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122 - Der Grabräuber

122 - Der Grabräuber

Titel: 122 - Der Grabräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Er griff sich an die Kapuze und lüftete sie kurz. Fred sah in ein glattes ruhiges Gesicht mit großen, breiten Lippen.
    „Ich bin es, Mohanda", raunte der Mann ihm zu.
    „Mo-han-da", stammelte Fred.
    „Erkennst du mich nicht?" Der Inder ließ die Kapuze wieder sinken.
    „Doch."
    „Ist alles in Ordnung, Fred?"
    „Alles."
    Fred spürte schwach das Bestreben, den Inder zu warnen, ihm zu erzählen, daß er Sandra alles verraten hatte, doch der Bann unterdrückte alle guten Wünsche. Fred war vom Bösen beherrscht. Mohanda nickte ihm noch einmal zu, dann ordnete er sich wieder in den Reigen der Gäste ein. Offenbar war er hinsichtlich Freds Verrat ahnungslos. Er gab sich zuversichtlich und dachte, der Plan, die Orgie zu stören, ließe sich verwirklichen.
    Die Bacchanten widmeten sich immer mehr ihrem verabscheuungswürdigen Treiben und beachteten Fred kaum noch. Er ließ sich in eine Ecke des Saales abdrängen. Hier, im Dunkeln, ein gutes Stück von Alexandra Constantini entfernt, kam ihm plötzlich in den Sinn, mit den Fingern unter den Kapuzenmantel zu greifen, sie bis zum Hals hochzuschieben und nach der gnostischen Gemme zu tasten.
    Sie fühlte sich kühl an - und gut. Fred entsann sich der Verschwörung der Padmas, deren Konspirant er war.
    Mohanda - wo steckte er?
    Fred schritt auf die Bacchanten zu. Sie kreischten und johlten, wirbelten mal wie toll durch die Gegend und wälzten sich dann wieder auf dem Boden. Fred bekam Ellbogen zu spüren, die in seinen Magen rammten, Füße, die nach seinen Beinen traten. Doch er ließ sich nicht beirren.
    In diesen Minuten der Erkenntnis suchte er verzweifelt nach Mohanda, den er aus den Augen verloren hatte. Er zerrte einem der Vermummten die Kapuze vom Kopf. Es war Sam Conway - Erichtho. Seine dünnen Lippen waren verzerrt. Seine Augen funkelten.
    Die Bacchanten heulten auf, hoben Sandra Constantini hoch und trugen sie zum Altar. Auf der Marmorplatte begann sie in wilden Zuckungen zu tanzen. Sie stemmte einen Tonkrug hoch und schüttete dessen Inhalt über die Gäste. Es war kein Wein, sondern eine der übelriechenden Essenzen.
    Fred forschte weiter. Er zwängte sich in die kleine Menschentraube und zog einem Bacchanten nach dem anderen die Kapuze vom Kopf. Er sah nur fremde Gesichter. Eine Frau schnappte mit Reißzähnen nach ihm. Ein Mann mit grünem Gesicht und verdrehten Augen blies ihm seinen fauligen Atem entgegen. Ein Bacchant hatte unter der Maske das Aussehen eines Werwolfes, ein anderer war ein Vampir. Sie besaßen allesamt Dämonenfratzen, sie waren Dämonen der Schwarzen Familie.
    Fred Archer taumelte. Er zog sich die gnostische Gemme mit der Kette vom Hals und hielt sie fest in der Faust. Falls er jemals Sandras Magie bezwingen sollte, gab es dann noch ein Entkommen aus diesem Satanskreis? Er hatte die Gewißheit, daß sie alle Monster waren; Ungeheuer, die ihre Opfer in kannibalischer Gier anfielen und nur die äußeren Hüllen übrigließen, aus denen Erichtho dann seine magisch belebten Untoten schuf. Die Mauer des Schreckens hatte sich um ihn geschlossen. Es gab kein Entkommen mehr.
    Fred wurde von einem heftigen Schwindelgefühl ergriffen und fiel hin. Dies war das Ergebnis des Konfliktes, in dem er sich befand. Er rang mit dem Bösen, pendelte seelisch zwischen Sandras Zauber und der immer wieder aufflackernden Vernunft hin und her.
    Die Constantini schrie. Sie stand auf dem Altar und hatte sich ihres schwarzen Gewandes entledigt. „Der Höhepunkt des Festes ist erreicht, Freunde! Tanzt, singt, lacht Bacchus zu Ehren!"
    Eine verborgene Tür schwang auf. Fred sah, wie ein Gefährt hereingerollt kam. Es wurde von vier Bacchanten festgehalten und dann auf den heidnischen Altar zugeführt. Es handelte sich um eine Bahre auf Rädern. Der darauf Liegende war mit einem riesengroßen Leintuch verhüllt.
    Deutlich zeichneten sich die Umrisse seiner Gestalt unter dem Stoff ab.
    Nein, dachte Fred! Allmächtiger, nein!
    Sandra wirbelte auf dem Altar herum und deutete mit dem Finger auf ihn. Ihre Blicke trafen sich und verfingen sich ineinander. Fred spürte seinen Widerstand weichen.
    „Du" rief sie, „komm her, Fred!"
    Er steuerte mit unsicheren Schritten auf sie zu. Die Bacchanten wichen ein Stück vor ihm zurück und gruppierten sich hinter dem Altar. Sandra stand mit gespreizten Beinen da. Ihre schwarzen Haare waren zerzaust, ihr Blick war wild, ihr Körper glänzte vor Schweiß; sie sah wie eine wirkliche Hexe aus. Als Fred unter ihr stand, lächelte

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