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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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Lichtenstein, dessen Schrei nicht enden wollte. Erst als die Lanzen auf die Schilde prallten und daran zersplitterten, ging sein Gebrüll im Getöse unter.
    Beide hielten sich im Sattel. Staub bedeckte ihre Rüstungen. Gilbert suchte die schnelle Entscheidung. Er schleuderte den Lanzenstumpf von sich weg und jagte zum Ausgangspunkt zurück, wo einer seiner Gefolgsleute schon mit dem Morgenstern auf ihn wartete. Ohne zu parieren griff er danach, wendete und raste ein zweites Mal auf seinen Gegner zu. Dieser sah das Unheil kommen, konnte aber nichts mehr tun um sich ebenfalls zu bewaffnen. Regungslos verharrte er, bis Gilbert ihn erreichte und seine Waffe zischend auf ihn niedersausen ließ. Ingolf reagierte blitzartig. Mit seinem Schild wehrte er den ersten Schlag ab, wartete, bis Gilbert zum zweiten ausholte, ließ seine Deckung fallen, packte stattdessen die gesplitterte Lanze mit beiden Händen und beugte sich im Sattel zurück, sodass die schwere Eisenkugel ins Leere schlug und sich die daran befestigte Kette rasselnd um den Lanzenstil wickelte. Ein einziger Ruck genügte und dem fassungslosen Gilbert flutschte seine Waffe aus der Hand. Das Publikum johlte. Graf Ingolf hatte viel riskiert und alles gewonnen. Stolz empfing er die Ovationen, während der rücksichtslose Lichtensteiner belämmert den Platz verließ.
    »Wow!«, zischte Luk. »Irre! Der Typ ist ja megacool!«
    Bruder Knollennase blickte ihn irritiert an. »Wau? Mega… wie?«
    »Idiome unserer Heimat«, beeilte sich Nelson zu erklären. »Bedeutet so viel wie ›Heiliger Strohsack‹.«
    »Wauwau!«, echote Tadeus und grinste übers ganze Gesicht. »Hat man so was Megakühles schon gesehen?«
    Luk grinste ebenfalls. »Hat man nicht«, antwortete er. »Wauwau!«
    Unten machten sich Sir Brian Lancaster und Christos von Larnaka bereit. Unmut regte sich. Mit seinem schäbigen Sieg über Adomat hatte sich der Engländer auch die letzten Sympathien des Publikums verscherzt. Brian indes focht das nicht an. Unbeeindruckt von den Schmährufen, mit denen ihn einige Zuschauer bedachten, tätschelte er sein Pferd, strich aufreizend lässig über seine Lanze, vollführte einige Wendemanöver und trabte dann erhobenen Hauptes über den Platz zum Ausgangspunkt. Von dort aus verfolgte er ungerührt, wie Christos auf einer Woge der Begeisterung durch die Arena getragen wurde, am Ende der Bahn sein Cape abwarf und von seinem Pagen eine blutrote Lanze in Empfang nahm. Der Zypriote strahlte regelrecht. Doch diesmal standen weder die Sonne noch die anderen Gestirne für ihn günstig.
    Den ersten Waffengang überstanden beide Gegner unverletzt. Auch die fürchterlichen Morgensterne richteten keinen Schaden an, wenn man von den verbeulten Wappenschilden einmal absah. Doch dann kam es zum Duell mit dem Schwert – und an diesen Kampf sollte sich Christos von Larnaka sein ganzes Leben lang erinnern.
    Zu Anfang belauerten sich die Gegner. Schlichen umeinander herum wie zwei hungrige Raubtiere. Hier Christos, der Größere und ohne Zweifel Kräftigere von beiden, ein wütender Bär; dort Brian, in seinen Bewegungen so geschmeidig wie ein Panther auf der Jagd. Plötzlich biss die Raubkatze zu. Ohne Vorwarnung schnellte Brians Schwert vor und versetzte Christos einen Hieb, der diesen ins Straucheln brachte. Ein ehrbarer Ritter hätte wohl gezögert, bis sein Gegner wieder Fuß gefasst hatte. Nicht so Brian. Er sprang dem taumelnden Zyprioten hinterher, schwang sein Schwert und traf den Gegner, bevor dieser die Chance hatte, seinen Schild zu heben um den Schlag abzuwehren. Christos’ Waffe segelte in hohem Bogen durch die Luft und fiel meterweit von ihm entfernt in den Staub. Ungläubig starrte der Ritter hinterher. Wie in Zeitlupe richtete sich sein Blick auf die Hand, die die Waffe gehalten hatte. Oder besser dorthin, wo eben noch eine Hand gewesen war. Blut spritzte aus dem Stumpf. Christos schwankte. Dann sackte er in sich zusammen.
    Mit einem Mal war es totenstill. Entsetzt verfolgte Nelson, wie Brian, während die Blutlache um Christos größer wurde, seinen Helm abnahm und unter dem Kettenhemd ein Halstuch hervorzog. Kaltblütig beugte er sich über den Zyprioten, befreite ihn von seinem Armschutz und band ihm den Unterarm ab. Ein Wundarzt rannte über den Platz, hinter ihm zwei Helfer mit Trage sowie die Knappen des Verletzten. Brian wandte sich ab. Strich sich die Haare aus dem Gesicht und ging. Christos regte sich nicht. Der Medicus holte eine Flasche aus seinem Koffer

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