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1240 - Das Knochenkreuz

1240 - Das Knochenkreuz

Titel: 1240 - Das Knochenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als Briefbeschwerer oder Dekostücke. Das war eine Kaufwelt für sich, an die sich auch die alte Jolanda gehalten hatte, denn in ihrem übervollen Laden gab es alles, was das Herz des Touristen begehrte.
    Das Geschäft war mit Andenken so vollgestopft, dass ich mich nur darüber wundern konnte, wie es möglich war, dass Touristenströme sich durch den Laden bewegten, ohne die Regale und Tische leer zu räumen, weil sie überall anstießen.
    Jolanda hielt sich in ihrem Geschäft auf. Sie war dabei, Tücher zusammenzufalten, auf denen natürlich ebenfalls Schädel und Knochen als Drucke zu sehen waren. Manchmal auch die ganze Kirche mit einem übergroßen Turm und dem ungewöhnlichen Zeichen darauf.
    Wir verstanden nicht, was die Frau sagte, als wir den Laden betraten, aber sie jubelte zuerst auf, dann umarmte sie Annica wie eine Tochter, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
    Die Freude war nicht gespielt. Immer wieder drückte sie Annica gegen ihren großen Busen. Unsere Kollegin musste es auch hinnehmen, ein paar Mal geküsst zu werden.
    Wir standen im Hintergrund und warteten darauf, bis die Begrüßungszeremonie vorüber war. Der Laden zog sich über die gesamte untere Ebene hinweg und bis hinein in einen Anbau, wo in Regalen noch andere Dinge lagen. Dort sah ich auch die Kasse und eine Theke mit einem hohen Stuhl dahinter.
    Nach einem letzten Schmatz auf die Wange lösten sich die beiden unterschiedlichen Frauen voneinander, und jetzt konnte sich Jolanda um uns kümmern.
    Sie schaute uns erwartungsvoll an, während Annica mit leiser Stimme auf die einsprach und ihr wahrscheinlich erklärte, wer wir waren. Jolanda nickte einige Male und lächelte uns freundlich an.
    Sie war eine schon ältere Frau, aber in ihr steckte eine große Kraft und Freude. Ein tolles Temperament. Eine wie sie stand dem Leben immer positiv gegenüber.
    Das runde Gesicht mit der leicht gebräunten Haut war von einem Meer aus kleinen Falten durchzogen. Sie hatte sich ein Tuch um den Kopf gebunden, sodass ihre grauen Haare nur andeutungsweise zu sehen waren. Zwischen Kinn und Nase malte sich ein kleiner Mund ab, der sich beim Sprecher aber sehr schnell bewegte. Auch sie konnte auf ihren kurzen Beinen recht schnell laufen. Mit beiden Händen fasste sie bei der Begrüßung zu und schüttelte unsere Arme so heftig, als wollte sie diese aus den Schultergelenken zerren.
    »Könnt ihr die deutsche Sprache?«, fragte Annica aus dem Hintergrund.
    Wir nickten beide.
    »Das ist gut.« Sie wandte sich an Jolanda. »Du kannst mit John und Suko ruhig Deutsch sprechen.«
    Das war etwas für Jolanda. Sie begann zu strahlen. »Das ist sehr gut, wunderbar.«
    Gedrückt wurden wir nicht, aber sie wollte uns etwas zu essen und zu trinken anbieten, doch so viel Zeit hatten wir nicht, auch wenn es gut gemeint war. Für uns war die Kirche wichtiger. Wir warteten darauf, sie endlich betreten zu können.
    »Annica hat mir schon gesagt, weshalb ihr gekommen seid. Es ist eine gute Zeit. Nicht so viel Betrieb, versteht ihr?«
    »Genau«, sagte ich.
    Jolanda drehte sich um und redete mit Annica, die ihr auch Fragen stellte. Wir konnten nichts verstehen, aber aus den Gesten entnahmen wir, dass es um unseren Job ging.
    »Okay«, sagte die Kollegin und wandte sich dann wieder an uns. Sie lächelte. Es schien alles gut ausgegangen zu sein.
    »Konnte sie uns helfen?«, wollte ich wissen.
    »Ja.«
    »Super.«
    Annica winkte ab. »Das muss sich erst noch herausstellen. Wichtig ist nur, dass tatsächlich Fremde hier in Hora gewesen sind. Und die haben nichts mit den normalen Touristen zu tun gehabt. Das sagt zumindest Jolanda.«
    »Was hat sie denn so sicher gemacht?«
    Annica schaute mich an. »Tja, was machte sie sicher? Es war die Erfahrung. Die Männer benahmen sich anders.«
    »Waren Sie auch hier im Laden?«
    »Klar. Sie erkundigten sich nach der Kirche. Sie wollten alles darüber wissen.«
    »Inwiefern?«
    »Über die Knochen. Jolanda wurde nach den Knochen ausgefragt. Von wem sie stammen und so weiter…«
    Da mischte sich Suko ein. »Moment mal, damit habe ich schon meine Probleme. Heißt es denn nicht, dass es die Gebeine der Pesttoten sind, die damals hier umkamen?«
    »Das stimmt auch. Aber die Männer gingen wohl davon aus, dass sich noch andere Knochen hier in der Kirche befinden. Genauer gesagt: Gebeine von bestimmten Personen. Vielleicht auch von einer Person. So genau kann ich das nicht sagen.«
    Diese Antwort hatte uns bisher am besten gefallen. Deutete

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