1236 - Grauen im stählernen Sarg
an.«
»Okay, dann sehen wir mal nach, was sich dahinter befindet.«
Ich machte den Anfang und kletterte über den mit wilden Pflanzen bedeckten Steinhügel hinweg, wobei ich Acht geben musste, nicht auszurutschen.
Suko umging ihn. Er war vorsichtig. Seiner Haltung war zu entnehmen, dass er mit allem rechnete, auch mit dem plötzlichen Angriff eines Blutsaugers aus irgendeinem Versteck hervor.
Wir hatten Glück. Es tat sich nichts. Nur das Heulen des Windes war zu hören, als wollte er uns durch diese Geräusche warnen, nicht mehr weiterzugehen.
Auch der Eingang wurde von den wilden Pflanzen zum Teil verdeckt. Einige hatten sich in die Höhe gerankt und an dem Gestein regelrecht festgeklammert. Ich musste die Pflanzen schon zur Seite drücken, um freien Eintritt zu bekommen.
Bisher hatten wir nur den Wind gehört. Das änderte sich, als ich meinen Kopf durch eine Lücke im Hindernis geschoben hatte.
Denn jetzt hörten wir etwas anderes!
Den Schrei einer Frau!
***
Das war wie bestellt. Das war wie im Kino. Eine Frau schrie und wir befanden uns als Retter nicht weit entfernt. Aber manchmal ist das Leben eben wie Kino, und daran lässt sich nun nichts ändern. In unserem Fall hoffte ich, dass es zu einem guten Ende führen würde.
Ich zwängte mich durch die Pflanzen hinein in das Dunkel.
Aus der Tiefe war kein Schrei mehr zu hören, dafür keuchende und auch jammernde Laute, die entstehen, wenn sich ein Mensch in großer Gefahr befindet und nicht mehr ein noch aus weiß.
Ich musste schnell sein, ich musste losrennen, aber es wäre verkehrt gewesen, dies zu tun, denn vor mir war nichts zu sehen, weil die Finsternis einfach alles bedeckt hielt.
Suko reagierte genau richtig. Er hatte die Lampe hervorgeholt. Der schmale Streifen gab genügend Helligkeit, um die alte Treppe zu erkennen, die in die Tiefe führte.
Wieder drang ein Schrei zu mir hoch. Diesmal leiser, aber auch verzweifelter. Für mich gab es keine andere Lösung. Die Frau, die sich dort unten aufhielt, das musste einfach Amy Carry sein, und sie befand sich in Lebensgefahr.
Es war zwar nicht unser Glückstag heute, aber als ich die Stufen der Treppe sah, konnte ich zufrieden sein, denn sie waren so breit gebaut worden, dass man recht sicher darauf laufen konnte, auch in eine unbekannte Tiefe hinein.
Und das tat ich jetzt.
Suko blieb mir auf den Fersen und leuchtete mir den Weg.
Der Strahl tanzte auf und nieder, es war wie ein Kugelblitz, der aus dem dunklen Wolkenhimmel geschossen war.
Eine Kehre.
Ich rutschte herum, glitt leider aus, fing mich aber und zog dann meine Beretta.
Wieder überholte mich der Lichtarm, und diesmal erwischte er das Ziel, das wir gesucht hatten. Da Suko nicht mehr weiterlief und sich ruhig verhielt, war es auch für mich möglich, recht gut zu erkennen, was sich da unten am Ende der Treppe abspielte.
Die Frau sah ich erst beim zweiten Hinsehen. Zuerst fiel mir die böse Gestalt auf, die über ihr kniete und sich mit ihr beschäftigte. Es war ein in Lumpen gekleidetes Wesen, das den Kopf schüttelte und seine Arme so bewegte wie zwei Pumpen.
Wahrscheinlich drückte er sein Opfer gegen den Boden oder versuchte es zumindest, aber die Frau wehrte sich so gut sie konnte.
Noch schaffte sie das. Leider würden ihre Kräfte erlahmen, im Gegensatz zu denen des Blutsaugers, der meine Nähe bisher nicht mal gespürt hatte.
An den Bewegungen des Lichtkegels erkannte ich, dass Suko die Treppe herunterkam, und ich bemerkte auch eine zweite Lichtquelle. Es war eine flache Lampe, die neben den beiden Kämpfenden auf dem Boden lag.
Ich hatte eine Hand frei. Es war die linke, und damit griff ich zu. Wie eine Katze, so packte ich die Gestalt im Nacken, die völlig überrascht war.
Ich riss sie hoch, merkte keinen Widerstand und schleuderte das Geschöpf herum. Mitten in der Bewegung ließ ich es los.
Es flog zur Seite und wurde von der Felswand aufgehalten, gegen die es mit seinem Gesicht klatschte.
Inzwischen hatte auch Suko den Keller erreicht. Er blieb stehen und strahlte das Wesen an.
»Es ist alles okay«, sagte ich schnell zu der am Boden liege nden Frau, bevor ich mich um den Vampir kümmerte. Bisher hatten wir noch keinen Beweis erhalten, dass es sich um einen Blutsauger handelte, das würde erst eintreffen, wenn er sich gedreht hatte.
Er tat es.
Zugleich warf er seinen Kopf so weit wie möglich zurück und schrie uns mit einer Stimme entgegen, die sich so schrill anhörte, als würde eine Säge mit dem Blatt
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