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124 - Auf der Todesgaleere

124 - Auf der Todesgaleere

Titel: 124 - Auf der Todesgaleere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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»Was hast du auf den Klippen entdeckt?«
    »Wrackteile. Die Galeere ist daran zerschellt.«
    Bens Augen strahlten vor Freude. Ich konnte es verstehen. Immerhin hatte er dreihundert Jahre auf dieser verfluchten Galeere verbracht. Ich nur eine Nacht, aber das hatte mir gereicht.
    Ich erwähnte die toten Zombies und Geisterpiraten.
    »Und Pan Allac?« fragte Ben gespannt.
    »Er war nicht dabei«, antwortete ich.
    Ben schluckte. »Glaubst du, daß er noch lebt?«
    »Das hoffe ich nicht.«
    »Was tun wir nun?« wollte Ben wissen.
    »Eine sehr gute Frage«, gab ich zurück. »Erst mal mußt du wenigstens ein bißchen zu Kräften kommen. Ich verlange ja nicht, daß du stark wirst, daß du Bäume ausreißen kannst, aber du solltest zumindest allein laufen können, deshalb wirst du jetzt ausgiebig schlafen.«
    »Und du? Hast du vor, auch zu schlafen?«
    »Nein. Ich werde bei dir bleiben und Wache halten«, sagte ich.
    »Du mußt dich auch erholen.«
    »Dazu ist es nicht nötig, daß ich schlafe«, entgegnete ich und befahl dem einstigen Galeerensklaven, die Augen zu schließen.
    Er hatte vollstes Vertrauen zu mir, schlief fast augenblicklich ein, und meine Gedanken kreisten um Yora, Terence Pasquanell, Pan Allac und das Geisterschiff. Ich dachte an meinen Freund, den Ex-Dämon, und fragte mich, wie die Zukunft für Ben Tallant und mich aussehen würde.
    Darüber vergingen einige Stunden. Ich machte mich mit den vielfältigen Geräuschen vertraut, die uns umgaben, und ich hätte auf jede Gefahr sofort reagiert.
    Shavenaar lag bereit neben mir, doch es war nicht nötig, daß ich das Höllenschwert in die Hand nahm. Die Hölle gönnte uns eine Verschnaufpause.
    Wir hatten es beide sehr nötig, Ben mehr noch als ich. Als er erwachte, sagte er, er habe Hunger, und damit tauchte ein neues Problem für uns auf.
    Auch mein Magen knurrte, auch mein Hunger wollte gestillt werden, aber was war für uns in dieser fremden Dimension genießbar? Ben stand auf und wollte einen weichen, fleischigen Zweig abbrechen.
    »Warte!« sagte ich und hielt ihn zurück.
    »Wir essen nicht gleichzeitig davon«, sagte er. »Zuerst ich - und wenn ich das Fleisch dieser Pflanze vertrage, dann du.«
    Er wollte für mich den Mundschenk spielen, den Vorkoster, wie sie früher die Könige gehabt hatten, um sicherzugehen, daß man sie nicht vergiftete, aber das behagte mir nicht.
    Ben brach den dicken Zweig ab. Aus dem weißen Fleisch, das verlockend aussah, tropfte ein klarer, wäßriger Saft. Bereits der erste Tropfen verätzte den Boden, das Gras, das wir niedergetreten hatten. Übelriechende Dämpfe stiegen hoch.
    »Wirf das weg!« sagte ich. »In dieser Pflanze befindet sich eine Säure. Sie würde deine Speiseröhre verbrennen. Du würdest daran zugrunde gehen.«
    Ben ließ den fleischigen Zweig fallen. »Aber wir müssen irgend etwas essen, Tony.«
    »Wir versuchen es mit etwas anderem.«
    »Vielleicht wurden Vorräte an Land geschwemmt«, sagte Ben. »Laß uns zum Strand zurückgehen, Tony. Wenn wir Glück haben, finden wir etwas Genießbares.«
    »Okay«, sagte ich.
    Wir verließen das Dickicht und liefen den Strand entlang, aber wir fanden nichts, womit sich unser Hunger, der immer quälender wurde, hätte stillen lassen.
    Wir hätten auch rohe Krabben gegessen, aber das schienen diese zu wissen, denn ich fand keine einzige. Ich überkletterte noch einmal die Klippen, hätte mir die Mühe aber sparen können, denn auch bei den toten Piraten fand ich nichts Genießbares.
    Wieder auf der kleinen Lichtung, hatte ich einen Einfall. »Wir versuchen es mit Wurzeln«, sagte ich.
    »Mit den Wurzeln dieser ungenießbaren Pflanzen?« fragte Ben.
    »Es gibt viele Pflanzen, bei denen nur die Wurzeln genießbar sind, während alles andere unter Umständen sogar giftig ist.«
    Ich fing an zu graben - nicht mit den Händen, sondern mit Shavenaar. Ich tat dies mit einem gewissen Hintergedanken. Vielleicht konnte das Höllenschwert die Wurzeln entgiften.
    Ich stieß auf kartoffelähnliche Knollen, die ich mit dem Höllenschwert in der Mitte auseinanderschnitt. Sie waren innen kiwigrün und verströmten einen süßlichen, verlockenden Duft.
    »Laß mich probieren!« verlangte Ben.
    »Zuerst ich«, erwiderte ich.
    »Warum willst du dich für mich opfern?«
    Ich antwortete nicht, ließ mich auf keine Debatte ein. Was zu geschehen hatte, bestimmte ich, damit mußte sich Ben Tallant langsam abfinden.
    Ich biß in die weiche Knollenhälfte, und ein bittersüßer Geschmack

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