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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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euch bei der Arbeit behindert. Ich kann nichts dafür. Wenn der Graueinfluß über mich kommt, bin ich nicht mehr Herr meiner selbst."
    Atlan atmete auf. Die Graukraft war gebannt - wenigstens für den Augenblick. Das Leben in Korzbranch normalisierte sich.
    „Ich habe dir nichts zu vergeben", sagte er. „Ja, du warst störrisch. Aber obwohl die Graukraft auf dich wirkte, gabst du uns die gewünschte Auskünfte. Ich wollte, es wären alle so wie du, wenn der Graueinfluß sie überfällt."
    „Schaut her!" erklang die Stimme des jungen Abakers.
    Er stand noch immer unter der Tür. Mit vier Händen zugleich wies er auf den Fleischklumpen der Flugechse, den die Explosion bis vor seine Füße geschleudert hatte. Die graue Materie begann zu zerfallen. Jetzt, da wieder Vitalenergie nach Korzbranch floß, löste sie sich auf. Der Vorgang verlief mit erstaunlicher Schnelligkeit. Nur ein paar Sekunden verstrichen, dann war von dem gewiß 30 Kilogramm schweren Klumpen nur noch ein winziges Häufchen Staub übrig.
    „Das löst eines unserer Probleme", bemerkte Atlan nachdenklich. „Den Ratanen und Paladinen, die in die Wälder gestürzt sind, wird es in gleicher Weise ergehen."
    Twirl drängte sich an den Hathor.
    „Jetzt darf ich etwas sagen?" fragte er schüchtern.
    „Mein Gott", rief der Arkonide. „Er will schon seit über einer Stunde etwas sagen, und niemand hat ihn zu Wort kommen lassen."
    „Sprich, Junge", forderte Lethos-Terakdschan den Abaker auf.
    Twirls Augen leuchteten.
    „Ich spüre ganz in der Nähe", sagte er, „eine Quelle der Kraft, die nicht vom Vagenda stammt."
     
    *
     
    Fasziniert blickte Atlan über die Fläche des Weihers. Ruhiges, rotgoldenes Licht strahlte ihm entgegen. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, daß es sich bei dem Inhalt des kreisförmigen Bassins nicht um eine Flüssigkeit handeln konnte. Er hatte die Probe aufs Exempel gemacht, einen der herumliegenden Steine aufgehoben und ihn in die rotgoldene Substanz geschleudert. Der Stein versank geräuschlos. Es gab kein Platschen, keine Wellen, die sich von der Aufschlagstelle ausbreiteten. Aber selbst wenn die geheimnisvolle Materie gasförmig gewesen wäre, hätte der Eintritt des Wurfgeschosses zumindest lokale Turbulenzen auslösen müssen. Nichts dergleichen geschah jedoch. Atlan wußte inzwischen, daß es sich bei dem Inhalt des Weihers tatsächlich um Vitalenergie handelte, die pseudomaterielle Form angenommen hatte.
    Twirl hatte sie hierher geführt. Die Sensoren seines mutierten Bewußtseins hatten ihm den Weg gewiesen. Eine halbe Stunde lang waren sie durch Wälder und über freies Feld gewandert. Unterwegs hatten Fonneher und Domo Sokrat erkannt, welchem Ziel der Junge zustrebte.
    „Er muß den Lichtteich meinen", hatte der Haluter gesagt.
    Unterwegs hatten sie Gleiter gesehen, die vom Nordwestrand des Plateaus zurückkehrten. Der Angriff der Mhuthanschen Truppen war vorüber. Die Bürger Korzbranchs kehrten zu ihrem Heim- und Arbeitsstätten zurück. Atlan hatte sich gefragt, wie es in ihren Bewußtseinen aussehen mochte. Solange der Graueinfluß sie verschonte, waren sie fest entschlossen, ihre Insel des Friedens, die Bastion inmitten des Graulands zu verteidigen.
    Griff aber die Graukraft zu, wurden sie zu Kreaturen, die den Gesetzen des Graulebens unterworfen waren. Wenn dann später der Einfluß des Reallebens wieder einsetzte, verloren sie keineswegs die Erinnerung an das, was im Bann der Graukraft vor sich gegangen war. Sie wußten genau, daß sie versagt hatten - daß sie sich geweigert hatten zu tun, was ihnen zuvor als heilige Aufgabe erschienen war. Wie fanden sie sich damit zurecht? Was sie an sich selbst erlebten, war ein klassischer Fall der Schizophrenie. Wie wurden sie damit fertig?
    Sie fanden die Quelle der Kraft, von der Twirl gesprochen hatte, im Innern eines Hains von luftigen, lichtgrünen Farngewächsen. Als das filigrane Gewirr der Farnwedel sich lichtete und den Blick auf die rotgoldene Oberfläche des Weihers freigab, war der Arkonide fasziniert stehen geblieben. Welches Farbenspiel! Es war in der Tat, als ob hoch über Korzbranch eine goldene Sonne leuchtete. Der Durchmesser des Weihers betrug nicht mehr als vierzig Meter. An seinem Ufer entlang zog sich der Farnwald dahin. Das lichte Grün des Waldes kontrastierte mit dem goldenen Rot und verband sich mit ihm zu einem Farbenspiel, das einem Maler, der ein Bild des Gartens Eden hätte anfertigen wollen, wohl zustatten gekommen wäre.
    Still und

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