1218 - Dämonenflucht
Augenblicken auch keine Angst, obwohl er wusste, dass ihn van Akkeren nicht am Leben lassen würde.
Irgendwo hatte er sich das auch selbst zuzuschreiben. Er hatte allein bleiben wollen. Nicht dass er unbedingt sterben wollte, aber er sah sich selbst als Versager an. Sein gesamtes Leben hatte er gegen seine Templer-Feinde gekämpft, die den falschen Weg eingeschlagen hatten. Jetzt, da van Akkeren wieder da war, sah der Abbé ein, dass er diesen Kampf verloren hatte, und dass es auch für ihn keinen Sinn mehr hatte, ihn wieder aufzunehmen. Er würde aufgeben, das stand fest.
»Warum sagst du nichts, Bloch?«
»Was willst du denn hören?«
Der Grusel-Star grinste. »Dass du verloren hast.«
»Das weiß ich.«
»Mehr sagst du nicht?«
»Nein.« Bloch holte tief Luft. »Nicht zu diesem Thema. Ich weiß nicht, was du dir vorgestellt hast, aber du wirst mich nicht jammern hören und auch nicht um mein Leben betteln sehen. Es ist mir klar, dass ich sterben soll, und es hat keinen Sinn für mich, dir dies auszureden.«
»Das nimmst du so einfach hin?«
»Was soll ich tun? Um mein Leben betteln? Nein, van Akkeren, das hat keinen Sinn, glaube mir. Ich kann tun und lassen, was ich will, doch ich weiß, dass es umsonst sein wird. Ich bettle nicht. Ich habe damit gerechnet, dass es einmal so kommen würde, und deshalb habe ich mich auch darauf einstellen können. Das ist alles. Wenn ich die Chance hätte, würde ich dich töten, doch die habe ich leider nicht, und das tut mir Leid.«
»Sicher. Ich glaube dir sogar.« Van Akkeren grinste, aber dabei blieb es nicht. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, die andere Seite drang stärker durch, und Bloch sah, wie sich der Triumph auch in van Akkerens Gesicht abzeichnete. In ihm nahm das Böse Gestalt an, denn seine Züge durchlebten die Veränderung.
Bloch schauderte es, als er sah, wie sich van Akkerens Mund in die Breite zog, die Augen veränderten und auch das Gesicht eine andere, leicht ovale Form bekam. Die Augen behielten den Ausdruck zwar bei, doch die Farbe veränderte sich. Sie zeigte ein hartes Gelb mit bleichen weißen Flecken darin. Die Stirn schien ebenfalls gewachsen zu sein. Sie war höher und auch breiter geworden, doch das alles störte den Abbé nicht so sehr wie die innere Veränderung. Es war dieser Ansturm des Bösen, der den Abbé wie eine dunkle Wolke traf und die dafür sorgte, dass sich auch van Akkerens Stirn ausbeulte. Bloch sah die Veränderung, und plötzlich hatte er Mühe, Luft zu bekommen. Die Furcht vor einem schrecklichen Ende und vor dem, was danach kam, erfasste ihn. Er hatte das Gefühl, einen Blick in die Hölle zu werfen, als er dieses veränderte Gesicht sah, in dessen Stirn sich zwei Buckel oder Hörner abzeichneten, als sollte der Teufel imitiert werden, so wie ihn die Menschen im Mittelalter gesehen hatten.
Eine wahnsinnige Angst überfiel ihn. Es war nicht mal so sehr die Furcht vor van Akkeren, sondern die vor dem, was er innerlich war und auch rüberbrachte.
Bloch bedauerte es, den Würfel nicht an sich genommen zu haben. Er wäre der Einzige gewesen, der ihm jetzt noch die Kraft gegeben hätte, gegen diesen Ansturm anzugehen, doch er lag einfach zu weit von ihm entfernt auf dem Tisch.
Der Mund des Eindringlings war zu einem auf dem Rücken liegenden Halbmond geworden. Deshalb zeigte die untere Hälfte des Gesichts auch diesen verzerrten Ausdruck. Bloch sah den anderen als einen bösen Clown an, der vom Teufel geschaffen worden war.
Van Akkeren sah, was in dem Templer vorging. Er hatte seinen Spaß dabei. Wieder funkelten die Augen, als hätte man etwas in sie hineingeträufelt. Er streckte seine Hände aus und legte sie gegen Blochs Wangen.
Der Templer spürte die Kälte neben dem harten Druck. Er verkrampfte sich. Zugleich begann er zu zittern. Er traute van Akkeren zu, dass dieser ihm den Schädel zerquetschte wie eine überreife Frucht.
»Du befindest dich in meiner Gewalt, Bloch. Nichts, aber auch gar nichts, kann dich noch retten. Weder Sinclair noch deine Freunde, und erst recht nicht dein Gott. Diesmal habe ich gewonnen, und diesmal ist es endgültig.«
Er fügte noch ein Lachen hinzu, das Bloch erschauern ließ.
Dann riss er den Kopf mit einer ruckartigen Bewegung in die Höhe und zog den dazugehörigen Körper gleich mit, sodass der Abbé in eine sitzende Position geriet.
Auch van Akkeren blieb nicht mehr stehen. Nach einer kurzen Drehung ließ er sich auf der Bettkante nieder. Wieder war seinem Gesicht
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