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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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zusammen.
    »Nun sag schon«, drängte Luk, »wie hast du das eben gemeint?«
    Nelson holte tief Luft. »Um eins bitte ich euch: Auch wenn ihr zwischendurch meint, ich sei übergeschnappt, lasst mich ausreden, okay?«
    Dann erzählte er: Von Professor Winkeleisens Schilderung und seiner beiläufigen Bemerkung über Levents kryptisches Vermächtnis. Von seinen eigenen Nachforschungen bei Frau Kodiak. Von seinem gefährlichen Ausflug in die Katakomben der Burg und seiner Begegnung mit dem Hausmeister. Von seinem sensationellen Fund und dessen sensationellem Inhalt. Schließlich auch von seinen eigenen Forschungen, die sich mit den Entwürfen Levents auf so verblüffende Weise deckten.
    »Levent im Zweiten Weltkrieg, Mensch, das, das…« Luk fehlten die Worte.
    »Respekt, Lord Nelson«, bemerkte Judith und pfiff durch die Zähne. »Oder sollte ich dich fortan Sherlock nennen? Wenn du uns hier nicht einen gewaltigen Bären aufbindest, dann hat der gute Levent tatsächlich Geschichte geschrieben.«
    »Kann ich es sehen?«, gierte Luk.
    »Klar«, antwortete Nelson leise. »Fragt sich bloß wo?«
    Ihm war nicht verborgen geblieben, dass einige Mitschüler am Nebentisch die Ohren spitzten und neugierige Blicke herüberwarfen.
    »Bei mir ist schlecht«, flüsterte Luk. »Wie ihr vielleicht wisst, teil ich mir das Zimmer mit den Norton-Zwillingen.«
    »Castor und Pollux«, raunte Judith, »die Boten des Bösen. Alles klar.«
    Die Norton-Zwillinge waren als die größten Klatschmäuler des Internats verschrien. Wenn man ein Gerücht in die Welt setzen wollte, dann brauchte man den Zwillingen bloß ein paar Happen hinzuwerfen und eine Stunde später hatten sie damit die ganze Schule gefuttert. Schüler und Lehrer.
    »Gottfried würde ich auch lieber raushalten«, bemerkte Nelson.
    »Die Schmatzbacke?« Luk blies die Backen auf. »Kann ich gut verstehen.«
    »Okay, okay«, meldete sich Judith zu Wort, die das Glück hatte, ein Zimmer für sich allein zu haben. »Eigentlich schickt sich das ja nicht, gleich zwei Aufreißertypen eures Kalibers mit aufs Zimmer zu nehmen.« Sie grinste. »Aber wenn ihr versprecht artig zu sein, will ich mal nicht so sein.«
    Nelson und Luk grinsten nicht.
     
     
    Mitternacht war schon vorbei, als die beiden durch die Gänge huschten und leise an Judiths Tür klopften. Totenstille lag über der Burg und selbst der kurze Weg vom Jungen- in den Mädchentrakt war Nelson unheimlich weit vorgekommen.
    »Da sind ja meine Ritter«, begrüßte sie Judith, die zu quietschgelben Hotpants geringelte Kniestrümpfe und blumige Flip-Flops trug. »Und was haben sie ihrer Angebeteten Schönes mitgebracht?«
    Nelson zwang sich, seinen Blick von ihrem leuchtenden Outfit zu lösen. »Mitgebracht?« Er wedelte mit Levents Tagebuch. »Reicht das?«
    Sie machten es sich auf Judiths Bett gemütlich und Nelson fing an die wichtigsten Passagen aus den Aufzeichnungen des Verschwundenen vorzulesen.
    »Irre«, murmelte Luk mehrmals, »einfach irre.«
    Als sich Judith unter den staunenden Blicken der Jungs eine Zigarette anzündete, war Nelson gerade bei Levents erstem Ausflug angelangt. »Wollt ihr auch eine?«, fragte sie.
    »Ich habe gerade erst aufgehört«, erwiderte Luk eine Spur zu schnell. »Fünf Jahre sind genug, oder?«
    Nelson fingerte eine aus der Schachtel. Vor Judith wollte er sich keine Blöße geben.
    Sie reichte ihm Feuer und beobachtete, wie er sich die Zigarette umständlich anzündete und mehrmals kurz hintereinander daran zog.
    »Is keine Friedenspfeife, Lord Nelson«, flachste sie, »und schon gar kein Joint.«
    Nelson klemmte die heißgerauchte Kippe in den Aschenbecher und begann Levents Erzählung vom Ende des Zweiten Weltkriegs vorzulesen. Die ganze Dramatik der Ereignisse wurde ihm erst jetzt bewusst, da er seiner eigenen Stimme lauschte. Die Konstruktion der Zeitmaschine schließlich fasste er in eigenen Worten zusammen. Immer wieder musste er gegen einen aufkeimenden Brechreiz ankämpfen, schluckte ein paar Mal und schaffte es gerade noch, seinen Vortrag ohne Katastrophe zu beenden.
    »Das glaub ich nicht«, flüsterte Judith, »das ist…«
    »… irre ist das«, murmelte Luk, »einfach irre.«
    Minutenlang sagte keiner ein Wort. Bis auf das leise Ticken der Wanduhr herrschte vollkommene Stille. Luk schnappte sich Levents Tagebuch und begann darin zu blättern. Nelson beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, während er gleichzeitig versuchte Judiths Gedanken zu lesen. Sie starrte vor sich hin und

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