1217 - Abenteuer im Grauland
antwortete er verlegen. „Für dich habe ich dies hier mitgebracht, es ist nur noch nicht eingepackt."
Groppo griff nach dem Geschenk. Es war eine Hartwurz, die Frobo selbst gesammelt, sorgsam getrocknet und dann eigenhändig geschnitzt hatte. Sie zeigte ein verschmitztes Abakergesicht, das den Betrachter angrinste. Groppo betrachtete die Gabe aufmerksam.
„Nein", sagte er dann.
Frobo schluckte. Was war in den Zulthener gefahren? Bisher hatte es solche Vorkommnisse nicht gegeben. Man fragte beim Geben und Nehmen nicht .nach dem Wert der Gaben, mehr nach dem Geist, aus dem heraus sie gegeben wurden. Frobo hatte viel Mühe und Einfallsreichtum auf die Schnitzerei verwendet; sie war ihm lieb und teuer.
Selbst wenn sie Groppo nicht gefiel und er sie nicht wollte, gab es doch sanftere Formen, das anzudeuten.
„Nein", wiederholte Groppo trocken. „Zu wenig!"
„Ich... ich...", stotterte Frobo verdutzt. Er begriff nicht ganz, was Groppo da gesagt hatte.
„Kein Vergleich mit dem, was wir für euch getan haben", erklärte Groppo, und wieder zeigte er sein freundlichstes Lächeln.
„Augenblick", bat Frobo und trat aus der Höhle. Ein Blick reichte aus, ihm zu zeigen, daß er mit dieser Notlage nicht alleine stand; überall sah er verdutzte, zum Teil schon wütende Abaker, umgeben von Zulthenern, an deren Entschlossenheit es keinen Zweifel geben konnte. Frobo riß die Augen weit auf, als er sah, daß die Zulthener bewaffnet waren.
Nahezu jeder trug ein armlanges Messer im Gürtel, und was für Klingen die Zulthener zu schmieden verstanden, wußte Frobo bestens. Mehr als einmal hatte er sich bei Küchenarbeiten geschnitten.
Frobo versuchte es mit Rücksichtslosigkeit.
„Mehr habe ich nicht", behauptete er dreist.
Groppo schüttelte den Kopf.
„Das glaube ich nicht. Und wenn nicht, werdet ihr unsere Dienste anders abgelten müssen."
Frobo begriff gar nichts mehr. Daß die Zulthener nicht mehr bereit waren, ihre Gastfreundschaft zu pflegen, konnte er zur Not noch begreifen, auch daß sie nun Waren als Entgelt haben wollten, ging noch in seinen Schädel. Aber die Umstände legten den Verdacht nahe, daß es die Zulthener von Anfang an auf diese Falle abgesehen hatten. Es wäre anständig gewesen, hätten sie den Abakern von Anfang an gesagt, daß sie nur gegen Entgelt bereit waren, Unterkunft und Verpflegung zu stellen, aber das hatten sie nicht getan. Statt dessen hatten sie Großmut geheuchelt und versuchten sich nun als Wegelagerer.
„Bonsin", murmelte Frobo. Der Junge hatte die Zulthener durchschaut, und Frobo hatte ihm bitter Unrecht getan.
„Einverstanden", sagte Groppo.
„Was?"
„Ich bin einverstanden. Der Junge kann hier bleiben. Er wird für uns arbeiten, bis eure Schuld getilgt ist. Dieser Ausgleich ist uns ohnehin der liebste. Mit euren Waren können wir nicht viel anfangen."
„Ihr müßt völlig ver...", begann Frobo, unterbrach sich aber, als er die Hand des Zultheners am Messergriff sah.
„Wie habt ihr euch das vorgestellt? Sollen wir für euch die brennenden Steine aus dem Boden holen, das Feuer machen und das Metall schmieden?"
Groppos Miene konnte man nur als Ausdruck einer niederträchtigen Freude werten.
„Genau so", antwortete er mit unverhohlener Genugtuung. „Ihr werdet für uns arbeiten, und wenn es genug ist, werden wir euch ziehen lassen. Und was ihr verbraucht, während ihr arbeitet, das werdet ihr natürlich auch ausgleichen müssen."
„Habgieriges Gesindel", knirschte Frobo. „Ich werde darüber Meister Dovhan berichten.
Er wird euch dafür zur Rechenschaft ziehen."
„Berichte nur", antwortete Groppo von oben herab. „Wer nimmt euch Possenreißer schon ernst. Wir nicht, und die Meister bestimmt auch nicht. Pah, Abaker. Und lustig seid ihr auch nicht mehr."
Es war eine der dunkelsten Stunden in Frobos Lebend eine widerwärtige Zwickmühle, aus der es nur zwei Auswege zu geben schien, Die Abaker konnten sich fügen, was bedeuten wurde, daß sie vielleicht wochenlang für die Zulthener würden arbeiten müssen.
Oder sie mußten sich im Kampf gegen die Zulthener durchsetzen - ein Unterfangen, das von Anfang an aussichtslos war.
Frobo stieß einen tiefen Seufzer aus.
7.
Für Meister Dovhan war es nicht schwierig, sich an den Anblick zu gewöhnen, ihm waren solche Vorgänge vertraut. Daß aus seinem Körper ein zweiter lebender Körper erwuchs, gehörte zum Experiment Meister Dovhan hatte mit diesem Verfahren schon etliche gute Erfolge erzielt Zu seinen
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