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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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Gestalten, denen man nachts besser nicht begegnete. Endlich erblickten sie Bruder Knollennase in der Menge und gleich dahinter Luk, der sich angeregt mit dem Eiferer unterhielt. Er war so vertieft in das Gespräch, dass er fast vorbeigelaufen wäre, hätte ihn der junge Dominikaner nicht auf seine Freunde aufmerksam gemacht.
    »Meine Brüder«, begrüßte er sie überschwänglich. »Wie schön, dass ich diesen wundervollen Abend mit euch teilen darf!«
    Nelson schnaufte und kniff Judith, die bereits zu einer bissigen Erwiderung ansetzte, unauffällig in den Arm.
    »Wir werden unseren Disput zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen müssen«, verabschiedete sich Bruder Hitzblitz und bedachte Luk mit einem durchdringenden Blick. Dann folgte er seinen Ordensbrüdern Richtung Bergfried.
    »Was meinte er mit Disput?«, fragte Nelson, dem heiß und kalt geworden war bei dem Blick des Eiferers.
    »Notker und ich haben über den bevorstehenden Kreuzzug gesprochen«, antwortete Luk leichthin. »Ich habe versucht ihn davon zu überzeugen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Muselmanen die Herrschaft über die Heilige Stadt verlieren werden.«
    »Aber das war doch sicher ganz in seinem Sinn.« Nelson verstand nicht, warum Luk den Eiferer von etwas überzeugen wollte, das ganz und gar dessen Glauben entsprach.
    »Du verstehst nicht. Auch die Christen werden dereinst das Zepter aus der Hand geben, wenn die Vertriebenen in ihre Heimat zurückkehren«, beharrte Luk.
    »Ist schon klar«, entgegnete Nelson, der langsam ungeduldig wurde. »Dass sich die Muslime nicht alles gefallen lassen und irgendwann zurückschlagen, wollte dein Freund natürlich nicht wahrhaben.«
    »Die Muslime meine ich nicht«, antwortete Luk.
    Die Erkenntnis durchzuckte Nelson wie ein Stromschlag. »Du hast ihm doch nicht etwa erzählt, dass die Juden in unserer Zeit einen eigenen Staat haben werden?«
    Luk sah ihn groß an. »Israel, ja natürlich, hast du das denn vergessen?«
    Nelson schluckte. »Na, herzlichen Glückwunsch!«
    »Du tickst doch nicht mehr richtig!«, explodierte Judith. »Dein Freund Notker wird dafür sorgen, dass du auf dem Scheiterhaufen landest!«
    »Was redest du da?«, antwortete Luk ruhig. »Notker ist unser Bruder. Er betet zum selben Gott wie wir.«
    »Der ist total übergeschnappt«, wandte sich Judith leise an Nelson. »Der wird uns alle umbringen. Wer weiß, was er seinem Bruder noch alles erzählt hat. Wir sollten schleunigst von hier verschwinden.«
    »Ohne Levent?«, fragte Nelson.
    Judith schwieg. »Du hast Recht«, sagte sie dann. »Aber wir müssen uns beeilen. Unser Freund hier ist eine tickende Zeitbombe, die jederzeit hochgehen kann.«
    »Hört ihr die Vöglein singen?«, fragte Luk mit verklärtem Gesichtsausdruck. »Bruder Franz hat sie das Gebet gelehrt. Sie sind doch auch Gottes Geschöpfe.«
    »Was machen wir mit ihm?«, fragte Nelson leise.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Judith und senkte ebenfalls die Stimme. »Am besten, wir schneiden ihm die Zunge raus.«
    Sie nahmen Luk in die Mitte und überquerten die zweite Zugbrücke zur Burg. Nelson begann das alles über den Kopf zu wachsen. Irgendwo im Kellergewölbe hielt man Levent gefangen. Aber er hatte keine Ahnung, wo und wie sie unbemerkt zu ihm vordringen sollten. Wenn sie den Geheimgang benutzten und dabei erwischt wurden, war das ihr Ende. Diesen Gang durften drei Bettelmönche auf gar keinen Fall kennen. Blieb der Weg durch die Burg in den Keller. Sie könnten vorgeben, den Antichristen auf den rechten Pfad führen zu wollen, und auf diese Weise zumindest ein Gespräch mit Levent ermöglichen. Aber ob das funktionierte, war mehr als fraglich. Und würde Luk mitspielen? Er schien wirklich völlig von der Rolle zu sein. Judith hatte Recht: Jede Stunde länger brachte sie mehr in Gefahr. Sie mussten es einfach versuchen! Am besten noch in dieser Nacht! Irgendwann würden Met, Wein und Bier ihre Wirkung entfalten und die Aufmerksamkeit der Gäste würde nachlassen. Wenn sie so taten, als ob sie selbst zu tief ins Glas geschaut hätten, würde man sie vielleicht gewähren lassen – welche Gefahr sollte schon von drei besoffenen Jungmönchen ausgehen?
    Sie folgten dem Hauptstrom, der vom mächtigen Bergfried geradezu magisch angezogen wurde. Während sie sich in die Schlange vorm Eingang einreihten, beobachteten sie, wie zwei Wächter die Ankömmlinge musterten, Krüppel und Bettler schroff abwiesen und vor den Edelleuten buckelten.
    »Die könnten in der

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