1218 - Dämonenflucht
klar, dass er den Kampf gegen den Mensch-Dämon verloren hatte. Auch mit Kugeln war ein Vincent van Akkeren nicht zu stoppen, der plötzlich seine unnatürliche Haltung verlor und angriff. Es war eine blitzschnell durchgeführte Aktion, der Godwin nichts entgegensetzen konnte. Alles drehte sich plötzlich vor seinen Augen, und erst dann erwischte ihn der Schmerz.
Da wurde ihm klar, dass der verfluchte Hieb sein Gesicht getroffen hatte.
Die Welt ging für ihn in einem regelrechten Taumel und Wirbel unter. Er vergaß, wo er sich befand, und erst als er das Gefühl hatte, die Beine wären ihm weggezogen worden und er dann hart aufprallte, war ihm klar, dass er auf dem Boden lag.
Er war nicht bewusstlos geworden, aber es gelang ihm auch nicht, sich zu bewegen. Er hielt die Augen offen und konnte trotzdem nichts sehen, weil die Welt um ihn herum von einer Seite zur anderen schwankte. Er schmeckte auf der Zunge, dass ihm Blut aus der Nase bis hin zu den Lippen gelaufen war, um dann in seinen Mund zu dringen.
De Salier merkte kaum, dass er sich auf die Seite drehte. Als er mit dem Kinn aufprallte, da wusste er, dass er auf dem Bauch lag, doch das nutzte ihm auch nichts.
Er konnte tun, was er wollte, er kam nicht mehr hoch.
Seltsamerweise funktionierten seine Sinne noch. Godwin hörte, wie sich van Akkeren bewegte. Möglicherweise trat er auch bewusst so hart auf, damit der Templer begriff, was er vorhatte.
Er hörte es.
»Es hat eine kleine Verzögerung gegeben, Abbé, aber jetzt rettet dich nichts mehr…«
***
Justine Cavallo interessierte sich nicht dafür, wer die Menschen waren. Ob Arme, Reiche, Templer oder Atheisten, das war ihr im Prinzip gleichgültig. Dieser Unperson kam es nur darauf an, das Blut der Menschen zu trinken und sich daran zu laben. Etwas anderes interessierte sie nicht. Und Menschen gab es in diesem für sie fremden Bau wahrlich genug. Da konnte sie bereits in Vorfreude schwelgen, auch wenn sie noch keinen sah.
Sie hatte den Raum verlassen und war in einen breiten Gang getreten. Die Stille störte sie nicht. Sie kam ihr sogar entgegen, denn sie wusste, dass sie gefüllt war. Sie roch die Menschen, sie nahm ihr Blut wahr, das in ihre Nase trieb. Sie hockten überall, nur eben nicht in dem Gang, den sie durchschritt.
Wäre sie von jemandem gesehen worden, der sich innerhalb des Templer-Klosters auskannte, so hätte sich dieser Mensch gewundert, denn Justine passte nicht in diese Umgebung.
Sie strahlte diesen offensiven Sex aus. Sie war ein Symbol für heiße Nächte. Sie war Provokation, und wer in ihr Gesicht geschaut hätte, der hätte nur eine widerliche Fratze zu sehen bekommen, denn die blo nde Bestie konnte sich einfach nicht beherrschen. Sie hielt den Mund weit offen, sie war bissbereit und würde jeden sofort anfallen, der ihren Weg kreuzte.
Der Geruch der Menschen blieb bestehen. Aber er war nicht in ihrer Nähe, sondern verteilte sich weiter oben. Deshalb blieb sie am Fuß der Treppe stehen.
Für einen Augenblick schloss sich ihr Mund, und das übliche kalte Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie waren oben. Sie warteten dort. Sie würden bestimmt mit vielem rechnen, aber nicht mit einem Besuch der Blutsaugerin.
Justine betrat die erste Stufe. Kurz danach die zweite. Alles sollte so schnell wie möglich gehen. Als sie einen Fuß auf die dritte Stufe setzte, zuckte sie plötzlich so heftig zusammen, dass sie sogar einknickte.
Etwas hatte sie gestört!
Es war nicht nur einfach eine Störung gewesen, sondern eine verfluchte Provokation. Verbunden mit einem Schmerz und etwas, das sie sich nicht erklären konnte, von dem sie allerdings zurückgehalten wurde.
Justine zog ihren rechten Fuß wieder zurück und schaute die Stufen der Treppe hoch.
Was lauerte dort?
Sie sah nichts, denn auf der Treppe brannte keine Kerze. Sie schien bewusst im Dunkeln gelassen worden zu sein. Erst jenseits der letzten Stufe entdeckte sie wieder einen schwachen Schein.
Aber der hatte sie nicht zurückgehalten. Es musste etwas anderes gewesen sein.
Atmen, schmecken, riechen, das waren Eigenschaften, die dem Vampir fehlten, es sei denn, bei Blut, aber dieser Geruch drang nicht in ihre Nase. Er hätte sie auch nicht gestört und misstrauisch gemacht. Es war etwas anderes, das sie davon abhielt, die Treppe noch weiter emporzusteigen.
Ein Feind!
Nein, auch das nicht, denn ein Feind wäre zu sehen gewesen.
Etwas Feindliches, das auf sie wartete, um sie dann fertig zu machen. Zudem störte sie der
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