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1229 - Das Vogelmädchen

1229 - Das Vogelmädchen

Titel: 1229 - Das Vogelmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder noch bevorstand.
    Sie schaute in die Höhe.
    Ich nicht, denn ich brauchte nur nach vorn zu sehen, um zu wissen, dass sie da waren.
    Auf dem Rasen zeichnete sich der drohende Schatten des Riesenvogels ab…
    ***
    Er war nicht zu sehen, aber ich wusste, wohin ich schauen musste, um ihn zu entdecken. Ich legte den Kopf in den Nacken, blickte in die Höhe und sah einen so großen Umriss, dass ich heftig erschrak. Ich kannte ihn ja, ich hatte ihn in dieser Nacht schon mal gesehen, wenn auch um mehr als 000 Jahre versetzt, doch ihn in dieser Zivilisation zu entdecken, war schon etwas anderes.
    Er flog nicht, er stand in der Dunkelheit. Er war immens, ein Geschöpf aus Urzeiten und zugleich ein Relikt, das eigentlich gar nicht hätte sein dürfen, aber er war da, und ich konnte ihn auch nicht einfach aus dem Weg scheuchen.
    »Spürst du ihn?«, flüsterte ich dem Mädchen zu.
    Carlotta nickte.
    »Wie?«
    »Etwas ist in meinem Kopf. Es ist wie ein Druck oder eine Stimme. Er wird mich jetzt holen. Geh lieber weg. Mir will er nichts tun, sondern mich nur mitnehmen, aber dich wird er fressen. Er frisst Menschen, das habe ich schon gesehen.«
    »Mag sein, aber eigentlich bin ich unverdaulich.«
    Sie konnte über die scherzhafte Antwort nicht mal lächeln, aber danach war mir auch nicht zu Mute, außerdem war es jetzt mit der Stille vorbei, denn der Schatten am Himmel bewegte seine Schwingen. Er stieg leider nicht in die Höhe, um in der Leere zwischen den Sternen zu verschwinden, denn er hatte ein Ziel, und das hatte schon von vornherein für ihn fest gestanden.
    Er wollte auf der Wiese landen, und für mich sah es so aus, als wäre ein Ufo dabei, sich dem Erdboden zu nähern. Gryx schwebte einfach nach unten. Ein Baum war ihm dabei im Weg, was ihn nicht weiter störte, denn er senkte sich kurzerhand auf ihn nieder. Plötzlich wurde der Baum platt gedrückt und praktisch in ein Gebüsch verwandelt. Äste knackten, Zweige brachen, und ich erinnerte mich wieder daran, dass ich das Geräusch schon mal gehört hatte. Vor kurzem noch, in Atlantis, als ich von diesem schrecklichen Vogel verfolgt worden war. Auch da hatte mir das Brechen der Äste wie eine höllische Musik in den Ohren geklungen, zu der der Teufel den Takt schlug.
    Natürlich war er nicht allein. Auf seinem Rücken hockte die blonde Sina, die ja so etwas Ähnliches wie seine Ziehmutter gewesen war und nicht von seiner Seite wich.
    Auch ich steckte diesen Vorgang nicht so einfach weg, denn hierher passte er nicht. Das war eine andere Welt, und als Gryx den Boden erreichte, blieb er diesmal nicht wie eine Ente auf dem Bauch liegen, sondern stellte sich auf seine Beine, die mit mächtigen Krallenfüßen versehen waren. Allein jeder Fuß schaffte es, einen Menschen mit Leichtigkeit zu erwürgen.
    Der Schnabel stand offen. Er war bereit, zuzuhacken oder sich die Beute zu holen, um sie zu verschlingen. Ich würde nicht weggehen, das stand fest, aber ich wusste auch nicht, wie ich den Riesenvogel besiegen konnte.
    Hinter mir hörte ich schnelle Schritte. Bevor ich mich gedreht hatte, war Maxine Wells schon bei uns. Sie hielt ihren Schützling an den Schultern fest und wollte etwas sagen, aber der mächtige Vogel ließ sie nicht dazu kommen.
    Das heißt, er war es nicht selbst, sondern die auf seinem Körper hockende Sina, die sich erhob, von seinem Rücken herabsprang und zusammen mit ihrem Schwert im Gras landete.
    »Was willst du jetzt machen, John?«, fragte Maxine angespannt.
    Ich zog die Beretta!
    »Du willst schießen?«
    »Ja, Maxine, wenn mir keine andere Möglichkeit bleibt, dann muss ich das tun.«
    Sie schloss für einen Moment die Augen. Wahrscheinlich wirbelten unzählige Gedanken durch ihren Kopf, aber auch sie war nicht in der Lage, mir einen besseren Vorschlag zu bieten.
    »Ich kann nur beten, John…«
    »Tu das.«
    Während unseres kurzen Wortwechsels hatte ich den Riesenvogel und auch die Blonde nicht aus den Augen gelassen. Sie schleuderte mit einer lässigen Bewegung ihr helles Haar aus dem Gesicht, weil es sie störte und gab sich auch weiterhin wahnsinnig sicher, als sie auf uns zukam.
    Das Schwert hielt sie mit beiden Händen schräg vor ihrem Körper. Sie löste sich nur allmählich vom Schatten des Rasens und durchquerte auch den Schein einer kniehohen kugeligen Gartenleuchte.
    Für einen Augenblick hatte ich ihr Gesicht besser gesehen.
    Wie eingemeißelt lag dort der Ausdruck in ihrem Gesicht, den ich nur mit Entschlossenheit umschreiben

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