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1241 - Der Mördermönch von Keitum

1241 - Der Mördermönch von Keitum

Titel: 1241 - Der Mördermönch von Keitum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch noch die Kutte zu sehen und die dazugehörige Kapuze, die er so weit über den Kopf gezogen hatte, dass der Rand bis in die Stirn hineinreichte.
    Von seinem Gesicht sahen wir nichts. Genau dort, wo es sich hätte befinden müssen, war einfach nur ein dunkles Oval. Als hätte jemand eine tiefe Schwärze dort regelrecht hineingedrückt. Das Schwarz der Hölle, so konnte man es sehen.
    Vor meiner Brust hing das Kreuz. Es hatte sich bisher nicht »gemeldet« und nicht den geringsten Wärmeschub über meine Haut geschickt. Das hätte eigentlich sein müssen, da ich mich recht nahe bei ihm befand. Nichts geschah. Nur die Steinfigur war erschienen, und sie war bestimmt nicht vom Himmel gefallen.
    Silke von Weser hatte sich wieder soweit gefangen, dass sie zumindest atmen konnte. Sie bewegte sich auch und drehte mir jetzt ihren Kopf zu. Ihre Augen standen weit offen, auch der Mund war nicht geschlossen, und sie schüttelte sehr langsam den Kopf, um mir zu zeigen, dass sie mit diesem Phänomen nicht zurechtkam.
    »Das ist er, John.«
    »Ja.«
    »So kenne ich ihn. So können ihn die Menschen sehen, die hier vorbeikommen. Mein Gott.« Sie drückte ihre Hand gegen den Busen. »Wie ist das möglich?«
    »Keine Sorge, ich werde es herausfinden.«
    Die Antwort beruhigte Silke nicht. Sie drehte nervös den Kopf, schaute in die verschiedenen Richtungen. Sie hörte auch die Geräusche eines Flugzeugs, das zur Landung ansetzte, sie sah die vereinzelten Lichter in der Umgebung durch die Lücken zwischen den Bäumen schimmern, aber es gab um uns herum keine Bewegung. Der Mönch war allein.
    »Sie bleiben zurück, Silke.«
    »Und Sie, John? Was machen Sie?«
    Ich zeigte ihr ein kurzes Lächeln. »Ich werde mir unseren Freund mal aus der Nähe anschauen.«
    »O Gott, das…«
    »Bitte, keine Panik.«
    Bevor ich ging, zog ich das Kreuz von meiner Brust weg und ließ es in der rechten Seitentasche der Lederjacke verschwinden. So würde ich schneller an meinen Talisman herankommen, wenn ich ihn brauchte.
    Die Figur stand zwischen den Bäumen. Sie war für mich nichts anderes als eine Figur, noch nicht. Aber ich wollte, dass sie zum Leben erweckt wurde, wie immer das Leben auch aussehen mochte, das sicherlich nichts mit dem menschlichen gemein hatte.
    Es war wie im Film. Ich fühlte mich als Protagonist, der vom Regisseur die Aufgabe bekommen hatte, mit bestimmten Bewegungen auf ein besonderes Ziel zuzugehen.
    Das tat ich auch ohne Anweisung. Ich ging langsam. Ich ließ den Mönch nicht aus dem Blick und konzentrierte mich vor allen Dingen auf die Schwärze in der Kapuzenöffnung. Wenn es so etwas wie Leben gab, dann würde es sich dort zeigen, davon war ich überzeugt.
    Ich schaufelte das Laub mit meinen Füßen weg, ohne dass ich es sah. Es waren nur Geräusche zu hören, wenn die Blätter über den Untergrund wischten und sich aneinander rieben.
    Der Mönch rückte näher, ohne dass sich bei ihm etwas veränderte. Ich sah ihn immer deutlicher, weil er sich aus seiner düsteren Umgebung regelrecht hervorschälte.
    Auch aus der Nähe musste ich ihn immer noch als eine kalte und unheimliche Gestalt ansehen. Da war nichts Positives zu entdecken. Er ging ein in die Düsternis, und er war selbst aus der Düsternis gekommen. Ich hätte mir einen derartigen Typen nicht in meinen Garten gestellt, aber der Geschmack der Menschen ist ja zum Glück verschieden.
    Ich erreichte ihn, ohne dass sich etwas getan hätte. Auch meine ursprüngliche Spannung hatte nachge lassen, aber auch aus der Nähe betrachtet sah er immer weniger aus wie eine normale Steinfigur, denn das lag einzig und allein an der tiefen Schwärze, die das Gesichtsloch ausfüllte. Sie war tatsächlich ohne Licht. Es gab keinen hellen Schimmer, kein Grau, keine Löcher oder Streifen, einfach nur die verdammte Schwärze, die mich faszinierte und etwas in meinem Kopf auslöste, das für mich auf der Hand lag.
    Diese Schwärze verströmte nur einer - der Spuk!
    Der Letzte der Alten Götter. Derjenige, der die Seelen der getöteten Dämonen sammelte und durch sie sein finsteres Reich immer weiter ausbauen konnte.
    Er war die Schwärze. Er existierte ohne Licht. Er lebte in seinem Reich, das für einen Menschen nicht zu begreifen war.
    Als ich mich jetzt auf diesen absolut finsteren Ausschnitt konzentrierte, da überkam mich das Gefühl, ins Nichts zu schauen und zugleich tief in die Vergangenheit der Welt zu blicken, denn es gab den Spuk bereits seit Äonen.
    Jetzt war mir auch klar,

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