1219 - Die Abrechnung
könnte.
Es gab kein Resultat. Auch der Würfel hatte mir nicht geho lfen. Da war die andere Seite wieder mal zu stark gewesen, und das ließ die Wut in mir hochsteigen.
Es musste mal ein Ende haben, denn auch ich wollte wieder gewinnen und nicht nur der anderen Seite das Feld überlassen.
Denn das Glück, wie in der letzten Zeit, würde ich nicht immer haben…
***
Vincent van Akkeren hatte alles perfekt vorbereitet und Sendrine Bloch sogar ein Fahrzeug besorgt, mit dem sie bequem in Richtung Alet-les- Bains fahren konnte.
Sie lebte zwar im Südwesten Frankreichs, aber von diesem Ort hatte sie zuvor noch nie etwas gehört, und sie wusste auch nicht, auf welch historisch- mystischem Gelände sie sich bewegte.
Auf der Karte hatte sie sich die Strecke eingezeichnet und rechnete mit vier Stunden, um das Ziel zu erreichen. Es wurde eine kurzweilige Fahrt in ihrem kleinen Clio, denn sie schaute nicht nur auf die Fahrbahn, sondern dachte daran, was die Handtasche verbarg, die neben ihr auf dem Beifahrersitz lag.
Es war die Bombe!
Niemand, der hineinschaute, hätte sie als eine solche identifizieren können, denn sie sah völlig harmlos aus. Man hätte sie von außen her mit einem flachen und völlig normalen Nage letui verwechseln können. Die schmale Schachtel war mit einer dünnen Haut aus Leder überzogen. Sendrine hatte sich auch nicht getraut, das Etui zu öffnen, aus Angst, dass die Bombe plötzlich in die Luft flog und alles in der Nähe zerfetzte.
Es war ungewöhnlich, aber sie hatte nicht mal ein schlechtes Gewissen. Sendrine sah ihren Job als sehr cool an, als hätte sie nichts anderes in ihrem Leben gemacht. Dabei arbeitete sie als Erzieherin und war bemüht, junge Menschen auf den richtigen Weg zu bringen. Sie hatte nie etwas Böses getan, sie konnte auch nicht hassen, doch das hatte sich jetzt alles verändert.
Sendrine dachte nicht weiter darüber nach. Auch wenn sie versuchte, so zu werden wie sie eigentlich war, gelang ihr dies nicht. Sie stand tatsächlich unter dem Einfluss des Anderen, der sie so sehr geprägt und verändert hatte.
Sie interessierte sich auch nicht für die Umgebung zu beiden Seiten der Fahrbahn. Für sie war es wichtig, voranzukommen, um die Beerdigung nicht zu verpassen.
Ein Onkel war gestorben. Ein Mensch, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte. Und jetzt würde sie an seinem Grab und vor seinem Sarg stehen.
Jeder normale Mensch hätte nach seinen Gefühlen geforscht.
Nicht Sendrine. Ihr war das auf eine gewisse Art und Weise egal. Sie dachte nur an ihren Job und auch an die Person, die ihn ihr vermittelt hatte.
Vincent van Akkeren! Welch ein Name - welch ein Mann.
Ihre erste große Angst hatte sich verwandelt. Sie sah ihn jetzt aus anderen Augen an. Er war für sie faszinierend gewesen.
Von ihm strahlte etwas ab, das die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Fliegen gebracht hatte. Immer wenn sie an ihn dachte, erhöhte sich ihr Blutdruck, und sie hoffte stark, ihn wiederzusehen, wenn ihre Aufgabe beendet war.
Eigentlich war sie leicht. Ein Kinderspiel. Sie musste nur in die Kapelle gehen, sich unauffällig verhalten und das kleine Etui auf den Boden legen. Möglichst nahe an die Gruppe der Menschen. Dann würde sie die Kapelle verlassen, und van Akkeren würde die Bombe durch eine Fernzündung zur Explosion bringen.
Sie stand nicht mit ihm in Verbindung. Weder über Handy, noch auf eine andere Art und Weise. Er hatte ihr nur lächelnd erklärt, dass alles klappen würde und sie sich keine Sorgen zu machen brauchte.
Sie glaubte ihm. Sie glaubte ihm wie keinem Menschen zuvor. Dieser van Akkeren strahlte eine Sicherheit und Überlegenheit aus, die Sendrine als phänomenal bezeichnete. Ein derartiger Mensch war ihr wirklich noch nicht begegnet.
Die Autobahn hatte sie verlassen und fuhr in Richtung Süden durch ein bergiges Gelände, das ihr sehr oft einen guten Blick in die Ferne bot. Es gab hier unten nur wenige dichte Wälder, dafür breite Täler, deren Vegetation von der Sonne noch nicht verbrannt worden war, und die deshalb ihr sommerliches Kleid angelegt hatte.
Es waren Mandelbäume ebenso zu sehen wie prächtige Gewächse mit roten, blauen oder gelben Blüten und Blumen, die an manchen Hauswänden hochrankten.
Wie eine graue Schlange wand sich die Straße durch die Landschaft. Sie musste einen nicht sehr hohen Pass, den Col de l'Espinas überwinden, fuhr durch einen Ort, der Ajac hieß, und erreichte wenig später einen größeren mit dem Namen
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