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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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Disco als Türsteher arbeiten«, raunte Judith.
    Als sie an der Reihe waren, ernteten sie zwar abschätzige Blicke, durften jedoch passieren.
    Die Eingangshalle war mit bunten Fahnen, Wappen und Wimpeln geschmückt. Eine Wendeltreppe führte hinauf in den großen Rittersaal, wo bereits reges Treiben herrschte. An langen Reihen von Tischen saßen die Festbesucher und tafelten, während Dutzende von Dienern in eng anliegenden, lilafarbenen Samthosen, Plüschjäckchen und superspitzen Schnabelschuhen umherwuselten und immer neue Speisen und Getränke auftischten. Drei Musikanten standen in der Mitte des Saals und gaben sich redlich Mühe, gegen die lärmende Gesellschaft und das unaufhörliche Geschirrgeklappere anzuspielen.
    Die drei Freunde suchten sich einen Platz am Rande der Tafel, von dem aus sie einen guten Überblick hatten. Jetzt, da ihnen der köstliche Duft gebratener Tauben und Wildgänse, gebackener Forellen, gegrillter Spanferkel, gesottenen Gemüses und ofenfrischen Brotes in die Nase stieg, meldete sich mit einem Schlag ihr Hunger zurück. Es dauerte nicht lange, da kam auch schon ein Diener herangeeilt und brachte ihnen eine Kanne mit Wasser, Handbecken und Tücher.
    Sie folgten dem Beispiel ihrer Tischnachbarn und wuschen sich zunächst die Hände. Dann griffen sie zu. Mit den Händen, denn Besteck gab es keines. Woran zumindest die Jungen schon bald Gefallen fanden.
    »Köstlich«, schmatzte Luk, als er in einen Hähnchenschenkel biss, und wischte sich mit dem Handrücken den vor Fett triefenden Mund ab.
    »Ist ja eklig«, zischte Judith, »du isst wie ein Schwein.«
    In diesem Moment ließ ihr Tischnachbar zur Linken, ein derber Bursche mit puterrotem Gesicht und fettigen langen Haaren, einen fahren. Judith blieb der Bissen, den sie gerade runterschlucken wollte, buchstäblich im Hals stecken, woraufhin sie von einem fürchterlichen Hustenanfall geschüttelt wurde. Ein fauliger Geruch breitete sich aus, der auch Nelson würgen ließ. Wütend blickte er den Rotkopf an. Dieser war jedoch viel zu sehr mit seinem Essen beschäftigt um auf andere zu achten. Nacheinander stopfte er einen Brocken Fleisch, eine rohe Zwiebel und eine Brotkante in sich hinein, um sie am Ende mit einem kräftigen Schluck Wein hinunterzuspülen.
    Ein Junge vis-a-vis hatte Nelsons Blick bemerkt und beugte sich zu ihm herüber. »Ihr müsst es ihm nachsehen«, flüsterte er. »Lothar hat die Pestilenz in seinen Eingeweiden.«
    Nelson sah ihn konsterniert an. »Lothar?«
    »Lothar der Windige, ja, so wird er genannt«, fuhr der Junge fort. »Und als solcher eilt ihm sein Ruf voraus.«
    »Und warum lässt man einen Stinkstiefel wie ihn überhaupt hier rein?«, fragte Judith bissig, die langsam wieder zu Atem kam.
    Der Junge sah sie erstaunt an. »Soll der Herr seinem Zimmermann die Tür weisen?«
    Judith war diesmal schlau genug zu schweigen.
    Kurz darauf setzte plötzlich die Musik aus. Alle Blicke richteten sich zum Eingang, durch den gerade Fürst von Rosenstoltz schritt, am Arm seine Gattin und in seinem Gefolge ein halbes Dutzend prächtig gewandeter Edelleute, darunter auch die Abgesandten des Kaisers und des Papstes. Alle nahmen an der Stirnseite des Rittersaals Platz, wo die Diener einen mit Blüten geschmückten Tisch hergerichtet hatten.
    Der Burgherr hieß die Anwesenden mit blumigen Worten willkommen, wobei er vor allem die Repräsentanten verschiedener Herrscherhäuser, von denen einige erst im Verlauf des Tages eingetroffen waren, herzlich begrüßte.
    »Den weitaus längsten Weg«, schloss er, »haben zweifelsohne die tapferen Reiter aus dem Reich der Mongolen auf sich genommen, um diesen Ehrentag mit uns zu begehen. Sie wollen uns eine Friedensbotschaft des mächtigen Khans überbringen, dessen Weisheit, Weitsicht und Kühnheit im Morgenland wie im Abendland gerühmt werden.«
    Zwei schlicht gekleidete Männer mit langen, schwarzen Zöpfen, dunkler, ledriger Haut und spitzen Bärten, die ihnen bis zur Brust reichten, erhoben sich und lächelten freundlich in die Runde.
    Nelson beugte sich zu Judith. »Zum Glück wissen sie nicht, was wir wissen.«
    »Was wissen wir denn?«
    »Dass Dschingis Khan tot ist«, flüsterte er. »Er ist gestern gestorben.«
    Judith blickte ihn ungläubig an. »Gestern?«
    »So steht es jedenfalls in unseren Geschichtsbüchern. Angeblich ist er am achtzehnten August zwölfhundertsiebenundzwanzig seinen Verletzungen erlegen, die er sich bei einem Sturz vom Pferd zugezogen hat.«
    Einer der

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