123 - Schreckens-Party bei Graf Dracula
seinen Augen glitzerte ein kaltes Licht,
und ein leises, teuflisches Lachen drang aus seiner Kehle.
Er würde es
ihnen allen zeigen. Er war hier jedem überlegen.
Schnellfüßig
jagte er dahin, auf den Armen die Frau, deren Blut er ausgesaugt hatte und die
nach dieser Prozedur tot zusammengebrochen war. Nach einem kurzen Todesschlaf
würde sie die Augen wieder öffnen - und dann würde das Verlangen, sich ebenfalls
Blut zu beschaffen, übermächtig in ihr werden. Renate Schimansky wir kein
Mensch mehr. Der Vampir hatte sie mit dem tödlich grausamen Keim infiziert, und
während des kurzen Todesschlafes wuchsen dem neuen Vampir gräßliche,
unverwechselbare Zähne.
Die Tür war
abgeschlossen, aber im Schloß steckte kein Schlüssel.
Daran störte
sich das Wesen, in dem teuflisch-magische Kräfte schlummerten, wenig.
Im Schloß
knackte es, die Tür flog nach innen, ohne daß der Vampir Hand angelegt hätte.
Draculas besonderes Blut, in dem seine ganze magische Wesensart, sein
Charakter, sein Leben, gespeichert waren, wirkte im Körper eines Menschen, der
bis vor zwei Stunden noch völlig normal war.
Der schwarze
Umhang flatterte wie eine Fahne hinter dem Fliehenden her.
Das Gewölbe
jenseits der mit teuflischer Kraft geöffneten Tür unterschied sich kaum von
dem, das hinter ihm lag.
Es war
lediglich stockfinster. Hier hinten war keine Fackel angezündet, und Dracula
und seine Vampirbraut tauchten in der Schwärze unter. Nach wenigen Schritten
blieb er stehen, ließ sein Opfer einfach hinter einer Säule zu Boden gleiten
und huschte dann lautlos in die Nähe der Tür zurück, durch die X- RAY-3 gerade
kam.
Dracula stand
hinter einem Mauervorsprung, preßte sich mit dem Rücken fest an die Wand und
war eingehüllt von seinem schwarzen Umhang, der ihn eins werden ließ mit der
Finsternis. Larry war einzige, gespannte Aufmerksamkeit.
Er war auf
einen Zwischenfall eingerichtet, aber auf die Weise, wie er erfolgte, wurde er
völlig überrumpelt.
Die Tür
bewegte sich knarrend in den Angeln.
X-RAY-3
machte einen Sprung zur Seite, streckte die brennende Fackel nach vorn, um mehr
zu sehen und hielt die Laserwaffe gleichzeitig schußbereit.
Die
Überlegung, daß nur einer, der hinter der Tür stand, diese auch ruckartig nach
vorn gestoßen haben könnte, lag nahe.
Aber dem war
nicht so. Die Tür war von selbst in Bewegung geraten. Und noch etwas geriet in
Bewegung.
Larrys Waffe!
Es schien,
als würde eine unsichtbare Hand plötzlich zupacken. Der Angriff erfolgte blitzschnell
und mit solcher Gewalt, daß Brent die Waffe zwischen den Fingern herausgezogen
wurde. Wie ein Pfeil schnellte sie durch die Luft und wischte noch durch den
Spalt der zuschlagenden Tür als wäre sie an einem sich zusammenziehenden
Gummiband befestigt.
Dann knallte
die Tür ins Schloß.
Instinktiv
ließ Larry sich zur Seite fallen, packte noch die Klinke und riß daran, in der
Hoffnung, sich den offenbar einzig möglichen Ausweg freizuhalten. Da knackte es
auch schon im Schloß, als würde ein unsichtbarer Schlüssel umgedreht.
In dieser
Sekunde war Larry alles klar.
Eine
furchtbare geistige Kraft öffnete und schloß die Tür, zog eine Frau wie Renate
Schimansky in ihren Bann und riß dem Agenten die Waffe aus der Hand.
Die gleiche
hypnotische Kraft war es auch, die gerade in die brennende Fackel fuhr.
Funken
sprühten nach allen Seiten davon, glommen wie überdimensionale Würmer in der
Luft, sanken zu Boden und erloschen dort zu Asche.
Die Fackel
drehte sich im Kreis, und XRAY-3 öffnete die Hand. Es war die letzte Bewegung,
die er bewußt machte.
Dracula war
nur zwei Schritte von ihm entfernt, trat blitzschnell aus der Dunkelheit seines
Verstecks und schlug zu. Der Handkantenschlag traf Larry voll im Nacken und
fällte den Agenten.
Ohne einen
Laut von sich zu geben, sackte XRAY-3 gegen die verschlossene Tür.
Die Fackel
lag noch neben ihm am Boden und glomm weiter.
Dracula stand
grinsend vor dem Verfolger, der sich nicht mehr rührte. Um die Lippen des
Vampirgrafs spielte ein grausames Lächeln.
»Hier wird
dich niemand finden«, sagte er rauh, »außer einer, und das wird gut sein. Für
sie - und danach auch für dich.«
Er zog sich
in die Dunkelheit zurück, warf nur noch mal einen kurzen Blick auf die am Boden
liegende Renate Schimansky und durchquerte dann das Gewölbe. Es war ein mit
Deckengewölben und Säulen versehenes Verlies, das auf der entgegengesetzten
Seite von einer weiteren Bohlentür
begrenzt
wurde.
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