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1240 - Das Knochenkreuz

1240 - Das Knochenkreuz

Titel: 1240 - Das Knochenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einzuschätzen. Als Kind hatte ich immer das Gefühl, als würde unser Dorf sterben. Irgendwann habe ich dann den Schnee gehasst, wenn er zu lange liegen blieb. Auch heute kann man mich noch damit jagen.«
    »Kein Wintersport?«, fragte ich.
    »Nein.«
    Wir gingen auf die Mauer des Friedhofs zu. Aus ihm waren vor langer Zeit die Knochen geholt und in der Kirche verteilt worden. Auch jetzt wirkte die Gegend unheimlich. Um uns herum bewegte sich das Laub, das der Wind vor sich hertrieb.
    Es schabte gegeneinander, und die raschelnden Geräusche verwandelten sich innerhalb der Schatten in das geheimnisvolle Flüstern uns begleitender Geister.
    Es gab ein Tor, durch das wir den Friedhof betreten konnten.
    Rechts und links davon hatte der Wind Blätter gegen die Mauer geschleudert und sie dort angehäuft.
    Das Gestänge des Tors war mit eisernen Ornamenten verziert, die eigentlich nur ein Thema kannten. Es war der Tod. Dargestellt als Schädel und Knochenarme aus Eisen, die sich dem Ankommenden zugewandt hatten, als wollten sie ihn in ihr Reich ziehen.
    »Kleine Kinder können da Angst bekommen«, sagte ich.
    »Nicht nur sie«, meinte Annica. »Ich kenne auch Erwachsene, die sich nicht trauen, das Gelände zu betreten. Viele Menschen sind eben noch sehr abergläubisch.«
    Damit hatten wir nichts am Hut. Es war Suko, der das Tor öffnete, das an seiner Unterseite mit zwei Stäben über den Boden schabte und dort Rinnen hinterließ.
    Noch war es nicht völlig dunkel, sodass wir die Gräber sehen konnten. Manche wirkten wie eingepackt. Man hatte sie mit Tannengrün abgedeckt, und auch der Wind hatte das Laub auf sie geschleudert.
    Kleine Gräber mit Steinen, Kreuzen und Figuren. Hin und wieder sahen wir blasse Totenlichter, die wie kleine Geister über den letzten Ruhestätten flackerten.
    »Wohin?«, fragte ich Annica.
    Sie blieb stehen und dachte nach. Lange dauerte es nicht, da hatte sie die Lösung gefunden. Sie bewegte ihren Arm nach rechts und deutete an, wo wir unseren besten Platz finden konnten. Ich hatte damit gerechnet, dass die Mauer dort niedriger sein würde, aber das traf leider nicht zu.
    »Wir können uns auf ein Grab stellen. Dann haben wir einen besseren Überblick«, erklärte sie.
    »Okay.«
    Annica ging vor. Die Mauer befand sich an der rechten Seite.
    Ebenso wie die Gräber, die sich sehr dicht daran befanden.
    Hier und da schimmerte ein Licht. Manchmal in einer kleinen Laterne, aber auch nur als Kerzenflamme, die dann von einem Glaskelch geschützt wurde.
    Wir brauchten nicht mehr weit zu gehen. Als Annica stehen blieb, da wussten wir auch, was sie gemeint hatte.
    Sie hielt sich auf keinem direkten Grab auf. Es war mehr eine kleine Treppe aus Steinen, über die längst das Unkraut gewuchert war, aber es war genau das Richtige, was wir suchten.
    »Zufrieden?«, fragte sie uns.
    »Das wird passen«, meinte Suko. Er kletterte als Erster hoch.
    Als er etwas erhöht stehen blieb, da stellte ich fest, dass es für zwei Menschen schon sehr eng wurde. Eine dritte Person fand keinen Platz, das war zu sehen.
    Aber Suko schaute über den Rand der Mauer hinweg auf die Kirche und meldete, dass er den Eingang gut überblicken konnte. Von hier aus war es auch leichter, die Mauer zu überklettern. Wir konnten dann mit wenigen Schritten die Kirche erreichen.
    »Ich steige nicht mit hoch«, gab Annica bekannt. »Es wird sowieso zu eng für uns.«
    »Okay.«
    Suko schob sich etwas zur Seite, damit ich mehr Platz hatte.
    Jetzt spähte ich auch über die Mauer hinweg. Wenn ich den Kopf nach rechts drehte, war auch der Bereich des Eingangs zu sehen. Wer immer die Kirche betrat, er konnte nicht übersehen werden.
    Auf dem Friedhof bewegte sich niemand, und auch außerhalb sahen wir keine Bewegung. Wir erlebten eine Stille, wie sie in diese Umgebung hinein passte. Mit Friedhöfen hatten wir unsere Erfahrungen sammeln können. Wir hatten sie friedlich erlebt, so wie jetzt, aber auch extrem gefährlich und unheimlich. Da hatten sich die Gräber geöffnet und die Toten als Zombies entlassen, die sich auf die Suche nach Menschen machten und rücksichtslos töteten.
    Wir glaubten nicht daran, dass das hier passieren würde. Hier ging es um etwas anderes. Kein Angriff vom Friedhof her, sondern von einer anderen Seite.
    Wenn wir die Köpfe reckten, konnten wir bis zum Ort hinschauen. Dort leuchteten die Lichter in den Häusern wie vergessene Inseln in der Dunkelheit. Hin und wieder sahen wir die Scheinwerfer eines Autos, das über

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