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1219 - Die Abrechnung

1219 - Die Abrechnung

Titel: 1219 - Die Abrechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht für etwas zu bedanken, das selbstverständlich ist.«
    »Das sagst du so leicht. Nicht jeder hätte so reagiert wie du.«
    »Müssen Freunde nicht zusammenhalten?«, fragte ich, als ich die Tür öffnete.
    »Das müssen sie.«
    »Eben, Godwin. Und daran solltest du denken. Dich gibt es, die Templer gibt es ebenfalls, und an meinem Verhältnis zu euch hat sich nichts geändert.«
    »Das habe ich nur hören wollen. Ob du es glaubst oder nicht, es gibt mir Mut…«
    ***
    Godwin de Salier hatte es mir überlassen, die Tür zur Kapelle zu öffnen. Ich betrat den Raum noch nicht, sondern blieb für einen Moment auf der Schwelle stehen.
    Kann man den Tod riechen?
    Diese Frage stellte sich mir automatisch, als ich in das Halbdunkel vor mir schaute. Ich betrat die Kapelle nicht zum ersten Mal. Sie war mir nicht fremd, und ich war es auch gewohnt, sie im hellen Tageslicht immer etwas dämmerig zu sehen, was an den nicht zu großen Fenstern lag, die nicht besonders viel Licht durchließen.
    An diesem Morgen aber besaß sie ein anderes Flair, und es war der Hauch oder die Strömung des Todes, denn vor uns war die Leiche des Abbé aufgebahrt.
    Während ich unbeweglich stand, drangen Erinnerungen in mir hoch, und ich dachte an eine ähnliche Szene, die sich in meinem Leben ereignet hatte. Auch da waren Menschen gestorben, die mir sehr nahe gestanden hatten. Meine Mutter und mein Vater. Und so sah ich wieder das Bild vor mir, wie die beiden ebenfalls aufgebahrt worden waren. In der Leiche nhalle auf dem Friedhof von Lauder. Da war ich ebenfalls allein hingegangen und hatte Abschied von ihnen genommen.
    Es war sehr schlimm für mich gewesen. Besonders als sich die Augen meines toten Vaters verändert hatten. Ich ging davon aus, dass dies bei dem Abbé nicht passieren würde.
    Wieder spürte ich den Druck in der Kehle. Verdammt, ich hatte mit den Tränen zu kämpfen. Kein Mensch ist eine Maschine. Jeder hat Gefühle und Empfindungen. Da machte auch ich keine Ausnahme.
    Dicht hinter mir stand Godwin de Salier. Ich hörte ihn schwer atmen. Er sagte nichts, und sicherlich hing auch er seinen Gedanken nach.
    Der Gedanke an die Särge meiner toten Eltern verschwand allmählich. Ich war wieder in der Lage, mich auf die Gege nwart zu konzentrieren. Ich sah vor mir die Bänke, und wenn ich über sie hinwegscha ute, dann fiel der Blick auf den kleinen Altar. Vor ihm war der Abbé aufgebahrt worden. Er lag im offenen Sarg, an dessen Kopfende eine Fahne stand, die das Emblem der Templer zeigte.
    Ein Kreuz, das aussah wie ein Kleeblatt. Es leuchtete hellrot auf weißem Untergrund und schien dem Verstorbenen irgendwie Hoffnung geben zu wollen.
    In der Kapelle war es still. Es gab auch keine anderen Besucher als uns beide. Den Eindruck des Todes bekam ich nicht weg. Ich hatte das Gefühl, dass es hier kälter geworden war als sonst üblich.
    Nach einer Weile überwand ich die Starre und ging langsam in die Kapelle hinein. Ich setzte meine Füße so behutsam wie möglich auf, weil ich die Ruhe des Toten auf keinen Fall stören wollte.
    Auch Godwin bewegte sich leise hinter mir. Nur hin und wieder vernahm ich einen zischenden und gepresst klingenden Atemzug.
    Es war ein Abschied. Ja, ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte. Der Abbé kehrte nicht mehr zurück. Ihn hatte der Sensenmann in sein Reich geholt. Es gab keine Chance, seinem Körper wieder Leben einzuhauchen, wobei ich erst gar nicht über Zombies nachdachte. Als lebende Leiche konnte ich Bloch nicht akzeptieren.
    Je mehr Schritte ich zurücklegte, um so stärker breitete sich in mir das Gefühl aus, nicht mehr allein zu sein. Irgendetwas hatte sich hier manifestiert. Es war nicht zu sehen, nur zu spüren, doch auch da konnte ich mich irren.
    Etwas umschwebte mich, als wäre es nur gekommen, um mir eine Botschaft zu übermitteln.
    Mit Godwin de Salier sprach ich nicht darüber. Wir setzten beide unseren Weg schweigend fort, wie abgesprochen, als wollte der eine den anderen nicht stören.
    Der Gang zwischen den Bänken war recht schmal. Rechts und links bauten sich die Sitze aus dunklem Holz auf. Sie waren leer. Kein Templer nahm außer uns Abschied von dem ehemaligen Abt und Führer.
    Den Sarg erreichte ich als Erster und trat einen winzigen Schritt nach links, bevor ich vor dem Fußende stehen blieb. Ich wartete, bis auch Godwin seinen Platz rechts neben mir eingenommen hatte und senkte erst dann den Blick, um in den Sarg zu schauen.
    Nein, hier lag nicht mein Vater, sondern

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