1237 - So rächt sich eine Bestie
hinwollen?«
»Ja.«
»Und sie sind schneller als wir.«
»Glaube ich auch.«
Er hieb seine Hand auf meine rechte Schulter. »Und was machen wir jetzt, verdammt?«
»Fahren auch hin!«
Tom sagte nichts. Stattdessen schaute er zu, wie ich mein Handy aus der Tasche holte. Für mich war es jetzt wichtig, meinen Freund Suko zu erreichen…
***
»Wollen Sie noch was trinken, Suko?«
Der Inspektor schüttelte den Kopf. »Nein, Amy, das ist zwar lieb gemeint, aber die Flasche Wasser hat mir gereicht.«
»Ich brauche einen Whisky.«
»Er sei Ihnen gegönnt.«
Rose Carry hatte sich zurückgezogen. Amy war mit Suko in der Gaststätte geblieben. Er hatte einfach das Gefühl, an einem Ort bleiben zu müssen, über dem nur äußerlich eine gewisse Ruhe lag. Es konnte so viel passieren, denn die Nacht stand erst an ihrem Beginn und war noch lang.
Amy schaute Suko über den Rand des Glases hinweg an. »Sie sehen verdammt sorgenvoll aus.«
»Sieht man das?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
»Da haben Sie Recht. Ich mache mir auch Sorgen. Was wir hier erlebt haben, kann erst ein Anfang gewesen sein. Andere Kräfte sind unterwegs, und die dürfen wir nicht unterschätzen. Ich will nicht Schwarz malen, aber stellen Sie sich darauf ein, dass es unangenehm werden kann. Da ist es sogar hilfreich, dass hier die Knoblauchstauden hängen, obwohl sie keine absolute Sicherheit bedeuten, aber sie werden die Blutsauger erschrecken, wenn sie dann die Insel hier betreten.«
»Daran glauben Sie?«
»Ich rechne damit.«
»Aber wie kann das geschehen?«
»Sie werden gebracht werden und…«
Es meldete sich Sukos Handy. Er wusste, dass es nur John sein konnte, der etwas von ihm wollte. Und so war es dann auch. Suko gehörte zu den Menschen, die sich in der Gewalt hatten. So zeigte er nach außen hin auch nicht, wie sehr ihn die Meldung seines Freundes erschütterte.
Nach einer Weile sagte er: »Danke, dass du mir Bescheid gegeben hast. Ich werde natürlich dort sein und mir anschauen, was passiert.« Er hörte noch eine Weile zu, gab auch knappe Antworten, dann ließ er das Handy verschwinden und schaute Amy dabei mit einem besonders langen Blick an. Sie verstand.
»He, es gibt wohl Ärger, wie?«
»Das kann man wohl sagen. Zumindest deutet einiges darauf hin.«
»Was ist denn los?«
»Wir werden Besuch bekommen. Oder besser gesagt, die Insel wird Besuch erhalten.«
»Von wem?«
»Von einem Schiff. John Sinclair sprach von einem Be rgungsschiff, das die Insel hier anlaufen wird. Es hat zuvor auf dem Meer gelegen und dort etwas aus der Tiefe geholt.«
Amy Carry schluckte. Sie schnaufte auch, und sie schüttelte dabei den Kopf. »He, Sie sagen das mit einem so komischen Unterton in der Stimme. Ist irgendetwas passiert?«
»Es ist kein normales Schiff mehr. Äußerlich schon, aber nicht, was die Besatzung anbetrifft.«
»Wie meinen Sie dass denn?«
»Wir müssen damit rechnen, dass nur noch der Kapitän normal ist. Alle anderen Besatzungsmitglieder sind leider zu Vampiren geworden. Ich weiß, dass es sich schrecklich anhört, Amy, aber Ihnen kann ich es sagen. Sie haben den Blutsauger in der Ruine selbst erlebt und wissen, wovon hier gesprochen wird.«
Amy Carry sagte zunächst nichts. Sie schaute Suko nur intensiv an. Dann hob sie ihr Glas und trank einen Schluck Whisky, als könnte sie damit ihre Furcht wegspülen.
»Wie viele sind es denn?«, flüsterte sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.
»Das konnte John Sinclair auch nicht genau sagen. Aber wir müssen uns schon auf etwas gefasst machen.«
»Ja, ja«, sagte sie leise und bekam große Augen. »Aber was tun wir dagegen?«
Suko zuckte die Achseln. »Ich habe noch keine Ahnung. Wir dürfen nur nicht in Panik verfallen und Fehler begehen. Ansonsten weiß ich schon, wie ich vorgehen werde.«
Amy fragte nicht nach. Sie wollte nur wissen, was mit den anderen Menschen auf der Insel war. »Die… die… müssen wir doch warnen, Suko. Sie müssen wissen, was auf sie zukommt. Es gibt ja unten noch Boote. Vielleicht gelingt es ihnen, Coomb Island zu verlassen. Das ist ja alles noch möglich.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Suko.
»Wieso? Warum nicht?«
»Weil die Zeitspanne einfach zu kurz ist«, erwiderte er. »Ich denke, dass die meisten der Bewohner hier bereits schlafen. Sie zu wecken und ihnen begreiflich zu machen, welche Gefahr auf sie zukommt, das kostet Zeit, die wir nicht haben. Zudem mussten wir uns um sie kümmern und wären von der
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