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1240 - Das Knochenkreuz

1240 - Das Knochenkreuz

Titel: 1240 - Das Knochenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegte sich der Pfarrer nicht. Er konnte sich nicht mehr bewegen, denn er war tot.
    Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten!
    ***
    Das Blut war in seinen weißen steifen Kragen gesickert, der seinen Hals umschlang, und keiner von uns gab einen Kommentar ab. Irgendwo hatte ich sogar damit gerechnet, den Pfarrer tot vorzufinden, aber jetzt vor ihm zu stehen und seine Leiche anzustarren, das hinterließ bei mir schon ein verdammt böses Gefühl, und ich kam mir zugleich so hilflos vor, weil die andere Seite uns immer einen Schritt voraus war. Das hatte ich auch in London erlebt.
    Das Schweigen stand zwischen uns wie eine Wand. Fast eine Minute verging, bevor Suko und ich uns dem Toten entgege nbückten und kontrollierten, ob er tatsächlich tot war.
    Ja, das war er.
    Der oder die Mörder hatten ganze Arbeit geleistet.
    Ich richtete mich als Erster von uns beiden auf und drehte mich Annica zu. Sie hatte nicht mehr stehen können und saß jetzt auf einem Stuhl am Tisch.
    »Warum nur?«, hauchte sie.
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Doch«, flüsterte sie, »es geht um die Kirche. Um die verdammte Knochenkirche, und ihr seid auf der richtigen Spur. Das hat mir diese verruchte Tat bewiesen.«
    Suko, der ebenfalls wieder normal stand, meinte: »Lange ist er noch nicht tot. Seine Killer sind hier.«
    Wir wussten, was das bedeutete, aber nur Annica bekam eine Gänsehaut.
    »Hier im Haus?«, fragte sie dann.
    »Nein«, sagte ich. »Ich denke, sie halten sich in der Nähe auf. Da gibt es den Friedhof…«
    »Oder sie sind in der Kirche«, unterbrach sie mich.
    »Das kann auch sein.«
    Nicht nur Annica Dobel sah in diesem Augenblick niedergeschlagen aus, auch wir ließen uns von den Gefühlen leiten. Wir hatten den Pfarrer nicht persönlich gekannt, aber der Tod eines Menschen ist immer schlimm. So abgebrüht kann man nicht werden, dass so etwas spurlos an einem vorbeigeht. Zumindest bei Suko und mir nicht. Und erst recht nicht bei Annica, die nachdenklich auf ihrer Unterlippe nagte und dabei den Kopf drehte, sodass sie uns anschauen konnte.
    »Ich bin ja auch kein Kleinkind mehr«, sagte sie mit leiser Stimme, »aber was hier passiert ist, macht auch mich fertig. Ich weiß nicht, was da noch auf uns zukommt. Bisher habe ich euch nicht so recht geglaubt. Es war alles so weit weg, und nun habe ich das Gefühl bekommen, dass sich diese Kirche, die für mich seit meiner Kindheit ganz normal gewesen ist, zu einem Horrorgebilde entwickelt, in das auch Menschen hineingewoben worden sind. Die Menschen hier haben sich niemals vor dem Innern der Kirche gefürchtet, und jetzt…?« Sie schaute uns aus großen Augen an. »Was soll ich jetzt dazu sagen? Was hält sich dort versteckt? Wisst ihr das?«
    »Nein«, sagte Suko.
    »Aber es sind Menschen gestorben«, flüsterte Annica. »Ein Mann in London, und jetzt der Pfarrer hier in Hora. Warum? Was steckt dahinter? Welche Kräfte sind hier am Werk?« Sie hob die Schultern und sagte: »Ich kann es nicht begreifen, und ich finde auch keine Lösung. Das ist eben die große Tragik.«
    Es stimmte. Es stimmte einfach alles, was sie gesagt hatte.
    Auch wir waren von einer Lösung weit entfernt, aber wir wussten, dass Vincent van Akkeren, der Grusel-Star, seine Hände wieder mit ihm Spiel hatte. Es ging um Knochen, um alte Gebeine, die seit Hunderten von Jahren hier lagerten. Ganz früher auf dem Friedhof, jetzt in der Kirche. Ich bezweifelte, dass alle Gebeine für den Grusel-Star interessant waren. Er suchte nur bestimmte, und ich fragte mich schon jetzt, ob er überhaupt genau wusste, wo seine Leute suchen mussten. Sonst wäre es für sie kein Problem gewesen, in die Kirche einzudringen und sich die Beute zu holen.
    Suko sah mir meine Nachdenklichkeit an und stellte die entsprechende Frage. »Was ist los mit dir? Was geht dir durch den Kopf?«
    Ich erklärte es ihm.
    Mein Freund nickte. »Genau das ist es, John. Das ist das Problem, das auch mir zu schaffen macht. Wir werden es nicht herausbekommen, auch wenn wir uns die Kirche von innen anschauen. Das kannst du mir glauben.«
    »Also warten wir auf die Antwort«, sagte Annica.
    »Nein, die holen wir uns!«
    Sie schaute mich erstaunt an. »Was macht dich so sicher, John, dass wir sie auch finden?«
    »Wir holen sie uns in der Knochenkirche. Noch haben wir sie nicht betreten, und ich bin mir sicher, dass wir die Lösung dort, und nur dort finden werden.«
    »Ich kenne sie«, flüsterte sie. »Ich kenne sie genau. Zwar nicht jeden Knochen, aber

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