sodass ich die Ausbeulungen an ihren Wangen sah.
So wie sie bereitete sich jemand auf den großen Genuss vor, den er erleben würde.
Ich versuchte es erst gar nicht, mich von den Fesseln zu lösen.
Am Anfang hatte ich daran gearbeitet. Es war erfolglos gewesen, und die Knoten hatten sich jetzt auch nicht gelockert.
So konnte Justine mit mir machen, was sie wollte.
Und sie hatte ihren Spaß dabei. Um das zu erkennen, brauchte ich nur in ihr Gesicht zu schauen, aus dem das Lächeln einfach nicht weichen wollte.
Und dann begann sie, mein Hemd aufzuknöpfen. Sie tat es mit Genuss, und sie beeilte sich dabei auch nicht. Es war ihr nur anzusehen, welchen Spaß es ihr bereitete, meinen Hals frei zu legen und auch einen Teil meiner Brust.
Ich trug noch das Unterhemd, was sie nicht weiter störte, denn als drei Knöpfe offen standen, hörte sie auf.
Wir schauten uns an.
Ich wich dem Blick nicht aus. Es wäre auch schwer gewesen, denn ihr Gesicht befand sich nicht mehr weit von meinem entfernt. Und wieder lächelte sie. Diesmal allerdings hatte sie die Lippen nicht geschlossen. Sie standen halb offen, sodass ich das Schimmern ihrer Zähne sah und auch die beiden mit den Spitzen.
»Wir sind uns jetzt nahe, John«, flüsterte sie, »sogar sehr nahe. Wunderbar nahe.« Mit dem Fingernagel des rechten Zeigefingers tippte sie gegen meine Brust. »Und du bist waffenlos. Hat an dieser Stelle nicht sonst das Kreuz geha ngen?« Sie tippte wieder dagegen.
»Ich kann es nicht leugnen.«
»Und jetzt ist es nicht mehr da. Und du wirst auch nicht mehr in seinen Besitz gelangen, John. Es sei denn, man bringt dich dadurch um. Das kann auch passieren, wenn du nicht vorsichtig genug bist. Ich weise dich schon jetzt darauf hin. In deinem neuen Leben musst du verdammt auf der Hut sein, denn es gibt immer wieder Personen, die dich vernichten wollen. Aber was sage ich da. Du hast ja selbst mal dazugehört.«
Da hatte sie ins Schwarze getroffen.
Ich hatte tatsächlich dazugehört. Wenn ich das aus ihrem Munde hörte, dann kam es mir vor, als läge es Jahre zurück.
Für Justine gehörte ich schon zu ihrem Kreis. Da brauchte sie nur noch den letzten Schritt zu tun.
Sie senkte den Kopf und schob ihn weiter meinem Gesicht entgegen, ohne es zu erreichen. Stattdessen beschäftigte sie sich mit meiner frei liegenden Brust. Die Zunge war aus ihrem Mund geglitten, und die Spitze tastete sich jetzt über die dünne Haut hinweg nach oben, um so schnell wie möglich den Hals zu erreichen.
Ich hörte ihr leises Stöhnen, denn die gesamte Aktion schien ihr großes Vergnügen zu bereiten. Manchmal tupfte die Zungenspitze auf meine Haut, dann wieder presste sie ihre Lippen darauf, wie ein Teenager, der bei seinem Freund einen Knutschfleck hinterlassen will.
So groß war die Liebe zwischen uns beiden bestimmt nicht.
Ich wurde durch die Berührungen auch nicht erregt, wie es bestimmt im Normalfall gewesen wäre. Auch wenn ich nur auf das blonde Haar schaute, konnte ich die verdammten Zähne und die damit verbundene Gier nach dem Blut eines Menschen nicht vergessen.
Sie hatte mir nichts zu sagen. Sie ließ die Hände wandern, während sich die Lippen no ch mit meinem Mund beschäftigten. Die Finger fuhren sanft in die Höhe, erreichten auch meinen Hals an zwei verschiedenen Seiten und spielten mit der Haut. Sie drückten sie leicht zusammen, doch ich verspürte kaum Schmerzen. Es sollten mehr Liebkosungen sein, auf die ich gern verzichtete.
Mein Blick glitt an ihrer Schulter vorbei in den von Kerzenlicht erfüllten Raum hinein. So erfasste ich auch den Eingang, an dem sich plötzlich eine Bewegung abzeichnete.
Es war kein Schattenspiel der Flammen, die sich leicht bewegten. Jemand betrat tatsächlich die Höhle, und ich war nicht mal überrascht, als ich meinen alten Spezie Dracula II erkannte. Bereits beim ersten Hinsehen hatte ich erkannt, wie lässig und locker er sich bewegte. Er hatte alles im Griff. Es gab für ihn keinen Stress. Er fand seinen Weg durch die Lücken zwischen den aufgestellten Kerzen und blieb in Greifweite neben dem Bett stehen.
Justine Cavallo hatte ihn nicht bemerkt. Sie war voll damit zufrieden, das Vorspiel mit mir durchführen zu können. Es endete abrupt, als Mallmann ihr auf die Schulter klopfte.
Mit einer wütenden Bewegung fuhr sie hoch. Von einem Moment zum anderen hatte
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