1227 - Vampir-Drama
aber es wurde trotzdem kein echtes Lächeln daraus. »Sie finden ihn überall, nur nicht hier.«
»Oh«, sagte Suko bedauernd, »das ist schade. Dabei hat man uns hergeschickt, weil…«
»Vergessen Sie das, Mister. Da war schon jemand schneller als Sie beide.«
»Wer denn?«
Sie schaute uns von Kopf bis zu den Füßen an. »Na, ich denke, dass es Kollegen von Ihnen waren. Da ist ein Mann in Begleitung einer Frau hier erschienen und hat ihn von der Stelle weg engagiert. Er war von Ari begeistert, denn er war genau die Person, die er für seinen neuen Vampirfilm brauchte. Ich wäre an Aris Stelle auch gegangen. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben.«
»Das kann sein.«
Ich fragte: »War er denn wirklich so gut als Bösewicht?«
»Und ob. Der war dämonisch«, flüsterte die Schwarzhaarige.
»Der brauchte nicht mal zu schauspielern. Er fühlte sich einfach so. Er lebte auf, wenn es finster wurde. Wir haben ihm sogar den Spitznamen Vampir gegeben. So wie er ist, stelle ich mir Vampire vor.«
»Hat er denn auch Blut getrunken?«
Die Frau schob ihre violett geschminkte Unterlippe vor.
»Nein, das wohl nicht, obgleich ich nichts ausschließen kann. In dieser verdammten Welt gibt es mittlerweile ja einfach alles.«
»Sie und Ihre Kollegen hat er nicht angegriffen?«
»Wo denken Sie hin, Mister?«
»Tja«, murmelte ich, »und jetzt ist er weg.«
Die Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern. »Da haben Sie Pech gehabt. Sie sind zu spät gekommen.«
»Gibt es noch einen Kontakt zwischen Ari Gorman und Ihnen oder Ihren Kollegen hier?«, erkundigte sich Suko.
»Ja!«
Das war eine Antwort, mit der wir nicht gerechnet hatten.
»Dann wissen Sie auch, wo wir ihn finden können«, setzte Suko sofort nach.
Die Schauspielerin nickte. »Klar, er hat sich ja nicht ganz von uns gelöst. Das verstehe ich zwar nicht. Er wohnt praktisch noch mit uns zusammen.«
»Wunderbar. Wo ist das?«
Sie grinste uns an. »Nicht in einer normalen Wohnung. Wir sind viel unterwegs und leben deshalb in Wohnmobilen zusammen.« Sie hob die Schultern an. »Ari hat sich auch da etwas abgesetzt. Er besitzt ein eigenes Wohnmobil.«
»Wissen Sie, wo wir es finden können?«
»Lizzy!«, rief jemand. »Komm, dein Auftritt.«
»Ja, ja.« Sie wollte losrennen, aber Suko hielt sie fest.
»Bitte, nur eine Antwort.«
»Die Wagen stehen auf dem Grundstück des Greenwich Park-Hotels. Hinter dem Haus.«
Mehr sagte sie nicht, denn es wurde Zeit für sie. Mit langen Schritten lief sie auf die hintere Seite der Bühne zu, wo sie mit gerafftem Rock eine Treppe hochlief.
»Hast du das gehört?«, fragte Suko.
»Ich bin doch nicht taub.«
»Wollte Freund Bill nicht ins Greenwich Park-Hotel, um dort eine gewisse Stella Martin zu besuchen?«
Ich nickte.
»Das hat er zumindest gesagt. Und an einen Zufall kann ich auch nicht glauben. Zum einen das Hotel, zum anderen die Wohnmobile. Ich denke, wir sollten uns das ga stliche Haus mal näher anschauen.«
»Nichts dagegen…«
***
Es war wirklich nicht weit von der Bühne bis zum Hotel, und dort hatten wir auch keine Probleme mit dem Parkplatz. Wir konnten auf den vorderen Teil des Grundstücks rollen und stellten den Rover neben einem Porsche ab. Es war der Wagen, den unser Freund Bill fuhr.
»Wer sagt's denn?«, rief ich, warf den Schlüssel in die Höhe und fing ihn wieder auf. »Bill ist da.«
»Hoffentlich hat er auch Hinweise auf diesen Ari Gorman gefunden.«
»Wenn nicht, dann werden wir ihm weiterhelfen können.«
»Mal sehen.«
Ich war schon auf die Treppe zugegangen, betrat sie allerdings nicht, sondern drehte mich zu Suko hin um. »He, was ist denn los mit dir? Du machst so einen nachdenklichen Eindruck.«
»Mache ich das?«
»Bestimmt.«
»Ich bin auch nachdenklich«, sagte er.
»Warum?«
»Du kennst doch dein Bauchgefühl. Es scheint auf mich übergesprungen zu sein.«
»Ein schlechtes also?«
»Nicht unbedingt. Ich denke da mehr an eine Spannung, die in mir steckt. Den Grund kann ich dir schlecht erklären. Ich habe nur den Eindruck, dass von jetzt an nicht mehr alles so glatt laufen wird, wie es gelaufen ist.«
»Wir werden sehen.«
In den dunklen Scheiben der Drehtür sah ich mein schwaches Spiegelbild, das sich bewegte, als sich auch die Tür drehte und ich als Erster das Hotel betrat, aus dessen Halle mir der alte Mief entgegenschlug und ich mir vorkam wie zeitversetzt.
Ein Nostalgie-Hotel, aber nicht von der Sorte, in der ich mich wohl fühlte.
Es saß niemand
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