1223 - Voodoo-Falle Ostsee
schnüffelte, verzog angewidert das Gesicht und ließ mir den Vortritt.
»Du musst in das Schlafzimmer gehen.«
»Liegt dort der Hahn noch?«
»Nein. Ich habe ihn eingepackt in eine Plastik tüte, Wasser in die Wanne laufen lassen und ihn dort hineingelegt. Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich wollte auch kein Aufsehen und Fragen entgehen. Das können wir alles später klären.«
»Gut.«
Die Wohnung war düster. Von dem Gestank wollte ich erst gar nicht sprechen, als ich mich auf leisen Sohlen über den dünnen Teppich hinweg zur Tür des Schlafzimmers ging und sie dann vorsichtig öffnete.
Das Bett sah scheußlich aus. Auf beiden Hälften verteilt lag das Blut des geköpften Tieres. Bei dieser Beleuchtung sah es noch dunkler aus, fast schwarz.
Woher die Fliegen gekommen waren, wusste ich nicht.
Jedenfalls summten sie zahlreich über dem Bett und hatten einen idealen Platz gefunden. Dicke, fette Schmeißfliegen, deren Körper grünlich schimmerten. Sehr schnell umtanzten sie auch mich. Ich wischte sie mit ein paar Handbewegungen zur Seite und schaute gegen das Fenster, vor dem noch ein zur Hälfte herabgezogenes Rollo hing. Hinter dem Rest der Scheibe malten sich die mit Blättern bewachsenen Arme der Sträucher ab. Die See sah ich nicht.
Dafür entdeckte ich Fußspuren auf dem Boden. Was für einen Kriminalisten und Profiler von Bedeutung war, ließ ich außer Acht. Das war nicht wichtig, denn ich wollte keinen Mörder fangen, sondern die Spur der Voodoo-Leute aufne hmen.
Jane wartete an der Tür. Sie schaute mir zu, und als ich mich gedreht hatte, fragte sie: »Willst du dich noch weiter hier in der Wohnung umschauen?«
»Ja.« Ich hob die Hand. »Hast du eine Ahnung, wie die andere Seite sich hier Zutritt verschafft hat?«
»Nein, habe ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass sie einen Zweitschlüssel gehabt haben, denn irgendwelche Zerstörungen an den Türen waren nicht zu sehen. Keine noch so geringen Spuren, John. Sie sind wirklich lautlos gekommen und ebenso wieder verschwunden.«
»Ich gehe dann noch ins Wohnzimmer.«
»Okay, du findest mich nebenan. Bella wird sich freuen, wenn sie hört, dass du hier bist.«
»Warte noch einen Augenblick. Wer ist diese Bella Luna eigentlich? Und wie verhält sie sich so?«
Jane nagte für einen Moment an ihrer Unterlippe. »So genau kann ich dir das nicht sagen. Sie ist auf jeden Fall eine Künstlerin. Sie singt, sie tanzt, sie ist in der Szene wohlbekannt und hat auch schon CDs aufgenommen. Außerdem sieht sie gut aus, eine exotische Frau, die ihren Weg geht und weiß, was sie will. Mir hat sie gesagt, dass sie mit Voodoo bisher nichts zu tun hatte, aber sie fühlte sich eben schon seit einer Weile verfolgt.«
»Auch körperlich bedroht?«, fragte ich.
»Nein. Nur verbal. Durch Anrufe, aber die haben ihr Angst eingeflößt, was ich verstehen kann, denn ich habe ja selbst mit einem dieser Anrufer gesprochen.«
»Ist sie in Panik geraten?«
»Nein, sie hat sich gut gehalten. An ein Durchdrehen war nicht zu denken.«
Das hörte sich schon mal gut an, was Jane mir da mitteilte.
»Du rechnest aber mit einem zweiten Mordversuch, denke ich mir.«
»Ja, John, so ist es. Die andere Seite wird rücksichtslos vorgehen. Das haben wir beim Schwimmen erlebt, als dieser verdammte Zombie uns aus dem Wasser angriff.« Sie nickte mir zu. »Ich bin davon überzeugt, dass dieser Zombie Bella nicht getötet, sondern sie entführt hätte, um sie dann auf das Boot zu schaffen.«
»Warum?«
Jane zuckte mit den Schultern. »Du kannst es halten wie du willst, John, ich weiß es einfach nicht. Ich habe nur meine Gedanken gemacht, doch ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Tut mir Leid. Wir müssen wieder von vorn anfangen.«
»Das denke ich auch.«
»Dann gehe ich mal rüber.«
»Gut, tu das.«
Ich wartete, bis Jane die Wohnung verlassen hatte und kümmerte mich dann um das Wohnzimmer, das nicht besonders groß war, mir aber recht dunkel vorkam. Es lag an dem vorgebauten Balkon und an der Gardine, die vor das Fenster und die gläserne Balkontür gezogen worden war. Von dort aus war die Ostsee zu sehen, und das wollte ich mir genau anschauen. Das Zimmer selbst war aufgeräumt bis auf ein Glas, das auf dem Tisch stand. Aus ihm strömte noch Rumgeruch.
Vor dem Fenster stehend schob ich die Gardine zur Seite und schaute hinaus.
Eine exponierte Lage besaß das Haus, das musste ich zugeben. Der Spazierweg führte direkt daran vorbei, und die See breitete sich hinter
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