1222 - Die Jenseits-Sekte
möglich ist, nicht bei ihm, aber mir ist klar, dass wir ein Problem haben, das er nicht allein darstellt. Er hat Helfer. Er kann möglicherweise viele haben, die so sind wie er, und darauf müssen wir uns einstellen.«
»Und auch darauf, dass das Haus nicht leer ist, John.«
»Du meinst die…«
»Nicht die Geister«, wehrte Suko ab.
»Nein, die musst du vergessen. Menschen.«
»Hast du sie gesehen?«
»Nein, aber gehört. Außerdem haben wir Licht gesehen. Dann steht dieser Chrysler Van hier herum, und den hat man sicherlich nicht einfach nur abgestellt, weil es hier so schön leer ist. Du kannst mir glauben, dahinter steckt mehr.«
»Alles klar«, sagte ich und richtete mich schon auf eine zweite Attacke ein. Diesmal aber war ich dagegen gewappnet oder hoffte zumindest, es zu sein, denn ich ließ mein Kreuz nicht mehr verdeckt durch die Kleidung hängen, sondern streifte die Kette schon über den Kopf, damit es außen vor meiner Brust Platz hatte.
Suko hatte sich ebenfalls vorbereitet. So steckte die Dämonenpeitsche mit dem kurzen Griff schlagbereit in seinem Gürtel, auch wenn sich noch kein Gegner zeigte.
Er hatte mich durch seine Bemerkung auf das Haus aufmerksam gemacht, und ich sah dorthin. Ja, da war das schwache Licht. Es schimmerte hinter den Scheiben, aber ich entdeckte keine Bewegung. Niemand lief durch den Lichtschein, niemand näherte sich der Tür, um das Haus in wilder Flucht zu verlassen.
Die Geister bewachten das Gebäude von außen. Aber ich war auch davon überzeugt, dass sie sich ebenfalls innen einen Platz ausgesucht hatten, um dort zu wüten.
Ein heimlicher Beobachter hätte sich bestimmt über uns amüsiert, denn wir bewegten uns recht unnatürlich, als wir wieder auf den Eingang des Hauses zugingen.
Die Stimmen waren nicht verschwunden. Sie hielten sich noch in unserer Umgebung. Aber sie waren leiser geworden, als hätten sich die Geister in andere Sphären zurückgezogen, was durchaus möglich war, denn wir wussten nicht, wie es in ihrer Welt aussah.
Plötzlich waren sie da!
Überfallartig.
Das Schreien, das Fluchen, das wilde Gekreische. Es dröhnte in unseren Ohren, und auch jetzt war für uns keine genaue Angriffsrichtung zu bestimmen. Sie tobten, sie regten sich auf, sie waren wie von Sinnen, und auch ein wildes Heulen tobte in meinen Ohren, aber ich sah keinen Angreifer. Dennoch kam ich mir vor wie jemand, der sich bis zur Tür durchkämpfen muss und dabei mit Hindernissen zu tun hatte, die nicht zu sehen waren.
Ich ging bewusst langsam, weil ich den Unsichtbaren die Chance zu einem Angriff geben wollte. Ich wartete auch darauf, dass sie mich angriffen und sich endlich identifizierten, doch nichts dergleichen passierte. Sie zeigten sich nicht, sie blieben in ihrer Welt, und dabei sah ich, dass von meinem Kreuz immer wieder helle Reflexe abstrahlten, als wären Teilchen dagege ngeprallt, um dann als Lichtpunkt wieder ihren weiteren Weg zu suchen.
Je näher ich der Tür kam, desto deutlicher wurden die Stimmen. Nicht nur lauter, nein, jetzt war ich auch in der Lage, Sätze und Wörter zu verstehen.
»Du nicht, du nicht, du nicht! Du zerstörst uns nicht. Wir sind angekommen, wir haben das Ziel erreicht. Wir sind die Jenseits-Sekte…«
Was ich da hörte, pfiff in meine Ohren hinein, wie von Windstößen begleitet. Es war zu verstehen gewesen, nur mit dem Begreifen hatte ich meine Probleme.
Eine Jenseits-Sekte?
Ich glaubte ihnen. Ich richtete mich auf das Phänomen ein und gelangte zu dem Schluss, dass auch Jason Abbot dieser Jenseits-Sekte angehören musste. Darin hatte er seine Erfüllung gefunden. Vom Leben in den Tod, aber zugleich in einer Gemeinschaft aufgefangen werden. Genau das war ihr Ziel gewesen.
Sie wollten mich abhalten. Ich sollte das Haus nicht betreten.
Je näher ich der Tür kam, um so schlimmer wurden die verbalen Attacken aus dem Umsichtbaren. Die Schreie konnten einen Menschen verrückt machen oder dafür sorgen, dass er in wilder Panik davonlief.
Genau das tat ich nicht.
Ich gelangte an die Tür, und blieb dicht davor stehen. Erst jetzt erinnerte ich mich wieder an Suko, der mich nicht begleitet hatte, sondern zurückgeblieben war.
Ich drehte mich um und sah sofort, dass er Probleme hatte. Er kam nicht mehr weiter. Er kämp fte gegen das Unsichtbare an.
Dabei ließ er seine Dämonenpeitsche kreisen, ohne allerdings einen Gegner zu treffen, weil auch keiner zu sehen war.
»Was ist denn?«, rief ich ihm zu.
»Die bauen eine Wand auf, John.
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