1235 - Das Mord-Phantom
mir eine Durchsuchung und schaltete nur meine kleine Leuchte ein, um damit in die Runde zu strahlen. Ich suchte nach Spuren auf dem Boden, aber fremde Fußabdrücke fielen mir nicht auf.
Ich zog mich wieder in die Wärme des Zimmers zurück, in dem es sehr ruhig geworden war.
Ich dachte darüber nach, die Glotze einzuschalten, um mir die Zeit zu vertreiben, aber das musste ich zurückstellen, denn es meldete sich mein Handy.
Tim Wilde wollte mich sprechen. »Bist du schon im Haus?«
»Ja.«
»Und?«
Ich ließ mich wieder in den Sessel fallen. »Nichts, Tim. Es ist alles normal.«
»Das ist ja gut. Aber es kann sich auch ändern, daran solltest du denken.«
»Das weiß ich.«
Bei der nächsten Frage hatte sich der Klang seiner Stimme etwas verändert. »Was sagst du zu Samantha?«
»Sie ist hübsch. Attraktiv und…«
»Hör auf, John, das weiß ich selbst. Ich meine mehr ihr Verhalten. Das wollte ich wissen.«
»Normal. Sie hat mir Kaffee angeboten und…«
»He, he, das glaube ich dir nicht. Irgendetwas ist schon passiert, sonst könntest du nicht so frei sprechen.«
»Stimmt. Sie ist nicht da.«
»Ach. Wo…«
»Keine Sorge«, beruhigte ich ihn schnell. »Sam ist nach oben gegangen. Sie wollte sich hinlegen und schlafen. Hat sie mir jedenfalls gesagt.«
»Jetzt schon?«, wunderte er sich.
»Ja. Sorgt dich das?«
»Nicht unbedingt, wenn ich ehrlich sein soll. Aber es macht mich schon nachdenklich.«
»Warum?«
»Es geht um den Zeitpunkt. Meine Frau ist eigentlich noch nie so früh verschwunden, um zu schlafen. Wir haben erst in drei Stunden Mitternacht, John. Um diese Zeit legt sich ein Kind ins Bett und kein erwachsener Mensch, der gesund ist.«
»Du sorgst dich also?«
»Natürlich mache ich mir Sorgen. Ganz erhebliche sogar. Aber ich hatte es im Gefühl, verstehst du? Ich habe dich nicht umsonst konsultiert, John. Sie wird ihre Probleme bekommen. Sie wird wieder diesen düsteren Sensenmann sehen, und ich kann nur hoffen, dass er auch dir begegnet.«
»Falls er existiert«, schränkte ich ein.
»Wie meinst du das?«
»Ganz einfach. Er existierte doch bisher nur in ihren Träumen und Vorstellungen, die sehr echt waren…«
»Da bin ich mir ja nicht sicher«, erklärte er mit gequälter Stimme. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was real ist und was nicht. In meinem Kopf herrscht Chaos.«
»Kann ich mir denken. Aber ich werde bei ihr bleiben und sie auch beobachteten.«
»Wo bist du jetzt?«
»Im Wohnzimmer.«
»Ja, gut«, sagte er schnell. »Sam ist oben. Dort befindet sich unser gemeinsames Schlafzimmer, dann noch das Bad und auch noch ein Raum, der Sam gehört. Der ist so eine Mischung aus Büro und Bügelzimmer. Ich halte mich dort weniger auf, weil es nicht meine Welt ist, aber das Schlafzimmer kann man vom Bad aus erreichen, weil es zwischen den beiden Räumen eine Verbindungstür gibt.«
»Muss ich das wissen?«
»Es könnte von Vorteil sein, wenn du Sam beobachten willst. Die Tür zum Bad kannst du sofort erkennen, denn außen ist an ihr eine kleine Wanne angebracht worden.«
»Sehr gut.« Ich schlug die Beine übereinander. »Hast du noch irgendwelche Dinge, die du mir sagen möchtest?«
»Nein, das ist es eigentlich gewesen. Du musst nur damit rechnen, dass sich ihr Verhalten ändert.«
»Was du aber nie selbst gesehen hast.«
»Nein.«
»Wie ist…«
Er ließ mich nicht ausreden. »Sie hat es mir erzählt, John. Sie hat von ihren Erlebnissen so plastisch berichtet, dass ich einfach nicht glauben konnte, dass sie nur geträumt hat. Das alles muss sie echt erlebt haben.«
»Wenn das so ist, müssen wir davon ausgehen, dass sie Kontakt zu anderen Welten gehabt hat.«
»Was immer man darunter auch zu verstehen hat, ich sage einfach ja, John. Etwas stimmt nicht mit meiner Frau, und ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte.«
»Keine Sorge, die Nacht ist lang, und ich nehme an, dass ich es herausfinden kann.«
Ich hörte seinen schweren Atemzug. »Ich wünsche es mir, John. Ich wünsche es mir wirklich, denn ich möchte, dass meine Frau endlich zur Ruhe kommt. Sie leidet stark unter den Vorgängen. In den drei Jahren unserer Ehe hat sie sich verdammt stark verändert.«
»Wenn du das gemerkt hast, Tim, dann hast du doch siche rlich auch über den Grund der Veränderung nachgedacht. Ich meine jetzt nicht die eigentlichen Vorkommnisse, sondern etwas anderes. Dass überhaupt so etwas hat passieren können, muss einen tieferen Grund gehabt haben. Nichts passiert ohne
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